UWG Hiddenhausen bestimmt mit Eckard Gläsker ihren Bürgermeisterkandidaten

Hiddenhausen. Welche Art von Partei ist eigentlich eine Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG)? Und warum stellt die UWG in Hiddenhausen einen Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl auf? Hat sie doch nur einen Vertreter im Rat und damit noch nicht einmal Fraktionsstatus. Diese Fragen kann Eckard Gläsker beantworten. Denn er tritt für die UWG als Bürgermeisterkandidat an. Eckard Gläsker ist Rechtsanwalt in Hiddenhausen und Vorsitzender der UWG. Es ist eine sehr kleine politische Gemeinschaft – und tatsächlich keine Partei, wie er sagt: “Wählergemeinschaften gelten laut Gesetz nicht als Parteien. Es gibt sie auch nur auf kommunaler Ebene, darüber nicht.” Wie Gläsker weiter sagt, sind sie oft ein Zusammenschluss von Menschen, die mit den etablierten Parteien nicht mehr zufrieden sind. Manchmal entstehen sie auch aus Bürgerbegehren. Ab Kreisebene agieren UWGs dann oft unter dem Dach der Freien Wähler. Für sie sitzt Eckard Gläsker auch im Kreistag Herford. Gläsker ist Ur-Hiddenhauser. Seine Familie hatte bis Ende der 1950er Jahre eine Zigarrenfabrik im Dorf Hiddenhausen: “Irgendwann rauchten die Leute aber keine Zigarren mehr, sondern lieber Zigaretten. Und so gab mein Vater den Betrieb auf und schulte mit knapp 40 Jahren um auf Lehramt”, so erinnert sich Gläsker. “Eine ganz andere Branche. Aber er hat es geschafft, denn er war mutig.” Dieser Mut hat sich offenbar vererbt. Denn Eckard Gläsker tritt als Bürgermeisterkandidat in Hiddenhausen an für eine vergleichsweise winzige Partei mit weniger als 20 Mitgliedern. Wo sieht er da überhaupt eine Chance? Hiddenhausen fehlt ein Verwaltungsfachmann “Ich sehe eine Lücke, von der ich glaube, dass ich sie füllen kann”, sagt Gläsker. “Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer tritt ja überraschend nicht mehr an. Und ich denke, dass ich als Verwaltungsjurist am besten von allen Kandidaten mit den Abläufen und Fallstricken einer Verwaltung vertraut bin.” Tatsächlich sind CDU-Kandidaten Ulrich Hempelmann und SPD-Bewerber Andreas Hüffmann Unternehmer. Der Grüne Bernhard Weil war 30 Jahre im Sozialdienst beschäftigt und ist jetzt im Ruhestand. “Gegen Ulrich Rolfsmeyer wäre ich nicht angetreten. Gegen den hätte niemand gewonnen. Aber jetzt ist ja auch der fachlich sehr gut geeignet CDU-Politiker Jörg Düning-Gast aus dem Rennen”, sagt Gläsker. “Düning-Gast tritt nicht mehr zur Bürgermeisterwahl. Und so fehlt es in Hiddenhausen an einem Verwaltungsfachmann. Und ich denke, das ist meine Chance." Das Wahlprogramm der UWG ähnelt dem der übrigen Parteien. Wie sollte es auch anders sein, Hiddenhausen ist übersichtlich, gemessen an Zuzügen und Kita-Zahlen als Wohnort begehrt, und die Masse der Probleme ist nicht gerade hoch. Rund 90 Prozent der Ratsentscheidungen sind einstimmt. Dennoch gewichten Parteien und auch die Unabhängige Wählergemeinschaft verschiedene Themen unterschiedlich. Die UWG setzt sich deswegen auch besonders dafür ein, dass Schwerlastverkehr nicht mehr durch Hiddenhausen fließt, sondern LKW um die Gemeinde herumgeleitet werden. Gläsker: “Das war lange ein Problem, jetzt aber wäre es möglich. Sämtliche An- und Lückenschlüsse der Autobahnen A2, A30 und A33 sind fertig. Sowohl in Bielefeld als auch in Bad Oeynhausen.” Deswegen sei es jetzt höchste Zeit, das Thema offensiv anzugehen. Und Eckard Gläsker weiß nach eigenem Bekunden auch, wie sich überprüfen lässt, ob Lastwagen tatsächlich nur anliefern und aus Hiddenhausen abfahren oder ob sie Hiddenhausen als Abkürzung und Durchfahrt nutzen. “Die Polizei kann das messen”, sagt Gläsker: “Dafür werden auf den Abfahrten der A2 in Herford Fahrzeuge elektronisch registriert, und eine Durchfahrtzeit wird festgelegt", so beschreibt er die Überprüfung. ”Wenn sie nach kurzer Zeit in Bünde wieder auf die A30 fahren, sind sie offensichtlich nur durchgefahren, haben nicht getankt und auch nichts angeliefert.” Mit entsprechenden Strafen könne man Firmen und Fahrern das sehr schnell abgewöhnen." Ein Ärztehaus am Rathausplatz Für ein wichtiges Thema hält er auch Straßenausbaubeiträge, die Anlieger für die Sanierung von Straßen zahlen müssen: “Die sollten abgeschafft werden", sagt Gläsker. “Denn die Bürger geben Geld für etwas, das ihnen später nicht gehört. Die sanierte Straße gehört der Gemeinde oder der Stadt.” Aber wie würden sich dann Reparaturen finanzieren lassen? “Aus dem Steuersäckel. Aber ich halte das System der Straßensanierung für grundsätzlich falsch”, sagt Eckard Gläsker. “Straßen sollten frühzeitig repariert werden und nicht erst, wenn dicke Schäden zu sehen sind. Außerdem würde ich ein Meldesystem für Bürger einführen.” Ein Meldesystem? Für was denn? “Anwohner könnten Straßenschäden vor ihrer Tür dem Katasteramt melden, so dass die Verwaltung frühzeitig tätig wird. So würden die Straßen stets in Schuss bleiben.” Auch für bezahlbaren und am besten kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) will sich Gläsker einsetzen: “Wir haben die Klimadiskussion, und entsprechende Pläne kommen und sollen auch umgesetzt werden. Dazu gehört ebenfalls kostenloser ÖPNV, damit mehr Menschen mit dem Bus fahren und Autos von der Straße kommen”, sagt Gläsker. “Und dazu brauchen wir auch gut Radwege. Das geht beides Hand in Hand.” Wie in der gesamten Region droht auch Hiddenhausen stets latent ein Hausärztemangel. “Da sollten wir mit Starthilfen für junge Ärzte etwas tun. Das können Kredite oder auch vergünstige Räumlichkeiten sein, damit wir einen Anreiz schaffen.” Der Kreis Herford hat erst kürzlich ähnliches angeleiert: ein Prämienprogramm für junge Ärzte, über dessen Umsetzung im September der Kreisausschuss befinden soll. Und dann hat Eckard Gläsker noch eine Idee: “In den kommenden Jahren soll ja der Rathausplatz in Lippinghausen umgebaut werden, damit er attraktiver wird. Wir wäre es denn, dort ein Ärztehaus zu etablieren? Ich denke, so etwas würde Hiddenhausen wirklich guttun.”

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