Wie sicher ist Hiddenhausen vor Wassermassen geschützt?

Hiddenhausen. Es ist ein Sommer, der den Menschen die Gefahr großer, unkontrollierbarer Wassermassen vor Augen führt. Sonst ruhig daherfließende Gewässer entfalten in Folge von Starkregen zerstörerische Kräfte. Wie mehrfach berichtet wird die Beseitigung der entstandenen Schäden in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eine Aufgabe für die kommenden Jahre sein. Es seien "Bilder, die keiner von uns bisher gesehen hat", sagte Bernd Gante von der Freiwilligen Feuerwehr Hiddenhausen kürzlich gegenüber der NW. Zwölf Kräfte aus Eilshausen und Schweicheln waren selbst vor Ort im Märkischen Kreis. Sind ähnliche Bilder, wie sie in diesem Sommer von Gante und seinen Kollegen gesehen wurden, in Hiddenhausen denkbar? "Wir sind der Natur ausgeliefert. Man muss sich davon frei machen, dass man das beherrschen könnte. Man steht dem ohnmächtig gegenüber", sagt Christoph Olheide von den Kommunalbetrieben in Anbetracht der Katastrophe im Süden des Bundeslandes. Starkregen kann im Gegensatz zu Hochwasser theoretisch überall, plötzlich und punktuell auftreten. Am Computer entstehen Modellrechnungen Anfang Juni dieses Jahres war das beispielsweise in Hiddenhausen der Fall, als mehrere Keller unter Wasser standen. Dass allerdings derart massive Schäden, wie sie ein paar hundert Kilometer entfernt auftraten, hier möglich sind, sei in der Großgemeinde eher unwahrscheinlich. "Da kriegt man nicht solche Fließgeschwindigkeiten zusammen", so Olheide, der damit auf die Topografie anspielt. Denn im Gegensatz zur Eifel, dem Sieger- oder Sauerland ist das flache Terrain in Hiddenhausen angesichts von Starkregen vorteilhaft. Was "punktuell größere Schäden" aber nicht ausschließe, wie Michael Bastek, Ingenieur und ebenfalls bei den Kommunalbetrieben tätig, einräumt. Im Bereich der Kirche St. Gangolf an der Löhner Straße gebe es beispielsweise eine Senke, in der das Wasser sich bei viel Niederschlag sammle. Um herauszufinden, wie Starkregen in Hiddenhausen abfließt, wurden bereits computergestützte Modellberechnungen angestellt. Für eine erste Übersicht ist dazu online ein Fließwegemodell einsehbar. Auf dem Geoportal des Kreises Herford wird dargelegt, wo das Wasser langfließen würde. Noch präziser allerdings wäre eine Starkregen-Gefahrenkarte. In diese Darstellung können weitere - wenn auch nie alle - Parameter aufgenommen werden. Intensität, Dauer, Sättigung des Bodens: "Die Realität ist immer anders", schränkt Olheide ein. Die ausgearbeitete Karte liege fertig vor, die Veröffentlichung müsse jedoch noch seitens der Politik abgestimmt werden. Für die Menschen würde das Wissen um eine potenzielle Gefährdung idealerweise zu Präventivmaßnahmen führen. Denn letztlich sind die Hausbesitzer für ihre Immobilie selbst verantwortlich. Sinnvoll sei es den Experten zufolge, Fenster und Lichtschächte darauf zu überprüfen, ob sie Wasser abhalten können. Lichtschächte können abgedeckt, Kellereingänge überdacht und Fenster abgedichtet werden. Zudem empfiehlt sich der Einbau einer Rückstauklappe, damit der Überfluss der Kanalisation nicht in den eigenen Keller fließt. Zuletzt ist zudem der Ruf nach einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden lauter geworden. Die Kanalisation versagt bei Starkregen planmäßig Ebenso kann das umliegende Gelände so gestaltet werden, dass das Wasser möglichst unschädlich um das Haus herumgelenkt wird. Bepflanzte Beete könnten das Wegschwemmen von Boden verhindern. Ein Ereignis, bei dem das nicht der Fall war, datiert auf den August 2005 zurück. Ein Starkregen löste damals die Erde eines Ackers und schwemmte die Sedimente in die Häuser der Anwohner, erinnert sich Olheide. Kritisch sei es bei landwirtschaftlichen Flächen in Hanglage, auf denen Mais, Rüben oder Kartoffeln wachsen. Die Pflanzen festigen den Erdboden nicht wie beispielsweise eine dicht bewachsene Wiese und die Wassermassen können das Material dementsprechend leichter lösen. Als Folge können dann verschlammte Keller stehen. An einigen Stellen in der Gemeinde wurden deshalb kleine Palisadenzäune errichtet. Diese sollen den Schlamm möglichst kontrolliert von der Wohnbebauung fernhalten. Ebenso helfen Gehölzstreifen. Die Kanalisation in Deutschland indes eignet sich nur sehr bedingt als Puffer für die Wassermassen. "Der Kanal ist nicht dafür da, Wasser solcher Ereignisse aufzunehmen", sagt Bastek. Bei massiven Starkregenereignissen, so formuliert es Christoph Olheide, "versagt die Kanalisation planmäßig".

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