Herforder Ärztinnen beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema Brustkrebs

Herford. Brustkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen: Etwa eine von acht ist im Laufe ihres Lebens betroffen. Auffällig ist, dass die Krankheit zunehmend auch jüngere Frauen zwischen 30 und 40 Jahren trifft. Bei Männern ist Brustkrebs deutlich seltener und tritt meist später auf – der Häufigkeitsgipfel liegt hier bei rund 78 Jahren, bei Frauen im Durchschnitt Anfang 60. Die Neue Westfälische hat gemeinsam mit dem Klinikum Herford am Dienstag, 28. Oktober, eine Telefonaktion zum Thema Brustkrebs durchgeführt. Von 18 bis 20 Uhr konnten Betroffene und Angehörige Fragen zu Symptomen, Behandlungsmöglichkeiten und dem Leben nach der Diagnose stellen. Am Telefon standen Dorothé Düpont, Leiterin der Sektion Brustzentrum, und Daria Gordienko, Leitende Oberärztin der Frauenklinik, Rede und Antwort. Die wichtigsten und häufigsten Fragen hat die Redaktion anschließend in einem kurzen Frage-Antwort-Stück zusammengefasst. Lesen Sie auch: Wie eine Mutter aus Löhne mit der Schockdiagnose Brustkrebs umgeht .responsive23-KPVASDXfEDY3NwTY-bar-horizontal-sterbefaelle-durch-krebs { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-KPVASDXfEDY3NwTY-bar-horizontal-sterbefaelle-durch-krebs { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-KPVASDXfEDY3NwTY-bar-horizontal-sterbefaelle-durch-krebs { padding-top: 142.86%; } } Wie viel Zeit vergeht in der Regel zwischen der Diagnose von Brustkrebs und dem Beginn der Behandlungen, insbesondere mit Blick auf eine Chemotherapie oder eine notwendige Operation? Daria Gordienko, Dorothé Düpont: Generell gilt: Eine Behandlung sollte so schnell wie möglich beginnen. In der Regel kann eine Chemotherapie schon zwei Wochen nach der Diagnose starten. Dafür müssen im Vorfeld allerdings ein paar Untersuchungen durchgeführt werden. So muss etwa der Port für die Chemo gesetzt werden, auch ein Herzultraschall zur Kontrolle und ein Termin bei einem Onkologen müssen vereinbart werden. Ob eine Operation notwendig ist, hängt von der Art des Tumors ab, wie schnell er wächst, ob er ein hohes Risiko für die Bildung von Metastasen birgt. Auch die Hormonempfindlichkeit spielt eine Rolle. Wenn aus irgendeinem Grund keine Chemotherapie möglich ist – beispielsweise bei älteren Patientinnen im schlechten Allgemeinzustand oder Menschen mit gravierenden Herzproblemen – sollte spätestens innerhalb von zwei Wochen ein Termin zur Besprechung der weiteren Behandlung vereinbart werden. Ebenfalls interessant: Tumor hatte Speiseröhre fast komplett verschlossen: Spengerin besiegt Krebs Fragen viele Patientinnen nach der Krebsdiagnose &bdquo;Wie lange habe ich noch?“ und erhalten sie dazu wirklich eine Wochen-, Monats- oder Jahreszahl? Diese Frage stellt nahezu jede Betroffene, aber wir können das nicht beantworten, keine Prognose abgeben. Wie sich die Krankheit entwickelt, hängt ganz individuell vom Patienten ab. Wichtig ist es, sich nicht zu sehr auf das Ende zu fixieren, sondern Ziele, Hoffnungen und Zuversicht zu bewahren. Selbst in schwierigen Zeiten kann es helfen, das Positive zu sehen, zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Wir empfehlen, nach Möglichkeiten zu suchen, die die Lebensqualität erhalten. Das macht die für die Frauen ungewisse Situation deutlich erträglicher. Prognosen sind auch deshalb schwierig, weil sich die Medizin stetig weiterentwickelt. Bei Hirnmetastasen etwa lag die Lebenserwartung früher bei maximal einem Jahr. Mittlerweile hat sich die Situation verbessert und die Lebenszeit deutlich verlängert. Patientinnen mit Metastasen müssten sich aber vergegenwärtigen, dass sie niemals geheilt und therapiefrei sein werden. Entweder wird weiter behandelt oder aber engmaschig kontrolliert. Tipps für Betroffene: Umgang mit Krebspatienten - so können Angehörige und Freunde unterstützen Wohin streut Brustkrebs, wo sind Metastasen zu finden? Die häufigsten Metastasen bei Brustkrebs treten in Lunge, Leber und den Knochen auf. An diesen Stellen wird dann entsprechend kontrolliert. Die eigene Brust regelmäßig zu kontrollieren, ist der beste Schutz. Wie aber taste ich richtig meine Brust ab? Die Brust sollte im Idealfall jeden Monat abgetastet werden, am besten in der Woche nach der Menstruation. Dann ist das Gewebe besonders weich und Veränderungen besser spürbar. Etwas Körpercreme oder Duschgel unter der Dusche macht es etwas einfacher. Die Brust sollte vom Schlüsselbein bis unter die Brüste sowie bis in die Achselhöhlen hin kontrolliert werden. Dabei sollten die Frauen mit unterschiedlichem Druck jede Stelle untersuchen. Es geht dabei in erster Linie darum, seine Brust kennenzulernen. Denn wer weiß, wie sich alles für gewöhnlich anfühlt, der bemerkt schneller Veränderungen. Das können Knoten sein, aber auch eine eingezogene oder nässende Brustwarze, Rötungen sowie Beulen oder Dellen in der Oberfläche. Es ist ratsam, die Brust auch im Liegen abzutasten, da man so noch andere Stellen besser erreicht. Ebenfalls interessant: Neue Selbsthilfegruppe für Krebs-Erkrankte in Enger Immer wieder gibt es unterschiedliche Aussagen, wie lange Brustkrebs-Patienten das Medikament Tamoxifen nach einer Erkrankung weiter einnehmen sollen. Wann kann es abgesetzt werden? Zunächst einmal zur Wirkung: Tamoxifen blockiert die Wirkung von Östrogen auf Krebszellen, wodurch deren Wachstum gehemmt wird. Frauen, die nicht als Hochrisikopatientinnen eingestuft werden, können die Antihormontherapie – bei Postmenopausalen Patientinnen bestehend aus einer Therapie mit Aromataseinhibitor und Tamoxifen nach fünf Jahren absetzen. Das gilt für Frauen, die keine Chemotherapie brauchten oder bei denen die Lymphknoten nicht befallen waren. Eine Verlängerung der antihormonellen Therapie über fünf Jahre hinaus bringt in solchen Fällen keinen nachweisbaren Vorteil, kann aber zusätzliche Nebenwirkungen verursachen. Viele Frauen klagen über Beschwerden wie in den Wechseljahren. Dazu gehören beispielsweise Hitzewallungen oder auch ein erhöhter Blutdruck. Für diese Patientinnen ist es oft eine Erleichterung, wenn sie das Medikament absetzen können. Ein Restrisiko für einen erneuten Tumor bleibt zwar bestehen, doch der Nutzen der Therapie ist nach fünf Jahren weitgehend erreicht. Eine längere Einnahme wird nur bei höherem Rückfallrisiko – etwa bei großen Tumoren, Lymphknotenbefall oder überstandener Chemotherapie – empfohlen. Das Absetzen des Medikaments kann für die Psyche eine Umstellung sein: Nach Jahren des Schutzes fällt dieser plötzlich weg. Wer die Antihormontherapie gut verträgt und sich damit sicherer fühlt, kann das Medikament bis zu sieben oder acht Jahre weiternehmen. Universitätsklinikum Minden: Zertifizierung als Krebszentrum - Was das für Patienten bedeutet Polyneuropathie ist eine häufige Nebenwirkung von Chemotherapien. Kribbeln, Schmerzen, Taubheitsgefühle sind die Symptome. Was kann man tun, um die Beschwerden zu lindern? Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der mehrere Nerven geschädigt werden. Die Erkrankung wird unter anderem durch ein bestimmtes Chemo-Medikament (Taxan) ausgelöst und ist oft sehr langwierig. Die Nervenzellen regenerieren sich nur sehr langsam. Man kann in einigen Fällen medikamentös unterstützen, Akkupressur ist oft sehr hilfreich. Um die Symptome zu lindern, bleibt Bewegung die wichtigste Maßnahme: Onkologischer Sport, Wassergymnastik oder Bewegung im warmen Wasser fördern die Durchblutung und regen die Nerven an. Auch Akupunktur, Yoga und andere Entspannungsverfahren können unterstützend wirken. Eine Reha in einer spezialisierten Klinik ist ebenfalls hilfreich. Stimmt es, dass Stillen vor Brustkrebs schützt? Und wie wirken sich eigentlich die Pille oder Hormonersatztherapie in den Wechseljahren auf das Risiko aus? Stillen senkt nachweislich das Brustkrebsrisiko. Vermutlich spielen dabei hormonelle Veränderungen während der Stillzeit – insbesondere das Hormon Oxytocin – eine schützende Rolle. Die Antibabypille hat keinen relevanten Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Anders ist es bei einer Hormonersatztherapie, die viele nutzen, um die Beschwerden der Wechseljahre zu minimieren. Die Hormonersatztherapie kann das Risiko leicht erhöhen – etwa um ein Prozent. Ehrenamtliches Engagement: Herzkissen aus Salzkotten helfen Brustkrebspatientinnen - auch als Seelentröster Können auch Männer an Brustkrebs erkranken? Etwa 1 Prozent aller Brustkrebspatienten sind Männer – in Deutschland sind das rund 700 Männer pro Jahr im Vergleich zu 75.000 Frauen. Männer erkennen die Krankheit oft später, da sie ihre Brust seltener selbst abtasten. Sie bemerken die Veränderungen erst, wenn diese deutlich fortgeschritten sind. Im Gegensatz zu Frauen glauben viele Männer, keinen festen Ansprechpartner bei Brustkrebs zu haben. Daher holen sie sich oft zunächst Rat bei verschiedenen Ärzten, bevor sie zu Spezialistinnen oder Spezialisten gelangen. Das kann problematisch sein. Denn wurde bereits Gewebe des Tumors entnommen, ist für die Experten auf dem Gebiet häufig nicht genau ersichtlich, wo noch Tumorzellen verblieben sein könnten. Deshalb muss dann bei der anschließenden Weiterbehandlung oft besonders großflächig nachgeschnitten werden, um sicherzugehen, dass keine Reste zurückbleiben. Übrigens: Nach zehn Jahren sind etwa 80 Prozent der Frauen nach einer Brustkrebsdiagnose noch am Leben. Bei Männern liegt die Überlebensrate bei unter 70 Prozent, da die Krankheit bei ihnen häufig erst in fortgeschrittenem Stadium erkannt wird. Versicherung, Adoption, Kredit: Junge Krebspatienten in OWL kämpfen gegen Diskriminierung im Alltag Wie wirkt sich eine Chemotherapie auf die Fruchtbarkeit von Frauen aus? Was können Paare mit Kinderwunsch tun? Chemotherapien können die Eizellen schädigen, da die Medikamente auch gesunde, sich schnell teilende Zellen angreifen. Das kann bis zur Unfruchtbarkeit führen. Wir fragen die Patientinnen, ob sie schon Kinder haben und wie es mit dem Kinderwunsch aussieht. Wir erklären ihnen, dass es die Möglichkeit gibt, sich genauer in einem Kinderwunschzentrum beraten zu lassen. Es ist möglich, vor der Chemo Eizellen einfrieren zu lassen. Das ist nur ein kleiner operativer Eingriff und logistisch gut umsetzbar. Die Chemotherapie kann nicht nur die Eierstöcke schädigen. Auch ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme beim Kind besteht. Für alle Gespräche vom Kinderwunsch bis zu Fragen zur Behandlung oder Nachsorge nehmen wir uns ausreichend Zeit, das ist uns besonders wichtig. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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