Die Idee vom Radweg von Bünde über Hiddenhausen nach Herford

Hiddenhausen. Ein Radweg möglichst abseits der Bünder Straße - das ist eins der wichtigsten Projekte von Bündnis90/DieGrünen aus Herford, Hiddenhausen, Bünde und der Grünen-Kreistagsfraktion. Nicht nur die Idee ist ein Novum, auch die überörtliche Zusammenarbeit der Fraktionen ist bisher einzigartig. Am Dienstag stellten sie das Projekt in Hiddenhausen vor. Mit dabei ist auch Christian Kowalewski, Ratsmitglied der Grünen in Bünde und Lehrer am Gymnasium am Markt: "Als ich einer meiner Kolleginnen neulich von der Idee eines interkommunalen Radwegs erzählt habe, wäre sie mir fast um den Hals gefallen. Sie pendelt täglich von Herford nach Bünde und würde den Weg zu gern mit dem Rad fahren.” Und genau darum geht es den Grünen: Pendler, die sich bisher noch mit dem Auto zwischen Herford, Hiddenhausen und Bünde bewegen, sollen eine Alternative zum Auto bekommen, entweder aufs Rad umsteigen können und auch einen weitaus besseren Öffentlichen Personennahverkehr bekommen, als derzeit zur Verfügung steht. Los geht es mit dem Radweg. Momentaner Radweg hat seine Tücken Die Idee dazu entspringt Ur-Grüner Politik. Die Grünen möchten besonders in Hinsicht auf den Klimaschutz eine langfristige Veränderung des allgemeinen Mobilitätsverhaltens erreichen. Auf lokaler Ebene könnte nach dieser Lesart eine attraktive Radroute zwischen Herford und Bünde ein Baustein dafür sein. Nun ist es aber keinesfalls so, dass Radfahrer auf der Strecke bisher nicht zu ihrem Recht kämen. Es gibt sehr wohl Radwege – in Hiddenhausen auch einen sehr modernen -, der die Städte Bünde und Herford via Hiddenhausen verbindet. Die Strecke hat allerdings ihre Tücken, wie Bernhard Weil, Sprecher der Grünen in Hiddenhausen, zu berichten weiß: "Wer von Hiddenhausen mit dem Fahrrad nach Herford möchte, muss allein auf der Strecke - Bünde ist da noch gar nicht mitgerechnet – viermal die Straßenseite wechseln. Und das entlang der viel befahrenen Bünder Straße mit ihrem Schwerlastverkehr. So etwas ist wenig attraktiv und auch gefährlich." Allein der Übergang vom Herforder Gebiet nach Hiddenhausen hat es in sich. Die Bünder Straße führt nämlich geradewegs über die hochfrequentierte Straße bei McDonald's und der Discothek "X”. Es gib zwar eine Fußgängerampel, aber richtig Fortkommen ist das für zeitgebundene Pendler nicht. Auf der anderen Seite, dort wo Hiddenhausen nach Bünde übergeht, sieht es nicht viel besser aus: Der Autobahnanschluss A30 wirkt für Radfahrer bedrohlich, und die dunkle Unterführung tut ihr Übriges. Was ist da zu tun? Noch Platz für Radweg unter der A30 Stefanie Janßen-Rickmann, Grüne Bürgermeisterkandidaten in Bünde, hat eine Vorschlag: "Wenn man mal unter der Autobahnbrücke durchfährt, lässt sich gut erkennen, dass da auf beiden Seiten der Fahrbahn noch reichlich Platz zwischen Leitplanken und Brückenpfeilern ist. Der Platz ließe sich gut für einen Radweg nutzen. Momentan ist die Situation dort doch eher abschreckend für Fahrradfahrer." In Hiddenhausen wäre ein möglicher Übergangspunkt von Hiddenhausen in Herforder Stadtgebiet der "Bünder Landweg" in Sundern, der auf die B239 führt. Wie sich dann die Bundesstraße am besten überwinden ließe, ist offen. Eins steht hingegen fest: Dort, wo es keine Alternativen zum Verlauf neben Hauptstraßen gibt, soll es über die Dörfer gehen. Möglich wäre das vor allem auf der langen Strecke durch Hiddenhausen. Herbert Even, stellvertretender Fraktiossprecher der Grünen in Herford und Bürgermeisterkandidat: "Wo entlang die Strecke genau führt, das ist etwas für die Experten in den Städte- und Gemeindeverwaltungen. Wir stellen uns dem Wettbewerb der Ideen und hoffen auch auf breite Unterstützung der anderen Parteien." Obgleich der Kommunalwahlkampf bereits begonnen hat, scheint ein Konsens über die Sache durchaus greifbar. Das glaubt zumindest Ingeborg Balz, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag. Wie sie sagt, hat der Kreistag im Dezember mit Zustimmung fast aller Parteien - außer AfD und FDP - eine Erklärung hinbekommen: Erstens soll der emissionsfreien Mobilität größerer Raum gegeben werden als bisher, und zweitens sollen bis 2030 ÖPNV und Radverkehr gleich attraktiv gestaltet sein wie der heutige Individualverkehr. Balz: "Die Kreisverwaltung hat uns für unsere Erklärung aus dem Dezember ihre Unterstützung zugesagt. Zusammen mit dem Konsens in der Politik, der die Erklärung ja erst möglich gemacht hat, denke ich, dass uns die übrigen Parteien bei unserer Radweg-Idee auch diesmal unterstützen.” Finanzierung wäre gesichert Aber wie realistisch ist das Unterfangen tatsächlich, neben bestehenden Radwegen einen neuen zu bauen, wenngleich für einen anderen Zweck, nämlich Radpendler? Alexander Graf leitet das Amt für Gemeindeentwicklung in der Gemeinde Hiddenhausen: "Ich denke schon, dass sich die Idee einer adäquaten Nord-Süd-Route umsetzen lässt. Wir haben zwar noch keine konkreten Pläne, aber wir haben das Ganze im Auge. Ich halte eine Umsetzung zumindest auf unserem Gebiet innerhalb der nächsten fünf Jahre für durchaus realistisch." Genauso optimistisch denkt Herbert Even von den Grünen aus Herford: "Wir wissen natürlich, dass wir da dicke Bretter bohren müssen, denn so eine Planung und Umsetzung kostet Zeit. Aber es geht eben um sicheres Radfahren auf den Straßen, Gesundheit durch Bewegung durchs Radfahren und Klimaschutz durch verminderte Emissionen. Deswegen glaube ich, dass wir mit der Idee im Allgemeinen viel Rückenwind haben. Die Zeit ist einfach reif dafür!” Wie Even weiter sagt, wäre die Finanzierung gesichert: Mit zusammen rund 800.000 bereitstehenden Euro aus Bünde, Hiddenhausen, Herford und dem Kreis und einer 80-prozentigen Förderung von Land und Bund, deren Gelder oft nicht abgerufen würden, sei die Umsetzung möglich. Sämtliche beteiligten Grünen-Fraktionen wollen den Vorschlag ihren jeweiligen Ausschüssen für die nächsten Sitzungen vorlegen. In Hiddenhausen tagt der Gemeinderat am 26. März und der Gemeindeentwicklungsrat am 30. März.

Meistgelesen