Hettich in Kirchlengern: Ostwestfälische Tugenden und Inspiration aus aller Welt

Kirchlengern. Many-to-many – so lautet das neue Management-Credo beim Beschläge-Hersteller Hettich in Kirchlengern. Das wurde auch bei der diesjährigen Jahres-Pressekonferenz deutlich, denn mehrere Mitglieder der &bdquo;Steuerungsgruppe“ (ehemals Geschäftsführung) präsentierten abwechselnd genau die Informationen über das Unternehmen, die zu ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich passten. &bdquo;Die Stärken und Leidenschaften jedes Einzelnen sollen in die Weiterentwicklung unseres Unternehmens einfließen“, erklärte Jana Schönfeld den neuen Ansatz. Der erstreckt sich weit über die Grenzen des Stammsitzes Kirchlengern hinaus und das hat gute Gründe. &bdquo;In einem Jahr 2024 mit besonderen Herausforderungen für die Bau- und Möbelindustrie sind wir besonders stolz auf unser globales Netzwerk“, betonte Beiratsvorsitzender und geschäftsführender Gesellschafter Andreas Hettich. &bdquo;Wenn in Deutschland das Glas halb leer ist, dann gibt es noch so viele Länder auf der Welt, wo das Glas immer halb voll ist - wir bekommen viel Inspiration von Kunden, Mitarbeitern und Partnern in aller Welt.“ Nicht zuletzt die Tatsache, dass 80 Prozent des 1,4-Milliarden-Umsatzes der Hettich-Unternehmensgruppe im Jahr 2024 außerhalb von Deutschland erzielt wurden, trägt sicher zu dieser Sichtweise bei. &bdquo;Deutschland war diesmal kein Treiber“, sagte Steuerungsgruppen-Mitglied Michael Lehmkuhl ganz deutlich. Und die Tatsache, dass durch die Übernahme des italienischen Familienunternehmens FGV viele positive Synergien entstanden sind, war für die zwölfprozentige Umsatzsteigerung ein wesentlicher Faktor. Andreas Hettich: &bdquo;In Europa ist alles überreguliert“ Wachstumspotenzial sieht man bei Hettich vorrangig in Indien, Südostasien und auch weiterhin in China. &bdquo;Dort werden sich aus jetziger Sicht auch die Mitarbeiter der Zukunft befinden“, so Jana Schönfeld. Dass auch Politik für hiesige Unternehmen wie Hettich verstärkt eine Rolle spielt, machte Andreas Hettich deutlich. &bdquo;In Europa ist alles überreguliert - es fehlt das Zutrauen, dass handelnde Menschen einfach etwas Vernünftiges tun. Die Überregulierung führt auch dazu, dass die Investitionen in Europa runtergefahren werden.“ Auch beim Thema Bauen – dem vorgelagerten Thema für Hettich, denn wenn gebaut wird, wird auch eingerichtet – sei vor allem Deutschland &bdquo;völlig überreguliert“. &bdquo;Bauen ist zu teuer“, sagte Andreas Hettich und er sei enttäuscht darüber, dass das Thema Wohnen im Wahlkampf und auch danach keine große Rolle gespielt habe. &bdquo;Schließlich ist das auch eine der zentralen sozialen Fragen.“ Bei aller Inspiration aus aller Welt: Mit dem Bau einer neuen Produktionshalle, die am 8. Mai 2025 offiziell eingeweiht wird, hat Hettich dennoch in den Standort Kirchlengern – oder besser gesagt Bünde investiert. Denn die neue Halle C3 mit 23.500 Quadratmetern Fläche ist zwar einen Steinwurf vom Kirchlengeraner Stammsitz entfernt, steht allerdings auf Bünder Gebiet. Anfang 2022 war der Baustart, jetzt ist alles fast fertig. &bdquo;Nur die Prozesse laufen noch nicht ganz optimal – das wird im Mai aber der Fall sein“, sagt Produktcenter-Leiter Nico Scholz. Spezielle Dämmung ermöglicht Arbeiten ohne Gehörschutz Einen kleinen Einblick gab es bereits in die Halle, und eines fällt dabei sofort auf: Für eine Produktionshalle ist es ziemlich leise, obwohl Stanzen und zahlreiche weitere Maschinen bereits ihren Dienst tun. &bdquo;Das liegt an der besonderen Dämmung – hier muss niemand mit Gehörschutz arbeiten“, bestätigt Scholz diesen Eindruck. Auch das Thema Nachhaltigkeit hat sich Hettich auf die Fahnen geschrieben. Das Hallendach ist mit einer 3-Megawatt-Photovoltaikanlage bestückt und in der Halle befindet sich ein Syn-Gas-Reaktor: &bdquo;Durch Holzverkohlung bei extrem heißen Temperaturen entsteht hier Gas, das wir direkt wieder zum Heizen nutzen“, erklärt Scholz. Schließlich habe Hettich auch eine besondere Verantwortung, was den Klimaschutz angehe, sagt Michael Lehmkuhl. &bdquo;Wir sind uns sehr bewusst, dass unser Kernmaterial Stahl ist, ein sehr energieintensives Material. Um das auszugleichen, sind wir auf jeden Fall in der Verantwortung.“ Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden im Rahmen der Jahres-Pressekonferenz auch &bdquo;kurzfristige, wissenschaftlich fundierte Emissionsreduktionsziele“ präsentiert: Bis 2030 will Hettich die betrieblichen Emissionen um mehr als 50 Prozent reduzieren und auf mehr als 90 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien umstellen. Außerdem soll auch eine Abstimmung mit vor- und nachgelagerten Partnern über die Nachhaltigkeitsverpflichtung stattfinden. Gerade was die Nachhaltigkeitsziele angeht, so wird die neue Halle C3 in Bünde, knapp hinter der Grenze zu Kirchlengern, sicher einen großen Anteil leisten. Und wo bleiben die ostwestfälischen Tugenden bei der ganzen Inspiration aus aller Welt? &bdquo;Die sind und bleiben unsere Wurzeln“, sagt Jana Schönfeld. &bdquo;Aber die globale Vielfalt macht das Ganze unter dem Strich noch viel schöner und stärker.“

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