SMS belasten mutmaßlichen Messerstecher von Eilshausen schwer

Hiddenhausen/Bielefeld. Der Saal 1 des Bielefeld Landgerichts: Elf Polizisten und Justizbeamte wachen hier über die Erste Große Strafkammer, die über die tödliche Messerattacke in Eilshausen verhandelt. Vor der Tür stehen zwei weitere Beamte, kontrollieren Zuhörer. Die müssen ihren Pass vorzeigen, Smartphones abgeben. Dann geht es für sie durch einen Metalldetektor. Grund für die Kontrollen: Die Kammer befürchtet Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen des Opfers und denen der Angeklagten aus Herford und Hiddenhausen. Die Anklage gegen die Brüder (31,33) – Körperverletzung mit Todesfolge – war bereits vor Weihnachten verlesen worden. Sie sollen Ende Mai an der Tat beteiligt gewesen sein, bei der der 31-jährige Deutsch-Libanese Raschad A. mit 20 Messerstichen getötet wurde. Angeklagte tauschen mit Angehörigen Blicke aus Am Freitag begannen die Befragungen der Zeugen. Und Zeugen wird es wohl viele in dem Prozess geben müssen. Denn die Brüder schweigen. &bdquo;Mein Mandant wird weder Angaben zur Person noch zur Sache machen", erklären nacheinander die Strafverteidiger Martin Lindemann und sein Kollege Tobias Diedrich aus Bad Oeynhausen, die die Brüder vertreten. Immer wieder tauschen die Angeklagten und ihre Angehörigen und Freunde, die fast die gesamte hintere Bank belegen, Blicke aus, nicken sich zu. In der Reihe vor ihnen sitzen hingegen Freunde und Familienmitglieder des erstochenen Raschad A. Zwei Brüder und eine Schwester sind Nebenkläger. Mit verschränkten Armen, dann wieder die Hände aufs Gesicht gestützt, folgen sie der Verhandlung. Einer der Brüder hat rote Augen als er den Saal verlässt. Offiziell sagen möchten die Geschwister nichts. Das übernimmt mit Christian Simonis einer ihrer Anwälte. &bdquo;Die gesamte Familie ist in tiefer Trauer um ihren ermordeten Bruder und Sohn, sie wollen endlich Klarheit, wie die Tat passiert ist und vor allem wollen sie wissen, warum. Sie haben einen Anrecht darauf", sagt der Rechtsanwalt, der in der Vergangenheit Promis wie Gina-Lisa Lohfink oder Fußball-Profi Leon Goretzka beistand. 31-Jähriger hatte sich selbst auf der Wache gemeldet Informationen über das tödliche Geschehen am Vatertag 2019 an der Kreuzung Bünder Straße/Löhner Straße bringt am Freitagmorgen allein die Aussage eines Ermittlers der Mordkommission &bdquo;Eilshausen". Der Kriminalhauptkommissar hatte am Nachmittag nach der Messerattacke den Jüngeren der Brüder befragt. Der 31-Jährige hatte sich selbst auf der Wache gemeldet nach dem die Polizei bereits am frühen Morgen seine Ein-Zimmer-Wohnung an der Mindener Straße durchsucht hatte. Sichergestellt wurden im Kühlschrank und im Abfalleimer Tütenreste, die nach Drogen rochen, aber auch zwei Messer und frisch gewaschene Kleidung. Der Angeklagte, der nicht daheim war, meldete sich deshalb an der Hansastraße – sein Handy hatte er aber nicht dabei. Opfer hatte Schulden &bdquo;Er war kooperativ", ergänzt der Mordermittler. &bdquo;Das Opfer Raschad A. habe 1.200 Euro Schulden bei ihm gehabt. Die habe er in Hiddenhausen zurückhaben wollen und sei zur deshalb zur Maschstraße gefahren. Er sei von A. dort aber mit einem mit Sand gefüllten Handschuh ins Gesicht geschlagen und aufs Übelste beleidigt worden – später stellte sich heraus, dass die Nase des Angeklagten mehrfach gebrochen war", zitiert der Ermittler aus der Vernehmung, bei der der Mann erschöpft und angegriffen gewirkt habe. Auf den Vorhalt, dass Raschad A. tot sei , habe der 31-Jährige aus Herford überrascht reagiert und geantwortet:&bdquo;Ich kann mir das gar nicht erklären." Sie beide seien eigentlich befreundet gewesen. Doch so überrascht, wie es in der Vernehmung den Anschein hatte, kann der Mann nach Ansicht der Mordermittler gar nicht gewesen sein. Auf seinem Handy finden sich Textmitteilungen, die bereits am frühesten Morgen verschickt worden waren: &bdquo;Was hast Du getan?", &bdquo;Raschad ist tot." und &bdquo;Du bist gestorben." Auch habe er seinen Angehörigen, bevor er zur Wache ging gesagt: &bdquo;Wenn ich nicht bis 18 Uhr zu Hause bin, kontaktiert einen Anwalt." Aus Sicht der Mordermittler nicht unbedingt ein Satz, den ein Unschuldiger sagen würde. Unklar, wer Fluchtwagen verkauft hat Verteidiger Lindemann hinterfragte just diesen Teil der Aussage: Denn nicht erst um 18 Uhr, sondern um 16 Uhr hatte sich ein Bielefelder Strafverteidiger bei der Mordkommission gemeldet und mitgeteilt, dass er die Vertretung des Angeklagten übernimmt. Der war gegen 15 Uhr in einem Büro an der Hansastraße erstmals als Beschuldigter befragt worden und wurde dann gegen 16.45 Uhr noch einmal vernommen – allerdings ohne anwaltlichen Beistand. Unklar ist jetzt noch, unter welchen genauen Umständen es dazu kam. Unklar ist auch noch, wer die Personen sind, die Mitte Juni den inzwischen ergebnislos auf Spuren untersuchten mutmaßlichen Fluchtwagen an einen Händler in Bad Salzuflen verkauft haben. Mit der Maßgabe, dass er nach Bulgarien verkauft wird. Für nur 25 Euro. Zu diesem Zeitpunkt saßen die Brüder bereits in Haft.

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