Bürgermeister will es nochmal wissen

Kirchlengern. Das Fernglas hängt am Trageriemen um den Hals. Wenn Rüdiger Meier hier am Storchennest in Südlengern ist, ist es ein wichtiges Utensil. Seit zwei Jahren brüten an diesem Ort Weißstörche. Meier ist gerne hier, beobachtet die Vögel. Es ist sein Lieblingsplatz in der Gemeinde. Hier kann der 63-Jährige zur Ruhe kommen, was sonst manchmal schwerfallen dürfte: Meier ist nicht nur der Boss im Rathaus Kirchlengern, sondern auch der Chef der Bünder Feuerwehr. Wenn's nach ihm geht, sollen noch weitere fünf Jahre als Bürgermeister folgen. "Das Sofa ist nicht so meins", sagt Meier über sich selbst. "Die Arbeit als Bürgermeister hat mir immer Spaß gemacht." Er habe Spaß am Gestalten. "Außerdem sehe ich, dass andere bis 67 arbeiten sollen. Da ist es für mich selbstverständlich, dass auch ich weiter mache." Und deswegen hat er sich, nach Rücksprache mit der Familie, dazu entschlossen, noch einmal anzutreten. Ein Thema, das ihn besonders antreibt: der digitale Wandel. "Ich möchte Prozesse im Rathaus digitalisieren, wie etwa das Stellen von Anträgen", sagt Meier. "Bei der Digitalisierung unserer Schulen sind wir bereits auf einem guten Weg." Meier ist ausgebildeter Jurist Bevor es für Meier ins Rathaus ging, war er Amtsanwalt bei der Staatsanwaltschaft. Sein Einsatzgebiet: die Wirtschaftskriminalität. "Dann wurde ich gefragt, ob ich für die CDU als Bürgermeister-Kandidat ins Rennen gehen will", berichtet Meier. Das war 2003. "Im ersten Moment dachte ich, die wollen mich auf den Arm nehmen." Meier, der eigentlich aus Muckum stammt und der "Liebe wegen" nach Kirchlengern gezogen war, trat aber tatsächlich an. "Auch, weil der CDU-Gemeindeverband Kirchlengern in vielen Dingen offener als der Rest der Partei war." Er bekam 2004 die meisten Stimmen. Seitdem wurde er zweimal wiedergewählt. "Ich habe einen sicheren Job bei der Staatsanwaltschaft gegen einen Schleudersitz getauscht." Auf diesem "Schleudersitz" hält er sich immerhin schon seit 16 Jahren. Was ihn nahezu sein ganzes Leben begleitet: die Feuerwehr. Seit dem 17. Lebensjahr ist er bei der Bünder Wehr. Seit 1989 führt er sie als ehrenamtlicher Leiter. Wie bekommt man das als Bürgermeister unter einen Hut? "Das ist eine organisatorische Frage", sagt Meier. "Eigentlich war es nie in meiner Lebensplanung, Bürgermeister zu werden." Erst war die Feuerwehr, dann kam die Politik dazu. Außerdem ist er Mitglied in 16 Vereinen. "Aber ich bin nicht im Vereinsvorstand", wie Meier betont. Die Trompete ist ein weiteres Hobby Ein weiteres Hobby ist die Trompete. Er spielt im Posaunenchor und hatte schon den einen oder anderen Auftritt. Wie etwa vor Kurzem beim Outdoor-Schattentheater an der Erich-Kästner-Gesamtschule. Als am Ende das Lied "Guten Abend, gute Nacht" ertönte, wussten die Zuschauer nicht, wer dort spielte. Meier löst auf: Er war das an der Trompete. Auch in den eigenen vier Wänden steht die Trompete griffbereit. Er spielt immer mal zwischendurch, für 10 bis 15 Minuten. "Man bleibt dadurch fit", sagt Meier. In Kirchlengern gebe es noch viel zu tun. Das wolle er als Bürgermeister angehen. Für die nächsten fünf Jahre. "Auch, um die Übergänge hinzubekommen." Denn für ihn steht fest: Die kommende Amtszeit wäre definitiv seine letzte, sagt Meier. Ein Storch ist heute nicht im Nest in Südlengern. In weiter Entfernung rauschen ein paar Züge vorbei. "Die Idee mit dem Storchennest stammt vom Dümmer", erzählt Meier. Das Gemeindeoberhaupt ist gerne am Dümmer und fotografiert dort Vögel. Seine Begeisterung für die Ornithologie und Biologie hat er zwei Personen zu verdanken: seinem Cousin und Dr. Rolf Lachner, seinem früheren Bio-Lehrer. Und wer gerne Vögel beobachtet, der weiß: Man braucht Geduld und Ruhe.

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