Vom Drahtbett zum Hightech-Pflegebett: Herforder Unternehmen besteht seit 125 Jahren

Herford. Das, was man heute ein Start-up nennt, gab es im Jahr 1899 schon in Rödinghausen: Johann Stiegelmeyer war es leid, auf harten Betten zu schlafen. Der junge Tüftler überlegte sich deshalb, wie ein bequemeres Bett beschaffen sein müsste, und entwickelte eine &bdquo;Stahldrahtmatratze“. Dafür fügte er in einen metallischen Bettrahmen ein federndes Drahtgitter ein. Der 25-Jährige begann mit dem Freund seiner Schwester, Fritz Brüne, die Produktion in seinem Elternhaus und stellte zudem schnell Mitarbeiter ein. Das Familienunternehmen war binnen Kurzem so ausgelastet, dass der Zufahrtsweg zum Haus nicht mehr ausreichte. Mit der Gemeinde konnte Stiegelmeyer sich nicht auf einen Ausbau einigen. So erwarb er ein Grundstück an der Annastraße in Herford und gründete dort am 1. November 1900 offiziell die &bdquo;Herforder Matratzen-Fabrik Joh. Stiegelmeyer & Cie“. Zügig entstanden die neuen Firmengebäude. Die dafür benötigte finanzielle Unterstützung bekam Stiegelmeyer 1902 vom Herforder Fuhrunternehmer und Möbelspediteur Albert Dörnte. Bereits ein Jahr später verkaufte Stiegelmeyer die Firma an seinen Teilhaber Dörnte. Der Name Stiegelmeyer hatte in kurzer Zeit schon damals einen sehr guten Ruf, sodass dieser bis heute weitergeführt wird. Bei Stiegelmeyer: NW-Leser bekommen exklusive Einblicke in Herforder Traditionsunternehmen Das erste Krankenhausbett entstand 1910 Albert Dörnte prägte das Unternehmen mit großer Produktvielfalt, der Konstruktion von Krankenhausbetten und dem Erwerb von Vertriebs- und Produktionsstandorten. Diese Ideen stehen auch heute noch bei der Unternehmensleitung im Fokus. Mit Jugendstil-Verzierungen an Kopf- und Fußteil und Matratzen mit Füllungen wie Rosshaar oder Alpengras fanden die verschiedenen Modelle beim aufstrebenden Bürgertum Anfang des 20. Jahrhunderts großen Anklang. Sie gefielen sogar Kaiser Wilhelm II. Er bestellte ein Bett für seine Luxusjacht &bdquo;Hohenzollern“. Das erste Krankenhausbett entstand 1910. Neben der Metallbetten- und neu hinzugekommenen Holzmöbelproduktion wurde 1924 ein Motorrad mit 3,8 PS entwickelt. Dessen Rahmen bestand aus Bettrohren. Produziert wurde es dann aber doch nicht, stattdessen investierte das Unternehmen in eine Holzmöbelfabrik. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Stiegelmeyer belieferte die Olympischen Spiele 1936 lieferte Stiegelmeyer für die Sportler der Olympischen Spiele in Berlin über 10.000 Doppelstockbetten. Schulmöbel mit Sitzbank und Pult stellte das Unternehmen erstmals 1949 vor. Trend in den 1930er Jahren waren Schlafzimmer-Garnituren, zu denen ein Bett, Nachttische, ein Kleiderschrank und eine Frisiertoilette gehörte. Die verschiedenen Angebote erhielten damals Frauennamen wie &bdquo;Grete“. 1955 erreichte Stiegelmeyer eine führende Marktposition. Zu einem Bestseller wurde ein Entbindungsbett für Krankenhäuser. Zum Möbeltrend der Wirtschaftswunderjahre zählten Wandbetten zum Ausklappen und Raumsparmöbel. Auch Gartenmöbel wie Hollywoodschaukeln und Terrassenliegen, die Stiegelmeyer ebenfalls anbot, begeisterten die Kunden. Ein weiteres Mal stattete das Unternehmen die Olympischen Spiele, diesmal 1972 in München, mit 22.000 Betten für die Teilnehmer aus. Mehr vom Herforder Unternehmen: Stiegelmeyer bringt Betten in Bewegung Modernes Ausstellungsgebäude in Herford eröffnet Ende der 1960er Jahre entwickelte Stiegelmeyer ein höhenverstellbares Krankenhausbett, bei dem sich sowohl Kopf- als auch Fußteil tief stellen ließen. 1989 erwarb das Unternehmen Stiegelmeyer die Firma Burmeier in Lage für die Sitzmöbelproduktion. Mit Einführung der Pflegeversicherung 1995 übernahm die Tochterfirma den Geschäftsbereich der häuslichen Pflege. Ebenfalls 1989 begann die Gründung internationaler Tochtergesellschaften in den Niederlanden, 2000 in Frankreich, 2002 in Finnland und 2021 in China. Seit 2024 verstärkt Stiegelmeyer seine Aktivitäten auch in Lateinamerika und im Nahen Osten. Zudem entstanden vertriebliche Verbindungen nach Belgien und Südafrika. Auch wurden Produktionsfirmen in Polen übernommen. In Herford wurde 2009 ein modernes Ausstellungsgebäude auf über 900 Quadratmetern Fläche eröffnet, 2012 eine eigene Servicegesellschaft gegründet und 2014 das hochmoderne Service- und Logistikzentrum eingeweiht. Innovation aus 2022: Pflegekräfte haben mit Papierkram zu kämpfen: Digitale Krankenhausbetten sollen helfen Herforder Unternehmen gewinnt Design-Award Sowohl im Bereich der Klinik- als auch der Pflege- und Komfortbetten für den privaten Bereich entwickelt das Unternehmen fortlaufend innovative Produkte. Dazu gehörte auch das Säuglingsbett Jovie, das gleich bei seiner Vorstellung 2023 einen Design Award gewann. Um sichere Mobilität von Pflegeheimbewohnern zu erhalten und zu fördern, stellte Stiegelmeyer 2023 ein höhenverstellbares Ultra-Niedrigbett vor - auf Wunsch auch mit wohnlichen Polsterelementen. Das im Jahr 1900 gegründete Familienunternehmen feiert in diesem Jahr sein Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen. Die Gesellschafterfamilie mit Anja Kemmler, Max Kemmler und Georgios Kampisiulis Kemmler ist stolz auf ihre Mitarbeiter, die vielen Erfolge sowie die kontinuierlichen Innovationen auf dem Weg in die Zukunft der Pflege. Herzlichen Glückwunsch!

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