Streik an Flughäfen: Reiseunternehmen im Kreis Gütersloh kämpft um Urlaub seiner Kunden

Steinhagen. &bdquo;Wir sind seit Sonntag im Dauereinsatz und haben bis 22 Uhr gearbeitet“, erzählt Karl Bock am Montagnachmittag. Der Mitgeschäftsführer des Steinhagener Reiseanbieters Vivido Travel ist von den Verdi-Streiks an den deutschen Flughäfen direkt betroffen, genauer: seine Kunden. Als am Wochenende die Warnstreiks angekündigt wurden, klingelte prompt das Notruftelefon bei dem Steinhagener Unternehmen. Das Start-up hat sich auf außergewöhnliche Erlebnisreisen spezialisiert. Auf der Vivido-Website können die Kunden Polarlichter-Touren in Lappland buchen oder Rundreisen durch Sri Lanka mit Elefanten-Spotting. Doch mit den Warnstreiks an den deutschen Flughäfen drohten die Urlaubsträume vieler Menschen zu platzen. &bdquo;Bei uns waren 25 Reisen betroffen. Das ist für ein junges Start-up, wie wir es sind, schon eine echte Herausforderung“, sagt Karl Bock. &bdquo;Denn wir müssen die Folgen des Streiks ausbaden, und das tut weh.“ Bereits am Sonntag begannen er und sein Team damit, alternative Flüge zu buchen. Kundinnen und Kunden hätten verständnisvoll reagiert, sagt der Unternehmer Mit den Flügen allein sei es allerdings nicht getan, so Karl Bock weiter. &bdquo;Wir mussten mit Hotels und Veranstaltern vor Ort Kontakt aufnehmen, um Aufenthalte zu verlängern und Termine umzubuchen“, führt der Vivido-Geschäftsführer weiter aus. Lesen Sie auch: Wieso Verdi den Flughafen Paderborn nicht bestreikt Reisende, die ursprünglich von Deutschland aus in den Urlaub starten wollten, mussten umgebucht werden und wurden nun von Amsterdam, Brüssel und Zürich aus in die Luft geschickt. &bdquo;Einige sind mit der Bahn zu den Airports hingefahren, andere mit dem Auto. Einen Kunden aus Hamburg haben wir mit der Bahn sogar nach Kopenhagen zum Flughafen geschickt.“ Die Kundinnen und Kunden hätten gegenüber dem Reiseveranstalter verständnisvoll und kooperativ reagiert. &bdquo;Die haben sich ja Urlaub genommen und möchten weg.“ Airlines berufen sich beim aktuellen Streik auf höhere Gewalt Eine Reise konnte nicht gerettet werden. &bdquo;Der Kunde hat storniert. Auf den Kosten bleiben dann wir als Veranstalter sitzen“, zeigt Karl Bock das Ausmaß eines Streiks für sein Unternehmen auf. &bdquo;Weil nicht die Piloten, sondern Mitarbeitende des Bodenpersonals gestreikt haben, berufen sich die Airlines in so einem Fall auf höhere Gewalt.“ Das sei nicht nur für die Urlauber ärgerlich, sondern auch für ihn als Veranstalter. &bdquo;Im aktuellen Streik-Fall profitieren die Urlauber vom Pauschalreise-Recht. Wir werden zwar vom Kunden beauftragt, tragen aber trotzdem das Risiko für den Urlaub und sind dafür verantwortlich, dass Reisende ihr Ziel erreichen“, erklärt Falk Olias. Olias ist Geschäftsführer des ebenfalls in Steinhagen ansässigen Unternehmens Runa Reisen, das Urlaube für Menschen mit Rollstuhl organisiert. Runa Reisen und Vivido teilen sich eine Bürofläche im Steinhagener Schlichte-Carree. Anders als Vivido sei Runa Reisen aber kaum von den Auswirkungen des aktuellen Streiks betroffen. &bdquo;Das liegt ganz einfach daran, dass unsere Kunden zum jetzigen Zeitpunkt eher nicht verreisen“, erklärt Falk Olias. Renaissance der Pauschalreise zeichnet sich ab Die Vorteile von Pauschalreisen sind unabhängig von Streiks wieder stärker im Bewusstsein der Urlauber angekommen, berichten Karl Bock und Falk Olias übereinstimmend. Das sei vor einigen Jahren noch ganz anders gewesen. Doch nach der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach krisenfesten Komplettangeboten wieder gestiegen. Lesen Sie auch: OWL vor großem Streiktag: Betroffene erklären, warum sie jetzt mitmachen Diese Trendwende hat sich gerade erst vergangene Woche auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) bestätigt. Die beiden Geschäftsführer aus Steinhagen haben an dem Branchentreffen teilgenommen. Dort war von einer regelrechten Renaissance der Pauschalreisen die Rede. &bdquo;Die Menschen möchten ein komfortables Sicherheitspaket, und das bieten Pauschalreisen“, beobachtet Karl Bock. Sowohl Vivido Travel als auch Runa Reisen profitieren grundsätzlich von dieser Entwicklung im Tourismus. Unternehmer rechnet mit weiteren Streiks an den Flughäfen Der Streik an den deutschen Flughäfen wird die Steinhagener Reiseanbieter möglicherweise noch länger beschäftigen. &bdquo;Angesichts der doch sehr hohen Forderungen seitens der Gewerkschaft Verdi gehe ich nicht davon aus, dass die Arbeitgeberseite so schnell einknicken wird“, prophezeit Karl Bock. &bdquo;Ich fürchte, da wird noch mehr auf uns zukommen.“

Meistgelesen