Kreis Herford. Von den diesjährigen Schulanfängern und Schulanfängerinnen im Kreis Herford hat bereits jedes vierte Kind Zahnfüllungen. Das belegt eine aktuelle Auswertung der AOK Nord-West. Danach wurden bei 27 Prozent der Kinder schon vor der Einschulung Zahnfüllungen eingesetzt. Im Durchschnitt sind bei jedem Kind fünf Zähne mit Füllungen zu finden.
Auffällig ist, dass 28,4 Prozent der betroffenen Kinder sogar sieben und mehr Zahnfüllungen haben. „Es ist besorgniserregend, dass Kinder bereits vor der Einschulung so viele Zahnfüllungen benötigen. Für die lebenslange Erhaltung der Mundgesundheit von Kindern sind eine sorgfältige Zahnpflege und regelmäßige Kontrollen unabdingbar“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner.
Zahnstatus besorgniserregend
Karies zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die aktuelle Auswertung zeigt, dass 48,6 Prozent der diesjährigen Schulanfänger und Schulanfängerinnen mit Zahnfüllungen bereits ein bis drei Füllungen haben. 23 Prozent haben vier bis sechs Füllungen. „Kariesprobleme müssen von Anfang an ernst genommen werden“, so Wehmhöner. Denn ein kariöses Milchgebiss kann weitreichende Folgen haben und sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken.
Karies kann beispielsweise zu Schmerzen beim Kauen führen oder zu Fehlstellungen der bleibenden Zähne, wenn die Milchzähne als Platzhalter wegfallen. In schlimmen Fällen wird sogar die Sprachentwicklung des Kindes beeinträchtigt, heißt es von der Krankenkasse.
Karies bei Schulkindern entsteht, wenn Bakterien im Mund Zucker zu Säure umwandeln. Diese Säure greift den Zahnschmelz an und führt zu Löchern. Hauptgrund hierfür ist die zu häufige Aufnahme zuckerhaltiger Snacks und Getränken.
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Gesundheitsamt kann Zahlen nicht bestätigen
Alle Schulanfänger im Kreis Herford werden zwar vor der Einschulung untersucht, dennoch kann das Gesundheitsamt des Kreises die Zahlen der Krankenkasse nicht bestätigen. Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung liegen derzeit noch bei der Bezirksregierung und sind nicht öffentlich. Dass die Zähne aber besonders in den Fokus der Behörden gerückt sind, zeigt die verpflichtende Untersuchung ab der Grundschule.
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Der Jugendzahnärztliche Dienst des Kreises besucht alle Kitas und Schulen und untersucht dort die Zähne der Kinder. „Die Teilnahme ist im Kindergarten freiwillig und in der Schule verpflichtend. Ziel der Untersuchung ist die frühzeitige Erkennung von zum Beispiel Karies, Zahnfehlstellungen, Entzündungen des Zahnfleisches. Durch diese Untersuchungen sollen alle Kinder erreicht werden. „Die Ergebnisse der zahnärztlichen Untersuchungen werden den Eltern mitgeteilt“, heißt es von Kreissprecher Patrick Albrecht.
Das Programm ist offenbar grundsätzlich erfolgreich: Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) weist darauf hin, dass „heute etwa 80 Prozent der 10-jährigen Kinder in Deutschland kariesfreie, bleibende Zähne“ haben. Aber: Anders sehe es bei den Milchzähnen aus: „Sie haben einen dünneren Zahnschmelz und sind deshalb für Karies anfälliger – jedes zehnte dreijährige Kind hat einen behandlungsbedürften Zahnbefund“. Zahlen liegen hierfür, abseits der Zahlen der AOK, nicht vor.
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Die Empfehlung
Zahnärzte, Gesundheitsamt und auch DGKJ empfehlen, dass Kinder ab dem sechsten Lebensjahr mindestens zweimal im Jahr zur Zahnuntersuchung gehen sollten. Das Zähneputzen sollte schon beginnen, wenn die ersten Zähne durchbrechen. „Dafür können Sie eine Säuglingszahnbürste verwenden und diese mit Wasser anfeuchten. Die Anwendung von Zahnpasta ist dazu nicht erforderlich. Das Erlernen der Zahnreinigung soll spielerisch und für das Kind angenehm ohne jeden Zwang erfolgen“, heißt es von den Experten der DGKJ.
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