Warum das Coronavirus die gesamte Chorarbeit lahmlegt

Eilshausen. Keine Advents- und Weihnachtskonzerte, kein Chorwochenende, keinen Auftritte beim abgesagten Eilshauser Weihnachtsmarkt, keine Gottesdienstbegleitung und keine Chorprobe: Das Coronavirus hat die gesamte Chorarbeit des Gospelchores InJoy lahmgelegt. Obwohl der Chor für die Proben in die Eilshauser Kirche ausweichen könnte, haben sich Chorleiter Marcus Linnemann und die rund 55 Sängerinnen und Sänger einhellig dagegen entschieden. &bdquo;Der Beschluss steht erstmal bis Ende des Jahres“, sagt Linnemann, &bdquo;dann müssen wir sehen, was wieder möglich ist. Wir hoffen auf einen Impfstoff oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die das gemeinsame Singen in einem verantwortbaren Rahmen wieder möglich machen.“ Gut ein Viertel des Chores ist zum Pressegespräch gekommen. Für viele ist es das erste Wiedersehen nach gut einem halben Jahr. Nur einmal, Anfang September, habe es ein größeres Treffen einiger Sänger an der Kirche gegeben – im Freien. &bdquo;Da haben wir am Ende sogar drei Lieder gesungen, aber das war nicht dasselbe“, sagt die Vereinsvorsitzende Katja Stuke-Tappe: &bdquo;Beim Chorsingen kommt es darauf an, dass wir unsere Stimme hören und uns dort aufgehoben fühlen. Im Freien und mit Abstand fühlt sich das alles ganz anders an.“ &bdquo;Das Halleluja klang doch ganz gut“, sagt Antina Wehrmann, was Linnemann augenzwinkernd mit einem &bdquo;Na ja...“ kommentiert. Ohne Ziel fehlt auch die Motivation &bdquo;Für einen Chor wie unseren machen Alternativen wie Einzelproben oder Proben der verschiedenen Stimmen keinen Sinn“, sagt Linnemann. Und die Kirche als Probenraum scheide dann doch eher aus – die wäre vielleicht groß genug, ist aber nur schlecht zu lüften.“ Doch es sind nicht nur die Proben, die fehlen, sondern die auf unabsehbare Zeit unmöglichen Gelegenheiten zum Auftritt“, sagt Silke Kleineberg: &bdquo;wenn nichts da ist, auf das man hinarbeiten kann, wirkt sich das schon auf die Motivation aus.“ &bdquo;Eigentlich würden wir nach der Sommerpause allmählich beginnen, die Adventskonzerte in den Blick zu nehmen“, sagt Regina Hensel, &bdquo;in der heißen Phase vor den Konzerten wird bei vielen quasi das ganze Familienleben um Proben und Auftritte herum geplant – auch das wird in diesem Jahr anders sein.“ Der Wegfall der Konzerte wirkt sich auf die Vereinskasse aus. Der Chorleiter bekommt derzeit kein Geld, ist aber als Lehrer an einer Gesamtschule auch nicht so dringend darauf angewiesen wie viele freie Kollegen, die hauptberuflich als Chorleiter arbeiten. &bdquo;Einige Ausgaben wie die Beiträge zum Chorverband laufen aber weiter“, sagt Stuke-Tappe. Auch die im vergangenen Jahr produzierte CD mit Weihnachtsliedern hat Geld gekostet. &bdquo;Die CDs werden eigentlich bei den Adventskonzerten gerne als Weihnachtsgeschenke gekauft“, sagt die Vorsitzende: &bdquo;Damit wenigstens etwas Geld wieder reinkommt werden wir an den beiden Samstagen vor dem 1. und 2. Adventssonntag die CD an Ständen vor den Märkten von Edeka Wehrmann in Eilshausen und Herford verkaufen.“ Das ist dann wohl die einzige Gelegenheit in diesem Jahr, einige der Chormitglieder live und in Farbe zu erleben. Der Neuanfang könnte eine Herausforderung werden Chorleiter Linnemann blickt aber noch weiter in die Zukunft und fragt sich wie der Neustart nach vielleicht einem Jahr Pause gelingen könnte. &bdquo;Mit so einer Situation hat einfach niemand Erfahrung“, sagt Linnemann: &bdquo;Wie jedes Körperorgan muss auch die Stimme regelmäßig trainiert werden und verändert sich, wenn sie nicht gefordert wird.“ Möglicherweise müsse InJoy weit unter dem bisher erreichten Niveau neu anfangen, eventuell tatsächlich mit Einzelproben in den diversen Stimmgruppen. &bdquo;Ich weiß einfach nicht, wie das sein wird, wenn wir neu anfangen“, sagt er: &bdquo;Ich weiß nur eins: Alle Sänger und ich sind heiß drauf, wieder singen zu dürfen – für uns und für unser Publikum.“

Meistgelesen