Dieser Mann aus Hiddenhausen feiert seinen 100. Geburtstag

Hiddenhausen. Günter Besser sitzt im Garten seines Hauses in Schweicheln auf der Terrasse und genießt das sonnige Sommerwetter. Sein Alter ist dem ehemaligen Bauingenieur kaum anzusehen. Besser feiert am Mittwoch seinen 100. Geburtstag. &bdquo;Körperlich ist bei mir alles in Ordnung, nur mit dem Sehen und dem Hören ist es nicht mehr ganz so gut“, sagt Besser, der aber dennoch einen rundum zufriedenen Eindruck macht. &bdquo;Wir haben alle Feiern mitgemacht, zudem hatte ich immer die Familie um mich herum. Außer dem Krieg hatten wir keine schlechten Zeiten“, blickt Besser sehr positiv auf sein langes Leben zurück. Mit &bdquo;Krieg“ meint der in Schlesien im rund 40 Kilometer nördlich von Görlitz gelegenem Freiwaldau geborene Besser den Zweiten Weltkrieg, den er als junger Pionier an der Ostfront mitmachte. Gleich zweimal wurde er schwer verwundet. Neben einem Halsschuss erlitt er auch einen Durchschuss des Oberarmknochens und verbrachte einige Zeit im Lazarett. Das Kriegsende erlebte er 1945 an der Elbe. Von der Elbe auf den Weg nach Bünde gemacht Hier geriet er zunächst in amerikanische Gefangenschaft und machte sich von dort aus auf den Weg nach Bünde – und das aus gutem Grund: &bdquo;Mein Vater hatte in Schlesien ein Baugeschäft und ein Sägewerk. Bei uns gab es wegen des tonhaltigen Bodens riesige Kiefernwälder. Aus dem Sägewerk haben wir viel Holz an eine Firma in Bünde exportiert, die vor allem Holzschuhe daraus herstellte. Das war die einzige Adresse, die ich im Westen hatte. Also bin ich dahin“, erklärt Besser. Zu seiner großen Freude und Verwunderung traf er bei der Firma in Bünde seinen Vater, der sich ebenfalls nach dem Krieg auf den Weg nach Ostwestfalen gemacht hatte – in die Heimat nach Schlesien konnten sie ja nicht zurück. Zunächst wohnten sie in Bünde bei verschiedenen Familien und arbeiteten gemeinsam auf dem Bau, um Geld zu verdienen. Lesen Sie auch: Herforderin wird 100 Jahre alt Später verschlug es den Vater beruflich bedingt nach Herford, während Günter Besser zwischen 1948 und 1950 in Lage studierte und sein Ingenieurdiplom ablegte. Die Mittlere Reife und die Ausbildung auf dem Bau hatte er noch vor seiner Zeit als Soldat in der alten Heimat absolviert. 50 Jahre ein Tiefbau-Unternehmen geleitet Besser arbeitete ebenfalls in Herford für ein Architekturbüro und war unter anderem am Bau des markanten Gebäudes der Firma Schwabedissen am Bahnhof beteiligt. Irgendwann habe sein Chef ihn gefragt, ob er mit ihm zusammen ein Unternehmen gründen wolle, erinnert sich Besser. &bdquo;Ich sollte die Fachkenntnis mitbringen und er das nötige Geld.“ Besser stimmte zu und leitete so von 1950 bis zum Jahr 2000 das Tiefbau- und Abriss-Unternehmen. &bdquo;Offiziell bin ich mit 67 Jahren in Rente gegangen, habe aber noch halbe Tage weitergearbeitet, bis ich 76 war“, erzählt er. Seinem Ehrentag blickt Besser ganz entspannt entgegen. &bdquo;Mit 100 Jahren ist man nicht mehr aufgeregt“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. In seinem Haus in Schweicheln wohnt er alleine. Für das Essen ist ein Pflegedienst zuständig, zudem kommt jeweils Nachmittags für zwei Stunden eine Gesellschafterin zu ihm. Den heutigen Tag will er zunächst mit Bekannten und Verwandten im Garten verbringen, um 18 Uhr gibt der Männergesangverein &bdquo;Lohengrin“ aus Enger ein Ständchen. Am kommenden Samstag wird noch einmal im Kreis der Familie mit seinen Kindern, vier Enkeln und einem Urenkel im Herforder Restaurant Steinmeyer gefeiert. Dass er bis auf die leichten Probleme gesundheitlich noch so gut beieinander ist, führt er auch auf seine regelmäßigen Sommerurlaube zurück. &bdquo;Wir sind immer im Wechsel im Sommer drei Wochen entweder an die Nordsee oder in den Schwarzwald gefahren“, erzählt Besser. Urlaub an der Nordsee oder im Schwarzwald Die Nordseeluft habe seinem Heuschnupfen gutgetan, der Schwarzwald seinem Rücken. An der Nordsee hatte es ihm vor allem die Insel Wangerooge angetan, die er auch im vergangenen Jahr besuchte. &bdquo;Vom Balkon aus kann ich immer direkt aufs Wasser schauen, das ist wunderbar.“ Ein Hobby, das Günter Besser über viele Jahre mit Engagement verfolgte, war das Singen. So sang er 50 Jahre lang im Herforder Männerchor und war 20 Jahre lang im Chor der Nordwestdeutschen Philharmonie aktiv. &bdquo;Wir haben Reisen nach England und in die USA unternommen, das war eine schöne Zeit.“ Noch heute geht er im Vitasol in Bad Salzuflen schwimmen, um sich fit zu halten. Schweicheln ist seit 1975 zu seinem Zuhause geworden. Zuvor hatte die Familie lange Zeit am Gehrenberg in der Herforder Innenstadt gewohnt. &bdquo;Meine Geschwister und ich wollten erst gar nicht aus Herford wegziehen, aber unser Vater hat uns überzeugt“, erinnert sich Tochter Eva Maag. &bdquo;Mein Vater hat immer das Positive angepeilt. Unsere Eltern hatten eine Super-Ehe und haben alles für uns getan“, sagt Eva Maag.

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