„Stehst du nicht Schmiere, so töte ich dich“: Angeklagter aus Herford freigesprochen

Vlotho/Herford. Ein zur Tatzeit 19-jähriger Mann musste sich wegen Beihilfe zum Wohnungseinbruchsdiebstahl vor dem Herforder Jugendschöffengericht verantworten. Er hat Schmiere gestanden, als ein Bekannter von ihm in ein derzeit leer stehendes Haus eingestiegen ist und reiche Beute machte. Es war der 20. Oktober 2024 gegen 14 Uhr, als Christian G. gemeinsam mit Giovanni M. (alle Namen von der Redaktion geändert) das Einfamilienhaus eines Rentners in Vlotho aufsuchten. Giovanni M. kannte das Objekt, war bereits zuvor mehrfach dort eingestiegen, um Dinge zu stehlen. Ihm war bekannt, dass der Eigentümer seit einiger Zeit in einem Pflegeheim lebt und das voll möblierte Haus in der ruhigen Wohngegend einiges an Wertsachen bereithält. Schon Tage vorher hatte er seinen Bekannten G. auf sein Vorhaben angesprochen, forderte ihn auf, ihn zu begleiten und Schmiere zu stehen. Als der 19-jährige Herforder eine Beteiligung am bevorstehenden Einbruch ablehnte, wurde er mit dem Tode bedroht. Lesen Sie auch: Frau aus Herford schlägt Mann Kantholz auf Kopf und fügt ihm Schädelbruch zu Mutmaßlicher Mafiosi sitzt bereits in Haft &bdquo;Entweder du machst mit, oder ich werde dich töten, hat er gesagt. Aus Angst habe ich dann Schmiere gestanden“, gestand der junge Mann vor Gericht reumütig. Die Angst, davon ist das Gericht überzeugt, sei begründet gewesen, denn Giovanni M. beschäftigt Polizei und Justiz seit Jahren. Derzeit verbüßt er in anderer Sache eine Haftstrafe, ist unter anderem wegen Diebstahls, Erpressung, Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung einschlägig vorbestraft. &bdquo;Er hat mir gesagt, dass er der italienischen Mafia angehöre und ich das zu tun habe, was er sagt“, so G. weiter. Während Giovanni M. mit einer Eisenstange ein Fenster einschlug, um in das Haus zu gelangen, wartete Christian G. vor dem Haus. Nach kurzer Zeit kam Giovanni M. zurück, brachte in einer Tasche reiche Beute mit. Laut Anklage erbeuteten die beiden ein 69-teiliges Silberbesteck, das Giovanni M. seinem Mittäter nach der Tat in die Hand drückte: Der 19-Jährige sollte das Diebesgut zu Hause verwahren, bis Gras über die Sache gewachsen sei. Aus Angst vor dem mutmaßlichen Mafioso tat Christian G., wie ihm geheißen. Ebenfalls interessant: Hausbau sorgt für Ärger: Gerüstbauer schlägt Herforder Familienvater den Schädel ein Aus Angst Schmiere gestanden Doch nur wenige Tage nach der Tat kam das schlechte Gewissen. G. ging mit der verwahrten Beute schließlich zur Polizei, um reinen Tisch zu machen und Giovanni M. anzuzeigen. Dabei ist auch G. kein unbeschriebenes Blatt, sorgte in seiner Schulzeit an einer Förderschule in Hiddenhausen-Schweicheln für einen größeren Polizeieinsatz, nachdem er Lehrkräfte mit einer Softair-Waffe bedroht hatte. Aktuell lebt der 19-Jährige in einer Wohngruppe in Bielefeld und bezieht Bürgergeld. &bdquo;Ich möchte in Kürze meinen Schulabschluss nachmachen und dann arbeiten gehen“, sagt Christian G. und schildert sein bis dato verkorkstes Leben. Aufgrund der Gesamtumstände, so sind sich Staatsanwaltschaft und Schöffengericht einig, kommt für den jungen Mann ein Freispruch wegen einem sogenannten &bdquo;Entschuldigenden Notstand“ in Betracht. Der Paragraf im Strafgesetz besagt nämlich, dass jemand, der in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib oder Freiheit eine rechtswidrige Tat begeht, um diese Gefahr abzuwenden, ohne Schuld handelt. Doch so ganz ohne Strafe wollte die Vorsitzende Richterin Tanja Schwöppe-Funk den 19-Jährigen nicht davon kommen lassen. &bdquo;Sie brauchen einen geregelten und strukturierten Tagesablauf“, so Schwöppe-Funk, die 60 abzuleistende Sozialstunden für tat- und schuldangemessen hielt und ansonsten der Einstellung des Verfahrens zustimmte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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