Auf der Suche nach neuen politischen Mehrheiten in Kirchlengern

Kirchlengern. Es herrscht ein Patt im neuen Gemeinderat von Kirchlengern. Die politischen Lager, so sich die Fraktionen denn zuordnen lassen, sind gleich stark. Eine Stimme macht den Unterschied aus. Das macht das Regieren in den kommenden Jahren nicht unbedingt einfacher. Gewinner Es gibt einen großen Gewinner unter den politischen Parteien in Kirchlengern: Die Grünen. Ihnen gelingt es, ihr Wahlergebnis von vor fünf Jahren nahezu zu verdoppeln. Das schlägt sich auch in der Anzahl der Sitze im neuen Rat wieder: Sechs Grüne ziehen in das neue Gremium ein, bisher waren es drei Mitglieder. Auch die FDP darf sich zu den Gewinnern zählen. Zwar bleibt es bei einem Mandat im Gemeinderat und der Fraktionsstatus bleibt den Liberalen verwehrt, aber es gab mehr Menschen, die ihr Kreuz bei der FDP gemacht haben. Verlierer Mehr als 7 Prozent Plus bei den Grünen – die müssen irgendwoher kommen. Es sind vor allem die CDU und die SPD, die Federn lassen müssen. Die CDU büßt 3,2 Prozent der Stimmen ein, was sich auf die Sitzverteilung im Gemeinderat niederschlägt. Hier verliert die Partei von Bürgermeister Rüdiger Meier einen Platz. Detlef Kasse gelingt es in seinem Wahlbezirk 4, sein persönliches Ergebnis der letzten Wahl noch einmal zu verbessern. 56,1 Prozent der Wähler gaben ihm ihre Stimme – der höchste Wert in allen Wahlbezirken. Größter Verlierer der Gemeinderatswahl in Kirchlengern ist die SPD. Unter dem Strich steht ein Minus von 3,7 Prozent, was ebenfalls den Verlust eines Ratssitzes bedeutet. Allerdings: In vier Wahlbezirken gab es teils deutliche Zugewinne für die Direktkandidaten der SPD, fünf Sozialdemokraten ziehen direkt in den neuen Gemeinderat ein. Dritter Verlierer der Wahl ist die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG), die ein Minus von 2,2 Prozentpunkten verkraften muss. Der Fraktionsstatus bleibt den Freien Wählern mit zwei Sitzen im Gemeinderat zwar erhalten, trotzdem bedeutet das Ergebnis ein Minus von einem Platz. Mehrheiten Wer kann mit wem? Und wer will mit wem? Das werden die entscheidenden Fragen in den kommenden Wochen sein. Es gilt, Bündnisse zu schmieden, die entweder so grundsätzlich sind, dass mehrjährige Koalitionen eingegangen werden oder die thematisch ausgerichtet sind – man arbeitet also von Fall zu Fall zusammen. Auf jeden Fall wird es häufig zu knappen Entscheidungen kommen, bei der eine Stimme den Unterschied ausmachen kann. Die Ausgangslage: CDU, UWG und FDP kommen zusammen auf 17 Stimmen, exakt ebenso viele Sitze haben SPD und Grüne im neuen Gemeinderat. Es herrscht also eine Patt-Situation. Aber: Der Bürgermeister ist qua Amt ebenfalls Mitglied des Rates, die Stimme von Rüdiger Meier (CDU) kann also die entscheidende sein, wenn es darum geht, umstrittene oder knappe Entscheidungen durchzudrücken. Auf der anderen Seite: Es reicht ein Abweichler in den eigenen Reihen und es reicht nicht. Offene Fragen Kaum ist der neue Gemeinderat gewählt, stehen schon Änderungen an: Über die Reserveliste der CDU zieht nämlich Rüdiger Meier in das Gremium ein. Meier muss sich entscheiden, ob er in den kommenden Jahren Ratsmitglied oder Bürgermeister sein möchte. Es ist davon auszugehen, dass Meier sein Ratsmandat nicht annimmt. Sollte das so sein, würde mit Michael Erdbrügger der nächste Kandidat auf der CDU-Reserveliste in den Rat einziehen. Ebenfalls nicht annehmen möchte die Wahl Ulrike Schwarze. Die Bürgermeisterkandidatin stand zusätzlich auf Listenplatz 1 der SPD für die Gemeinderatswahl. Damit ist auch Schwarze gewählt. Doch noch am Wahlabend hat die Pastorin gegenüber der NW erklärt, zwar weiter Kontakt zur SPD halten zu wollen. Für politische Arbeit im Rat steht sie aber nicht zur Verfügung. Bleibt sie bei ihrer Meinung, wäre Kathleen Krüger die erste Nachrückerin. Anders hat sich der grüne Bürgermeister-Kandidat Rüdiger Bockhorst entschieden. Nachdem es mit einem Einzug ins Rathaus nicht geklappt hat, will er weiter Politik machen – für die Grünen im Gemeinderat.

Meistgelesen