
Schweicheln-Bermbeck. In der letzten regulären Arbeitswoche seines Lebens bekommt es Bernd Frohloff kurz vor der Rente mit einigen mehreren hundert Kilogramm schweren Stahlträgern zu tun. Sie befinden sich im Lager, der 63-Jährige muss sie am Klinikum Herford montieren. Und dann ist erst einmal Schluss. Nach einem halben Jahrhundert. Frohloff hat etwas geschafft, was in der heutigen Zeit nur Wenigen gelingen wird: Er hat fast genau 50 Jahre am Stück bei der Firma Besch (Heizung, Bad und Sanitär) und damit bei ein und demselben Unternehmen gearbeitet.
Zwischen Chefin Kirsten Generotzky und Bernd Frohloff herrscht ein Vertrauensverhältnis, beide duzen sich. "In Zeiten des Fachkräftemangels werden wir ihn mit seiner Erfahrung nicht ersetzen können”, sagt sie. Mittlerweile sei es für Generotzky äußerst schwer geworden, geeignetes Personal und Nachwuchs zu finden. "Wir haben genügend Aufträge, aber zu wenig Mitarbeiter. Viele gehen lieber in die Industrie”, berichtet Generotzky.
"Dann gingen wir in die Kneipe”

Frohloff kennt seine Chefin, da war sie noch ein Mädchen. Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung als Heizungs- und Lüftungsbauer bei Werner Besch. Damals brachte der Chef persönlich die Mitarbeiter auf die Baustelle und holte sie ab. "Manchmal kam er auch drei Stunden später als abgemacht. Dann gingen wir in die Kneipe, um was Warmes zu essen. Das Geld für die Überstunden gab es trotzdem”, erinnert sich Frohloff.
Toiletten und Waschbecken habe man früher wesentlich tiefer aufgehängt. "Die Menschen sind im Schnitt größer geworden”, sagt der 63-Jährige, als er zurückblickt. Überhaupt habe sich viel verändert, berichtet Frohloff. "Damals arbeiteten wir körperlicher. Es war mehr Handwerkskunst zum Beispiel beim Schweißen und Löten gefragt.” Mittlerweile werden die Rohre mehr nach Vorgaben zusammengesteckt, sodass weniger Improvisation erlaubt ist.
Zwillingssöhne alleine großgezogen
Der 63-Jährige erlebte ebenso dunkle Kapitel bei der Firma, als der Gründer Werner Besch plötzlich starb. Oder die Mitarbeiter in den 70ern nach einem großen Auftrag auf das Geld warteten, das ein Hoteleigentümer nicht überwies. Frohloff zog neben der Arbeit auch die beiden Zwillingssöhne mit Hilfe ihrer Großeltern alleine auf und schaffte den Spagat zwischen Job sowie Privatem. Die Frau starb, da waren die Jungs gerade mal sieben Jahre alt. "Manchmal musste ich plötzlich von der Baustelle ins Krankenhaus, weil sich ein Kind den Arm brach.”
Für Frohloff beginnt bald ein neuer Lebensabschnitt. Mit dem Fahrrad macht er sich zunächst nicht mehr von Falkendiek bis nach Schweicheln-Bermbeck auf den Weg zur Arbeit. "Ich freue mich auf die Rente”, sagt er. Dann will er mehr Tagesausflüge machen, in Thermen entspannen und sich ehrenamtlich im Windmühlenverein engagieren. Und wenn Not am Mann ist, hat er versprochen, bei seinem Arbeitgeber einzuspringen. Vielleicht kommen doch noch ein paar Jahre zu den 50 dazu.