„Spider“: Seltenes Oldtimer-Cabriolet fährt im Kreis Herford

Kreis Herford. &bdquo;Dass es unbedingt ein offenes Auto sein sollte, war ursprünglich aber genau genommen gar nicht meine Idee“, sagt Dirk Molthan mit einem Lächeln. &bdquo;Als ich meiner Frau von meinen Plänen einen Oldtimer zu erwerben berichtete, zeigte sie sich zunächst wenig begeistert. Sie hatte einfach keine Lust die knapp bemessene, gemeinsame Freizeit unter einem Himmeltuch zu verbringen, in dem sich schon seit Jahrzehnten der Muff vergangener Tage eingenistet hatte.“ Doch das sollte ja wohl das kleinste Problem sein, dachte sich der im Bereich der Autovermietung tätige Molthan und richtete seinen Fokus auf das Angebot an offenen Fahrzeugen. Obwohl die Popularität und das Angebot an Neuwagen mit Klappverdeck seit Jahren zurückgehen, erfreuen sich Oben-ohne-Varianten in der Oldtimer-Szene nach wie vor großer Beliebtheit. Da viele der älteren Fahrzeuge eh nur bei schönem Wetter den Weg auf die Straße finden, kann es auch gleich ein reines &bdquo;Schön-Wetter-Automobil“ sein, scheint dabei die Devise. Dementsprechend groß war auch das Angebot, das sich dem Suchenden bot. Zwar hatte der in Bünde-Ennigloh lebende Molthan schon früh eine Richtung, wie sein Wunschgefährt aussehen solle, dass es sich dabei jedoch um sogenannte Spider handelte, stand nicht im Vordergrund. Der Begriff Spider steht im Karosseriebau für eine bestimmte Form des Aufbaus beziehungsweise der Verdeck-Konstruktion und ist nicht auf einen einzelnen Hersteller beschränkt. Es wird zwar schon lange bei nahezu jeder Form eines offenen Automobils mit Klappdach von einem Cabriolet beziehungsweise in Kurzform von einem Cabrio gesprochen, doch hat mehr als ein Jahrhundert automobiler Karosseriebau noch weitere, sich in Details unterscheidende Formen offener Pkw hervorgebracht. Dabei sind diese Details sehr vielfältig, wodurch die genaue Zuordnung zu der einen oder anderen Bauform nicht immer einfach ist. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Cabrios mit mehr als zwei Türen nicht mehr lieferbar Bei einem &bdquo;richtigen“ Cabriolet wird zum Beispiel versucht, neben dem Frischluftvergnügen in geöffnetem Zustand auch den Komfort einer Limousine bei geschlossenem Verdeck zu bieten. Da ein solches Klappdach dazu in der Regel aber gefüttert ist, liegt es bei zahlreichen Modellen aufgeklappt wie ein Kragen auf der Karosserie auf, denn nur so kann neben der Anzahl von meist vier bis fünf Sitzplätzen auch noch ein ausreichend großes Gepäckabteil bereitgestellt werden. Allerdings muss es ja nicht immer eine familientaugliche Limousine sein, weshalb zum Beispiel auch Cabrios mit mehr als zwei Türen heute so gut wie gar nicht mehr lieferbar sind. Es gibt jedoch noch weitere Bauformen offener Fahrzeuge, bei denen andere Maßstäbe angesetzt werden. So kommen zahlreiche Modelle mit zwei Sitzplätzen oder einem eingeschränkten Kofferraumvolumen aus und manchmal muss ein Verdeck auch gar nicht so dicht abschließen, dass man damit durch eine moderne Waschstraße fahren kann. Was bei geschlossenen Automobilen in Bezug auf die Platzverhältnisse etwa als Coupé bezeichnet werden würde, findet auch bei den offenen Versionen das passende Gegenstück. Wobei anhand des Verdeckaufbaus noch weitere Unterscheidungen vorgenommen werden. Neben rein zweisitzigen Cabriolets, mit einer hochwertigen, allwettertauglichen Dachkonstruktion, gibt es noch sogenannte Speedster, Roadster und eben Spider. Bietet der Speedster nur das Allernötigste an Wetterschutz und deckt – neben der Dachhaut – nicht einmal den Bereich oberhalb der Türöffnungen ab, so wurde ein klassischer Roadster immerhin mit Steckelementen als Türscheibenersatz ausgerüstet. Der Spider wiederum zeichnet sich zwar bereits durch Kurbelscheiben in den Türen aus, diese werden jedoch – im Gegensatz zum Cabriolet – nur durch überlappenden Verdeckstoff und nicht durch Gummileisten an der Dachkonstruktion gegen Wassereintritt geschützt. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden Alfa Romeo Spider oder Fiat 124 Sport Spider? In den Verkaufsbezeichnungen verschwimmen diese Begriffe jedoch schon lange und so wurden in den letzten Jahren zum Beispiel der Audi TT, die BMW Z-Baureihe oder auch der Mercedes SLK als Roadster tituliert, obwohl die Dächer allesamt von hoher Qualität sind und damit Cabriolet-Ansprüchen genügen. Ähnlich erging es auch der Bezeichnung Spider, die unter anderem von den italienischen Herstellern Alfa Romeo und Fiat für diverse Baureihen genutzt wurde. Während hier die jüngeren Modelle ebenfalls Cabrio-Standard aufweisen, waren die in den 1960er-Jahren präsentierten Baureihen Alfa Romeo &bdquo;Duetto“ und Fiat 124 Sport vom Dachaufbau noch typische Vertreter des Genres Spider. Und genau diese Modelle hatten es Dirk Molthan angetan. Allen voran der Alfa Romeo, dessen infrage kommender Spider zwar von 1966 bis 1993 produziert wurde, der – wenn die Bauserie und der Zustand überzeugen sollen – aber unverhältnismäßig teuer daherkommt. Also dann doch ein Fiat. Ebenfalls 1966 wurde auf Basis der Großserienlimousine mit schlichtem Namen 124 auch ein Sport Spider präsentiert, der dann bis 1982 bei den Turinern im Angebot bleiben sollte. Beide, Alfa wie Fiat, stammten aus dem Hause Pininfarina, einem noch heute aktiven Karosseriedesignstudio mit eigenen Fertigungsanlagen. Als Fiat den sportlichen 124er nach fast 200.000 gebauten Einheiten aus dem Programm nahm, produzierte der Karosseriespezialist das Modell noch drei Jahre unter eigenem Label weiter und bot diese Exemplare mit dem Namen &bdquo;Pininfarina Spidereuropa“ über das Fiat-Händlernetz an. Immerhin fanden in dieser Zeit nochmals etwa 7.500 der offenen Zweisitzer einen Käufer. So auch das Auto, das heute Dirk Molthan gehört und das mit einer Erstzulassung am 18. Juni 1985 zu den letzten Exemplaren überhaupt gehören dürfte. Und es war eines der wenigen Exemplare, die direkt in Deutschland zur Auslieferung kamen und nicht erst den Umweg über die USA – wo sich das Modell großer Beliebtheit erfreute – nehmen mussten. Wie ein kleiner Urlaub In edlem &bdquo;Marrone Metallizatto“ – wie der im Deutschen einfach als &bdquo;braun metallic“ bezeichnete Farbton original hieß – lackiert, sieht man dem Schmuckstück seine vier Lebensjahrzehnte gar nicht an. Dies war dem technisch versierten Besitzer auch wichtig, bei dem das Auto möglichst wie neu dastehen soll. Daher hat er auch für seinen Spider mehr als geplant investiert. &bdquo;Bevor ich bei diesem Auto im August 2022 zugeschlagen habe, hatte ich ein rotes Exemplar im Visier“, berichtet Molthan: &bdquo;Doch da habe ich zu lange überlegt und der Wagen war schließlich anderweitig vergeben.“ Aber mit seinem heutigen Exemplar hat er gewiss auch keinen Fehler gemacht. &bdquo;Wenn ich nach Feierabend oder mal zwischendurch eine Stunde Zeit habe, dann setze ich mich ans Lenkrad und drehe eine Runde. Dies ist dann wie ein kleiner Urlaub für mich“ beschreibt der gebürtige Bustedter die kurzen Alltagsfluchten. Zwar ist er damit nicht so schnell unterwegs wie der &bdquo;Spider-Man“ aus den beliebten Comic-Verfilmungen, aber die 105 PS, die der Reihenvierzylinder aus zwei Litern Hubraum dank der K-Jetronic-Einspritzanlage mobilisiert, reichen dem &bdquo;Spider-Mann“ aus Ennigloh allemal für seine Ausfahrten. So sind in den letzten drei Jahren bereits 10.000 der insgesamt 132.000 gefahrenen Kilometer des Zweisitzers auf sein Konto zu verbuchen. 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