Sparkasse baut den letzten Geldautomaten in Oetinghausen ab

Hiddenhausen. Vielleicht hebt Sabine Corsing aus Oetinghausen an diesem Mittwoch das letzte Mal Geld am Automaten in ihrem Dorf ab. Dass die Sparkasse ihren Service am NP-Markt Ende des Monats einstellt, ist für sie an diesem Tag neu. Ein Aushang informiert an der Eingangstür über die anstehende Schließung. "Das ist schon blöd, aber ich bin ja mobil", sagt Corsing. Allerdings sei das nicht bei allen Bürgern in Oetinghausen so. "Ich denke, die älteren Herrschaften müssten das weiterhin auch vor Ort erledigen können", so ihre Meinung. Auf dem Aushang der Sparkasse Herford, der als "wichtige Information" übertitelt ist, heißt es: "Dieser SB-Bereich muss leider Platz machen für eine räumliche Veränderung im Gebäudekomplex." Diese Entwicklung habe die Sparkasse überrascht. Nun müsse zum 30. Juni das SB-Angebot geschlossen werden. Heißt konkret: Geld abheben und einzahlen, Überweisungen und Daueraufträge durchführen sowie Kontoauszüge ausdrucken, ist dann für Sparkassen-Kunden in Oetinghausen nicht mehr möglich. Einige sind auf kurze Wege im Dorf angewiesen Es ist eine Entwicklung, die besonders ältere und weniger mobile Menschen direkt betreffen wird. Nicht einverstanden mit der Schließung ist der stellvertretende Bürgermeister Erwin Steffen, der selbst in Oetinghausen zu Hause ist. "Mir geht es darum, dass keiner mehr an die Bewohner in den Gemeindeteilen denkt, die kein Auto haben", sagt Steffen. Er denkt dabei etwa an ältere Menschen, die alleine leben. Die auf kurze Wege für ihre Erledigungen angewiesen sind. "Viele kaufen auch vor Ort ein." In seinem Bekannten- und Freundeskreis, so erklärt Steffen, gebe es viele Kunden, die den Service an der Oberen Talstraße nutzten. Denen gehe nun das Angebot im Dorf verloren. "Von einer Sparkasse erwarte ich, dass sie in der Fläche ist", argumentiert der Oetinghauser. Was also sagt die Sparkasse Herford zu der Entwicklung? "Die Räumlichkeit unseres SB-Angebotes in Oetinghausen ist angemietet und wurde uns aufgrund von geplanten Veränderungen im Gebäudekomplex vom Vermieter Ende Mai kurzfristig gekündigt", antwortet Sprecher Peter Platz auf NW-Anfrage. Daher sei die Sparkasse gezwungen, den Standort zum Ende des Monats aufzugeben. In dem Zusammenhang verweist Platz auf die nächstgelegenen Geldautomaten: Der SB-Service in Herringhausen an der Engerstraße 217 sei nicht weit entfernt. Es gebe weiterhin bestehende Möglichkeiten etwa in Eilshausen (Bünder Straße 389), Schweicheln, Sundern und Lippinghausen. "Außerdem sind wir auf der Suche nach einem neuen Standort für ein SB-Angebot in Oetinghausen", so der Sparkassen-Sprecher. Eine Zentralisierung widerspreche der Nachhaltigkeit Christa Gante, stellvertretende Vorsitzende im Beirat für Senioren und Menschen mit Behinderung, erinnern die Pläne an einen ähnlichen Fall in Eilshausen. "Im letzten Lockdown hat die Volksbank den Schalterraum von heute auf morgen dicht gemacht", sagt Gante. Die Leute hätten davor gestanden und seien nicht reingekommen. "Wir dürfen nicht nur an junge Leute denken, die Online-Banking machen", erklärt sie ihren Standpunkt. Außerdem seien es nicht nur Senioren, sondern auch Menschen mit Beeinträchtigungen, die durch eine weitere Zentralisierung ins Hintertreffen gerieten. Abseits des Service-Gedankens verweist Gante zudem auf einen weiteren Punkt, der zumindest politische Brisanz hat: "Gerade vor dem Hintergrund, dass wir nachhaltig sein wollen, macht es keinen Sinn, mit dem Auto nach Herford oder Bünde zu fahren." Die Logik, dass ein langer Weg zum Geldautomaten das Klima unnötig schädigt, leuchtet ein. In Eilshausen habe es laut Christa Gante eine Lösung gegeben, sodass im Lockdown zumindest ein Mal in der Woche der Schalterraum der Volksbank geöffnet wurde. "Wenn sie das wirklich wollen, gäbe es die Möglichkeit in Oetinghausen", mutmaßt Gante.

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