158 Ukrainer in Hiddenhausen: "Private Wohnungen sind der Schlüssel"

Hiddenhausen. Der Treffpunkt Schweicheln ist ein beliebter Veranstaltungsort für Vereine. Der einstige Saal ist derzeit aber kaum mehr wiederzuerkennen. Mit mobilen Trennwänden sind einzelne Wohnnischen entstanden. Ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch - hier könnten Geflohene aus der Ukraine unterkommen. Es ist aber nicht der einzige Ort, den die Gemeinde derzeit als Unterbringung herrichtet.158 vom Krieg geflohene Menschen sind bereits in Hiddenhausen angekommen (Stand 29. März). Um die Frauen, Kinder und Ältere adäquat unterzubringen, setzt die Gemeinde auf eigene Immobilien im Bestand, aber auch auf die Bürgerinnen und Bürger. Die zeigen sich überaus solidarisch. Schnell und unkompliziert haben einige von ihnen leer stehende Zimmer und Wohnungen für ukrainische Flüchtlinge angeboten. Von den 158 Menschen sind 92 privat untergekommen, für 66 hat die Gemeinde Wohnraum zur Verfügung gestellt. Pro Woche vier bis fünf Wohnungsbesichtigungen In einigen Flüchtlingsunterkünften gab es Leerstände, "die haben wir zuerst belegt", sagt Jörg Luttmann, Leiter des Amtes für Wohnen und Soziales. Schnell waren die ersten vier Gebäude belegt, dann galt es zu überlegen, welche Immobilien als Wohnraum umgerüstet werden können. Wie etwa der Treffpunkt Schweicheln, aber auch ein Bürogebäude in Gemeindehand, das bereits bei der Flüchtlingswelle 2015/16 genutzt worden ist. "Das ist auf Standby", sagt Luttmann. Bis zu 40 Personen finden hier Platz.Die zweite Säule bilden die Bürger mit ihren privaten Mietangeboten. Luttmann: "Es gibt eine große Hilfsbereitschaft und zahlreiche Angebote." Bevor die Wohnungen oder Zimmer von der Gemeinde angemietet werden, "fahren wir die Angebote ab", sagt der Amtsleiter. Pro Woche schaue sich das Team vier bis fünf Wohnungen an. "Das ist unser Joker", ist Luttmann überzeugt. Denn damit könnte die Errichtung einer großen Notunterkunft, der als Plan noch in der Hinterhand liegt, eventuell verhindert werden. In Vlotho wird eine Turnhalle zur Notunterkunft Allerdings bereite sich die Gemeinde auf den schlimmsten Fall vor. "Wir rechnen damit, dass die Busse kommen", sagt Bürgermeister Andreas Hüffmann im jüngsten Sozialausschuss der Gemeinde. Am Dienstagabend hat Jörg Luttmann dort die Mitglieder über die derzeitige Ukraine-Situation informiert. Dabei ist zur Sprache gekommen, dass eine Sporthalle zur Notunterkunft umfunktioniert werden könnte. Die Vereine, die in der Sporthalle einer Grundschule nach Schulschluss trainieren, seien schon informiert worden. "Wir hoffen, dass wir aufgrund der zahlreichen privaten Mietangebote die Turnhalle nicht nutzen müssen", sagt Luttmann, aber "auszuschließen ist das nicht".In Vlotho werde jetzt auf diese Räume gesetzt. Der Krisenstab Ukraine der Stadt hat sich entschieden, dass die Einfach-Sporthalle am Weser-Gymnasium ab sofort bis zu den Sommerferien zur Unterbringung von Geflüchteten vorgehalten werden soll. Aktuell können die Ukraine-Flüchtlinge noch in Zusammenarbeit mit dem Verein Vlothoer für Flüchtlinge sowie aufgrund der Wohnungsangebote der Bürger untergebracht werden. &bdquo;Wir bedanken uns sehr für die enorme Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sowie für das außerordentliche Engagement des Flüchtlingsvereins hier bei uns“, heißt es von den Verantwortlichen aus dem Rathaus Vlotho. Beteiligte müssen mit einer großen Unbekannten kalkulieren Überall sei die Aufgabe riesig: "Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, wir müssen Unterkünfte schaffen, Inventar bekommen", sagt Jörg Luttmann. Doch Matratzen, Bettgestelle seien derzeit schwer zu kriegen. "Es ist ein Drama." Zudem müssen die Verantwortlichen mit einer großen Unbekannten kalkulieren - denn wie viele Menschen letztendlich nach Hiddenhausen kommen, ist unklar.Die Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel sei auf den Kopf gestellt. Geht man von dieser Rechnung aus, würden pro 100.000 geflüchteten Menschen, die in Deutschland ankommen, 23 Personen der Großgemeinde zugeordnet werden. Doch viele Ukrainer kommen über Kontaktpersonen nach Hiddenhausen. Am 4. März waren bereits 117 Menschen angekommen, am 29. März schon 158. "Vor uns liegt eine Riesen-Aufgabe, um die wir uns alle kümmern müssen", so der Amtsleiter. Schließlich gehe es nicht nur um die Vermittlung von Wohnraum. Im Café Miteinander ist schon der erste Deutsch-Sprachkurs in Zusammenarbeit mit der VHS gestartet. Der Kurs werde gut besucht, heißt es aus dem Rathaus. "Das Interesse ist groß", sagt Luttmann. Dabei gehe es nicht nur darum, die Sprache zu lernen. Der Kurs gibt eine Tagesstruktur, die Menschen können sich untereinander austauschen, sich ablenken. Das sei auch für die Kinder wichtig. 46 ukrainische Kinder im schulpflichtigen Alter leben aktuell in Hiddenhausen, "die haben wir zur Schuleingangsberatung angemeldet". Die Beratung und anschließende Verteilung auf die Schulen erfolgt über das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Herford.

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