Die Menschen aus Hiddenhausen wollen wieder reisen

Hiddenhausen. Als die Corona-Krise Mitte März Fahrt aufnahm und der Lockdown kam, liefen in den Büros der Reiseveranstalter Stornierungen im Minutentakt ein. Niemand wollte mehr weg. Colette Freyberg ist selbstständige Reiseberaterin. Auch sie hat die Folgen der Corona-Krise massiv zu spüren bekommen: "Als das Ganze losging, haben natürlich auch meine Kunden reihenweise storniert oder umgebucht. Ich war für sie aber zu jeder Zeit ansprechbar und habe ihnen natürlich bei Stornierung von Flügen, Hotels oder ganzen Reisen geholfen.” Der Service hat sich ausgezahlt. Denn mittlerweile packt die Kunden das Fernweh. Sie wollen wieder los: "Vielen reicht es jetzt auch mit Corona und zu Hause bleiben. Manche schmieden zwar erst Pläne fürs nächste Jahr. Aber die meisten machen jetzt aus der Not eine Tugend und lassen den Blick gar nicht so weit in die Ferne schweifen”, sagt Colette Freyberg. Noch ist nämlich nicht klar, in welcher Form das Reisen mit dem Flugzeug in ein paar Monaten möglich ist: “Es kursieren zwar schon Bilder, wie die Sitzmöglichkeiten in Flugzeugen umgebaut werden. Aber so richtig weiß noch niemand, wie das wird.” Freybergs Kunden folgern daraus im wahrsten Sinne das Naheliegende: Sie buchen Ziele, die man mit dem Auto erreichen kann. Urlaub erfährt wieder mehr Wertschätzung Und deswegen steht in diesem Sommer auch der Urlaub in Deutschland und im angrenzenden Ausland hoch im Kurs: “Die Kunden sagen sich: Wenn wir schon nicht nach Madeira können, dann buchen wir doch eine schöne Hütte oder ein Chalet im Harz, in Bayern oder in Österreich.” Wie Colette Freyberg sagt, hört sie aus den Rückmeldungen auch eine andere Wahrnehmung von Urlaub und freier Zeit heraus, und zwar eine höhere Wertschätzung: "Ich merke, dass den Kunden so richtig bewusst wird, wie wertvoll ein schöner Urlaub ist. Es ist eben nicht mehr wie vor Corona alljährliche Normalität und Routine.” Dazu kommt seit geraumer Zeit – und auch schon vor Corona – der Trend zu Aktivurlaub, in dem man gleichzeitig Gutes tun kann: “Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Man kann heute ja quasi alles buchen: Vom Schildkrötenretten in Griechenland bis zum Baumpflanzen irgendwo anders auf der Welt. Aktivurlaub ist klar ein Wachstummarkt.” Jegliche Art von Urlaub lässt sich auch über Vergleichsportale im Internet zusammensuchen. Flug, Transfer, Hotel und Exkursionen alles einzeln. Doch gerade mit den Erfahrungen aus der Corona-Krise warnt Colette Freyberg vor so etwas: “Ich würde immer zu einer Pauschalreise über renommierte Anbieter raten. Dann ist man auch gut für einen möglichen Rücktritt versichert.” Tatsächlich haben die großen Reiseveranstalter ihre Kunden nach dem Ausbruch von Corona betreut und zurückgeholt. Wer auf eigene Faust unterwegs war, hat bei der Buchung vielleicht zunächst gespart, war dann jedoch beim Ausbruch von Corona nicht selten ohne jegliche Hilfe im Ausland gestrandet. Colette Freyberg hat das direkt mitbekommen. Sie ist auch auf Facebook und Instagram aktiv und hat dort von fremden Menschen reichlich Hilfsanfragen erhalten: ”Deswegen kenne ich die Situation sehr gut. Und natürlich habe ich dann auch völlig unentgeltlich Tipps und Hilfe gegeben. Ich habe das Wissen ja, und in so einer Situation muss man einfach zusammenhalten.” Von Gutscheinen für ausgefallene Reisen rät sie übrigens ab: “Gutscheine sind nämlich nicht gegen Insolvenzen abgesichert. Wenn das Reiseunternehmen aufgibt, ist das Geld weg.” Große Veranstalter bieten kurzfristige Storno-Möglichkeiten Sorgen machen ihr derzeit die Menschen, die auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten: “Wenn wir mal daran denken, dass zum Beispiel viele Menschen von den Philippinen oder aus anderen nicht so reichen Ländern auf den Schiffen arbeiten, dann kommt man schon ans Nachdenken. Die versorgen mit ihren Löhnen ganze Familien zu Hause. Und jetzt haben sie nichts.” Für diejenigen, die trotz Unsicherheiten schon mal in die Ferne planen, hat sie aufmunternde Worte: “Nach dem momentanen Stand gelten die Corona-Reisewarnungen bis zum 14. Juni und sollen auch nicht verlängert werden. Das hat Außenminister Heiko Maas in Aussicht gestellt.” Wie sie sagt, haben viele Hotels besondere Hygiene-Konzepte erstellt. So sei Essen vom Buffet vermutlich erstmal nicht mehr so einfach möglich: “Aber sich am Tisch à la Carte bedienen zu lassen, ist doch auch keine schlechte Sache, oder?” Und noch eine gute Nachricht hat sie für alle, die endlich wieder in den Urlaub wollen: “Wer will, kann momentan quasi ohne Risiko buchen. Die großen Veranstalter bieten alle eine Stornierung bis 14 Tage vor Reiseantritt an. Das ist aus meiner Sicht ein toller Service, den wir in dieser Form bisher noch kannten.”

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