Entsorgungsprofi Kuhlmann mit Leidenschaft für alten Mercedes Lkw

Kreis Herford. Einer, der sich einem ganz besonderen Schwergewicht unter den Oldtimern mit großer Leidenschaft widmet, ist Eckhard Kuhlmann. Wobei seine Begeisterung für altes Blech, Motoren und insbesondere für einen Mercedes-Benz Lkw aus den 1950er-Jahren gleich eine ganze Reihe von Gründen und Ursachen hat. Zunächst wäre da bestimmt die berufliche Ausbildung. In der Region ist der 62-Jährige zwar in erster Linie als Inhaber eines Entsorgungsunternehmens bekannt, doch hat er zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn eine ganz andere Ausbildung durchlaufen. Als gelernter Kfz-Mechaniker hat Eckhard schon früh auch mit größeren Antriebsaggregaten zu tun gehabt, was ihm noch heute bei der Erhaltung seines Fuhrparks durchaus zu Gute kommt. Doch lange bevor allerlei Wert- und Abfallstoffe mit den mächtigen, orangefarbenen Lkw des Unternehmens durch die Region transportiert wurden, hat der Großvater mütterlicherseits – Wilhelm Stranghöner – zunächst noch mit Pferd und Wagen seine Dienste als Fuhrunternehmer vom Stammsitz in Hunnebrock aus angeboten. Es folgte ein Traktor und schließlich die Spezialisierung auf den Abtransport des, mit dem Wirtschaftswunder stetig zunehmenden, Hausmülls. Wachstumsmarkt Entsorgung in den 1960er-Jahren Lesen Sie auch: Käfer-Auto Treffen in Herford - zwischen Auto-Kult und High-Tech &bdquo;Dieser bestand damals aber noch weitestgehend aus Asche “, ist sich der Entsorgungsexperte sicher. Ob dem wirklich so war, werden in Zukunft vielleicht die Archäologen unter Beweis stellen, denn eine ganze Reihe dieser alten Müllkippen sind zwar gedeckelt und versiegelt, jedoch bis heute erhalten geblieben. So zum Beispiel in der ehemaligen &bdquo;Kummerkuhle“ der längst abgetragenen Ziegelei in Dünnerholz, auf einem Areal östlich der heutigen Hansastraße in Muckum oder auch mitten in der Stadt, westlich der Bismarckstraße zwischen Else und Post, wo nun eine kleine Parkanlage zum Spielen und Verweilen einlädt. Allein die Anzahl dieser ehemaligen Deponien lässt schon vermuten, dass Entsorgung in den 1960er-Jahren ein absoluter Wachstumsmarkt war und da Wilhelm Stranghöner seine Tochter gut versorgt wissen wollte, erhielt der angehende Schwiegersohn Karl-Friedrich Kuhlmann zur Hochzeit den Bezirk Hunnebrock und ein entsprechendes Entsorgungsfahrzeug dazu. Doch Kuhlmann sah seine Zukunft weniger beim Hausmüll, als in der Entsorgung von Bauschutt und Ähnlichem. 1966 verkaufte er Müllwagen und Bezirk, um mit den damals ganz neuen Absetzmulden sein Glück zu machen, und setzte damit aufs richtige Pferd, wie sein Sohn Eckhard nur bestätigen kann. Erinnerungen an den ersten Lkw Als dieser 1992 in die Fußstapfen des Vaters trat, übernahm er einen gut aufgestellten Betrieb mit einem vergleichsweise modernen Fuhrpark. Doch der allererste Lkw der Firma, ein Mercedes-Benz L 311 – den der Senior einst gebraucht vom Landesstraßenbauamt erworben und mit der neuen Absetztechnik von Meiller hatte ausstatten lassen – hatte seine Schuldigkeit längst getan und ging den Weg alles irdischen. Eckhard Kuhlmanns Erinnerungen an dieses erste Auto hatten sich beim ihm jedoch ganz tief eingebrannt, obwohl er gerade einmal vier Jahre alt war, als der Lkw ersetzt worden war. Immer wenn er einen solchen Mercedes irgendwo entdeckte, stand er mit leuchtenden Augen davor. .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } Schließlich war es Zufall, dass ihm dann ein solches Exemplar regelrecht in die Hände fiel. Zwar in einem etwas trostlosen, aber komplettem Zustand entdeckte Eckhard auf einem Hinterhof einen L 311 in Pritschenausführung, ursprünglich für einen Mühlenbetrieb in Minden im Einsatz, hatte der Wagen zwar erst runde 90.000 Kilometer gelaufen, allerdings schon viele Jahre ungenutzt im Freien gestanden, was natürlich Spuren hinterlassen hatte. Der Vorbesitzer war froh, den betagten Laster endlich loszuwerden, und so ging das Fahrzeug als Geschenk in den Besitz des langjährigen, ehemaligen Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft Hunnebrock-Hüffen-Werfen über. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Restaurierung eines Mercedes-Benz L 311 Die Überführung sollte dann zwar auf eigenen Rädern, dennoch sicherheitshalber an einer Stange geschleppt erfolgen. Doch der zukünftige Besitzer war zu neugierig, ob sich der Reihensechszylinder mit seinen knapp fünf Litern Hubraum nicht doch zum Leben erwecken ließ. Die Füllstände an Öl und Diesel kontrolliert und mittels der Abschleppstange angezogen, lief das werksintern als OM 312 benannte Aggregat schon nach wenigen Metern wie ein Uhrwerk. Und da die bevorstehende Überführungsfahrt in der kalten Jahreszeit stattfand, konnte so zumindest ein wenig Wärme für die Fahrerkabine erzeugt werden. Nun hatte der Entsorgungsexperte zwar wieder einen Mercedes-Benz L 311 in seinem Fuhrpark, allerdings fehlte diesem – im Gegensatz zum historischen Vorbild – noch ein ganz wichtiges &bdquo;Detail“, die einst von Fahrzeugbauexperten F.X. Meiller in München produzierte Absetzvorrichtung für Mulden. Also begann die Suche, die wiederum erfreulicherweise schnell und vor allem räumlich nah zum Erfolg führte. Von einem Schrottplatz in Gütersloh konnte die hydraulisch angetriebene Konstruktion gerettet werden, um dann gemeinsam mit dem Fahrgestell einer kompletten Restaurierung unterzogen zu werden. Eine Original-Mulde gefunden Selbstverständlich durfte auch die passende Mulde nicht fehlen und da konnte der Restaurator glücklicherweise auf ein Original zurückgreifen. Der allererste dieser auch als Container bezeichneten Metallbehälter hatte im Unternehmen die Zeiten überdauert und konnte nun wieder auf einem, ganz dem historischen Vorbild nachempfundenen, Mercedes Platz nehmen. Und auch die Farbgebung, sowie die Beschriftung wurden der ehemaligen Nr. 1 im Kuhlmannschen Fuhrpark nachempfunden. So prangt neben der ehemaligen Telefonnummer, auch der alte Firmensitz auf den Flanken, obwohl schon vor Jahren das Betriebsgelände von Bünde-Hunnebrock nach Kirchlengern verlegt worden war. Mittlerweile gehört der penibel wieder hergerichtete Oldie zum festen Inventar des Entsorgungsunternehmens. Zwar muss sich dieser nicht mehr im Alltagseinsatz bewähren, doch chauffieren ihn Eckhard Kuhlmann und einige, wenige Mitarbeiter und Bekannte als Werbeträger zu so mancher Veranstaltung in der Region. Dass dies kein ganz leichtes Unterfangen ist, davon konnte sich der Verfasser dieser Zeilen – allerdings nur als Sozius auf der durchgehenden Sitzbank – selbst überzeugen, ging es zum Fototermin doch gemeinsam mit dem L 311 über die etwas abseits liegenden Straßen und Wege zwischen Kirchlengern und Bünde. Mehr zum Thema: Oldtimer-Markt stagniert: &bdquo;Leute halten ihr Geld zusammen“ Unterwegs zu Treffen bundesweit Besitzer Kuhlmann musste ganz schön in das riesige Lenkrad greifen, um die gut drei Tonnen Eigengewicht um die Kurven zu bugsieren. Und voll beladen dürfen dann nochmals 3500 kg hinzukommen. Auch das Wechseln der fünf Vorwärtsgänge erfordert einiges an Geschick, ist das Getriebe doch ohne mechanische Synchronisation ausgelegt. Das heißt, schaltet der Fahrer in einen höheren Gang, muss er die Kupplung gleich zweimal hintereinander betätigen. Möchte er jedoch in einen niedrigeren Gang wechseln, so muss er durch das als &bdquo;Zwischengas“ bekannte &bdquo;Antippen“ des Gaspedals die Drehzahlunterschiede ausgleichen. Nach nahezu dreißig gemeinsamen Jahren, beherrscht der vierfache Vater und mittlerweile auch zweifache Großvater seinen 311er Benz allerdings wie kaum ein Zweiter. Kein Wunder, hat er doch schon so manchen Kilometer mit dem rund 100 PS leistenden und 1956 erstmals zugelassenen &bdquo;Arbeitstier“ aus längst vergangenen Tagen zurückgelegt. Denn neben den lokalen und regionalen Veranstaltungen, besuchte der heute 62-jährige Kuhlmann auch so manches überregionale LKW-Treffen. Ob in München, Stuttgart oder Berlin, keine Anreise war ihm dabei zu weit oder – vielleicht besser ausgedrückt – zu beschwerlich. Fahrt durchs Brandenburger Tor Schließlich ist immer eine Herausforderung, einen 1956 gebauten Lkw im Verkehrsdickicht des aktuellen Jahrtausends zu bewegen, da nicht jeder Verkehrsteilnehmer Verständnis dafür zeigt, dass die Kasseler Berge mit einem solchen Fahrzeug nun mal nur im annähernden Schritttempo bewältigt werden können. Doch als Entschädigung gibt es ja auch noch ganz andere Erlebnisse, von denen Eckhard stolz berichten kann. So zum Beispiel eine Fahrt durch das Brandenburger Tor. Obwohl eigentlich für den Straßenverkehr gesperrt, ließ es sich der Hunnebrocker nicht nehmen, seinen L 311 durch das geschichtsträchtige Bauwerk zu chauffieren. 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