Schüsse in Bielefeld: Verteidiger beantragen Freilassung der Nimani-Schwester

Bielefeld. Vor dem Bielefelder Landgericht ging am Dienstag, 30. September, die Suche nach den Pistolenschützen vom 26. Februar 2025 an der Kreuzstraße weiter. Wie berichtet, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Berat Nimani und eine seiner Schwestern aus Rache für den Mord an ihrem Bruder mehrfach auf Angehörige des inzwischen wegen Mordes verurteilten Hüseyin A. geschossen haben sollen. Die Verteidiger der mitangeklagten Schwester, Burak Aydin und Leonard Mühlenfeld, beklagten nun, dass der &bdquo;Mordkommission Kreuz“ bisher Beweise für die Tatbeteiligung ihrer Mandantin fehlen. Sie beantragten am Nachmittag die Freilassung der 34-Jährigen. So gebe es zwar ein Zeugenvideo, dass möglicherweise die Nimani-Schwester dabei zeige, wie sie nach den ersten Schüssen im Stau am Niederwall aus einem Auto aussteigt, zum Tatort an die Kreuzstraße eilt, kurz danach zurückkehrt und in dem Wagen sitzend über die Wiese in Richtung Neustadt abdreht. Doch hätten die Ermittler bisher keine Beweise dafür liefern können, dass die 34-Jährige gut eine Minute später an der Kreuzstraße tatsächlich aus diesem Auto heraus auf den bereits per Knieschuss verletzten Bruder des Nimani-Mörders geschossen habe. Vielmehr gebe es beim Versuch der Mordermittler, den Weg des schwarzen VW T-Roc vom Niederwall zur Kreuzstraße zu rekonstruieren, eine zeitliche Diskrepanz. Je nach möglicher Wegstrecke (Rückkehr zum Niederwall, Weiterfahrt über den Siekerwall oder über Neustädter Straße und Schmale Gasse) brauche man bei normalem Verkehr 38 bis 48 Sekunden. Die Mordermittler kamen zu dem Ergebnis, dass die Schüsse, die der Schwester zur Last gelegt werden, nach gut einer Minute fielen, so Strafverteidiger Aydin. Für gut 20 Sekunden auf dieser Fahrt gebe es also keine Erklärung. Diese Zeit lasse die Möglichkeit zu, so der Anwalt, dass der Wagen angehalten habe und seine Mandantin ausgestiegen oder auf den Fahrersitz gewechselt sein könnte. Nachricht der angeklagten Schwester: &bdquo;Ich habe nichts gemacht“ Auch gebe es einen Chatverlauf, in dem die Angeklagte kurz nach der Tat an ihre Schwester schreibt. Dort werde sie damit konfrontiert, dass nach der 34-Jährigen bereits per Haftbefehl gesucht werde. Die Beschuldigte soll nach Angaben von Rechtsanwalt Mühlenfeld daraufhin ihrer Schwester zurückgeschrieben haben: &bdquo;Ich laufe nicht weg. Aber ich habe nichts gemacht.“ Ihm zufolge sei das in einem familieninternen Chat geschehen und daher glaubhaft. Zumal sich seine Mandatin in der Tat tags darauf der Polizei gestellt habe. Lesen Sie dazu: Schüsse am Bielefelder Landgericht: Zwei Verdächtige in U-Haft – Angst bleibt Staatsanwalt Christoph Mackel entgegnete, dass dieser Chat in seiner Gänze aber auch andere Interpretationen zulasse. So schildere die Schwester sehr früh nach der Tat, dass man ihr vorwerfe, den VW T-Roc gefahren zu haben. Dies habe sie zu einem Zeitpunkt geschrieben, als weder Tatvideos ausgewertet worden seien noch ein Tatverdacht gegen die 34-Jährige erwägt worden sei, so Mackel. Diese Aussage sei also als Täterwissen einzuschätzen und belaste die Angeklagte. Opferanwalt Tobias Diedrich gab zudem zu bedenken, dass die Angeklagte in einem anderen Chat kurz nach der Tat darauf hingewiesen habe, dass ihre Telefone ab sofort abgehört würden. Ein solcher Chat sei dann nicht mehr glaubhaft. Augenzeuge sieht beim Pistolenschützen eine Glatze Trotzdem ist die Beweislage gegen die 34-jährige Nimani-Schwester bisher dünn. Keiner der Zeugen hat die Ex-Bundeswehrsoldatin und Sportboxerin eindeutig dabei erkannt, wie sie aus dem fahrenden Wagen auf den 25-jährigen Bruder von Hüseyin A. geschossen hat. Ein 14-jähriger Zeuge, der im Moment der Schüsse direkt auf diesen Wagen zuging, zeigte sich am Dienstag relativ sicher, dass der Pistolenschütze auf dem Beifahrersitz eine Vollglatze gehabt habe. Sein Vater hingegen, der direkt vor seinem Sohn gegangen war, hatte gleich drei verschiedene Versionen der Frisur von der Person auf dem Beifahrersitz geschildert. Zum Thema: Nimani-Prozess: Umgang der Polizei mit Tatzeugen gefährdet die Wahrheitsfindung Während sich die Beweise gegen ihren Bruder Berat Nimani zuletzt durch DNA-Funde an entscheidenden Stellen (Tatwaffe, Mülltonne und Auto am Tatort) verdichtet hatten, liegt gegen die 34-jährige Schwester immer noch nicht viel vor. Staatsanwalt Mackel erinnerte aber daran, dass LKA-Experten an der später in einer Wertstofftonne gefundenen Tatwaffe auch DNA-Erbmaterial identifiziert hatten, bei denen die Schwester als Verursacherin zumindest in Betracht zu ziehen sei, hieß es. Aber auch hier ist die Sicherheit des Beweises nicht so eindeutig wie beim 41-jährigen Bruder Berat. Verteidigung beantragt Freilassung der Nimani–Schwester Die Verteidiger der Schwester beantragten am Ende des Prozesstages, ihre Mandantin freizulassen, weil ihre Mittäterschaft nicht zu beweisen sei. Die Staatsanwaltschaft hingegen erklärte, dass ein Umsteigen oder Aussteigen während der Fahrt zum Tatort keinerlei Zweck erfüllt hätte, außer Zeit zu verlieren. Zudem habe die in Zeugenvideos dokumentierte Reaktion der Schwester an der Kreuzstraße gezeigt, dass sie nicht etwa in Sorge um ihren Bruder zu Fuß zur Kreuzstraße geeilt sei. Sie habe sich dort nur kurz umgesehen und sei dann schnell davongelaufen. &bdquo;Ein normaler Angehöriger hätte nach dem eigenen Bruder gesehen“ – gerade weil es ja Drohungen von der anderen Seite gegeben haben soll. Zum Thema: Nimani-Prozess am Bielefelder Landgericht: DNA-Spuren belasten Berat Nimani schwer Mackel sah daher gegen die 34-Jährige ausreichend Argumente für einen dringenden Tatverdacht wegen gemeinschaftlich vereinbarten vierfach versuchten Mordes und lehnte eine Aufhebung des Haftbefehls ab. Die Kammer unter Vorsitz von Richter Christoph Meiring sicherte zu, den Antrag der Verteidigung zu prüfen. Eine Entscheidung darüber werde aber nicht mehr am Dienstag fallen. Sprengstoffanschlag auf Bielefelder Barbershop ist Thema Nebenbei wurde im Landgerichtsprozess übrigens auch über die jüngste Explosion im Barbershop an der Otto-Brenner-Straße gesprochen. Befragt wurde der Leiter der &bdquo;Mordkommission Kreuz“, Kriminalhauptkommissar Alexander Scholz. Der Besitzer des betroffenen Barbershops ist bekanntlich selbst Boxer gewesen und ein enger Freund des ermordeten Besar Nimani. Dazu fragte Nicole Friedrich, Strafverteidigerin von Berat Nimani, ob dem leitenden Ermittler bekannt sei, dass ihr Mandant mehrfach bei der Polizei gewesen sei, weil er sich, seine Familie und den engen Freund von Besar Nimani (der Barbershop-Besitzer) durch die Familie des Mörders bedroht sah. Lesen Sie dazu: Nach dem Sprengstoffanschlag in Bielefeld: Was das mit dem Fall Nimani zu tun hat Hauptkommissar Scholz wusste zu berichten, dass Berat Nimani mehrfach über Bedrohungen berichtet hatte und deshalb auch ein Ermittlungsverfahren angestrengt worden war. Wie dieses aber geendet sei und ob auch Bedrohungen gegen den Freund des Mordopfers Thema gewesen seien, wusste er nicht. Wie berichtet, war erst vor wenigen Tagen ein Sprengsatz in dem neuen Barbershop des Nimani-Freundes zur Explosion gebracht worden. Die Kripo ermittelt wegen des &bdquo;vorsätzlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion“. Karte: Hier fielen die Schüsse .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 142.86%; } }

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