Hiddenhausen. Er hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt, absolvierte unter anderem bei seinem Vater eine Tischlerlehre und gehörte 1964 zu den Ersten in der Küchenbranche, die Markenbildung betrieben. Und er leitete mit Brigitte-Küchen einen der großen heimischen Küchenmöbelhersteller über fast ein halbes Jahrhundert: Wie jetzt bekannt wurde, ist der Hiddenhauser Unternehmer Rolf Frickemeier im Alter von 92 Jahren verstorben.
Rolf Frickemeier, geboren 1932 und älteste der drei Kinder von Rudolf Frickemeier, wächst wie viele seiner Generation nach dem Krieg ins Unternehmen hinein. Das hieß damals „Hermann Frickemeier Möbelwerke“ und sein Sitz war in „Herford-Sundern“. Nach der Lehre besucht er die Höhere Handelsschule und wechselt dann ins Familienunternehmen – und bringt jede Menge neue Ideen mit: Er baut den Vertrieb aus, modernisiert die Fertigung und lässt in einer leer stehenden Halle auch Polstermöbel fertigen. „Geht nicht, gibts nicht“, ist einer der Sätze, die er gern gebraucht.
1959 heiratet er, seine beiden Töchter Claudia und Manuela kommen 1960 und 1962 zur Welt. Die Firma heißt bald Brigitte-Küchen – der Grund für die Namenswahl: Brigitte ist in den 60-er Jahren ein überaus gern gewählter Mädchenname. Brigitte-Küchen hat bereits hundert Mitarbeiter und seinen Sitz nach wie vor an der Unteren Wiesestraße in Sundern. Rolf Frickemeier und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Siegfried müssen allerdings feststellen, dass dort nicht mehr genug Platz für weiteres Wachstum des Familienunternehmens ist.
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Ein Unternehmer mit Visionen
Ende der 60er-Jahre fällt deshalb die Entscheidung, nach Bustedt zu gehen. Teile des früheren Gutes sind damals zum Industriegebiet geworden, auf dem das damalige Amt Herford-Hiddenhausen Unternehmen ansiedelt. Die neuen Hallen sind 1972 fertig. Bis 1985 hat die Verwaltung noch ihren Sitz in Sundern. Mittlerweile umfasst das Gelände in Bustedt rund 70.000 Quadratmeter, rund 330 Beschäftigte sind für Brigitte Küchen tätig.
1982 dann ein Schicksalsschlag. Rolfs Bruder Siegfried, mit dem er das Unternehmen zusammen geleitet hat, stirbt. 1989 verstirbt auch Seniorchef Rudolf Frickemeier.
Wenn es die Zeit erlaubt, segelt der Sportbegeisterte auf der Ostsee oder aber, er fährt Ski, gern im schweizerischen Zermatt. Das Segeln mit seinem Boot wird er erst 2008, im Alter von 76 Jahren, aufgeben. Und Rolf Frickemeier spielte und liebte Fußball, sein Herz hängt, nicht untypisch für seine Generationen, am SC Schalke 04.
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Mit 86 noch einmal Geschäftsführer
Mit dem Versuch, im Jahr 2018 Marktanteile von Alno/Wellmann zu übernehmen, begibt sich Brigitte-Küchen auf Expansionskurs. 2019, so das Ziel, sollen 60 Millionen Umsatz erreicht werden. Doch der Versuch endete mit einer Schieflage. Der Geschäftsführer geht und Rolf Frickemeier übernimmt mit 86 Jahren selbst noch einmal die Leitung des Familienunternehmens, um die Restrukturierung voranzutreiben. Brigitte-Küchen muss 2020 dann aber doch, unter anderem in Folge von Corona, Insolvenz in Eigenregie anmelden.
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Das Familienunternehmen wird vom Berliner Investor Kairos übernommen und durch Steffen Liebich weitergeführt. Ihrem Vater sei es überaus wichtig gewesen, dass das Unternehmen weitergeführt wird, berichtet seine Tochter Manuela Bonhaus. Mit vielen früheren Mitarbeitern habe er auch im Ruhestand noch engen Kontakt gehabt.
Die Urnenbeisetzung findet im engsten Familienkreis statt.