Kreis Herford. Dass vor Friedhelm Diebroks Fenster plötzlich ein kleines Kreuz in der Luft zu schweben scheint, hat nichts mit einer christlichen Offenbarung zu tun. Vielmehr handelt es sich dabei um eine der häufigsten Spinnenarten der Region OWL, die sich in ihrem nur schwer zu erkennenden Netz befindet: die Kreuzspinne.
„Gerade wenn die Netze ein wenig von Tau oder Raureif bedeckt sind, glitzern sie so schön in der Sonne“, schwärmt Friedhelm Diebrok. Er ist Leiter des NABU (Naturschutzbund Deutschland) im Kreis Herford und kennt sich aus mit den Achtbeinern in der Region. „Die Kreuzspinne ist auch dafür bekannt, dass sie zerrissene Fäden ihres eigenen Netzes frisst, um daraus wieder neue, stabilere Fäden zu produzieren - hervorragendes Recycling.“
Andere häufig in OWL anzutreffende Arten beinhalten die Zitterspinne, die Hauswinkelspinne und die Wespenspinne. Der NABU habe außerdem vermehrt Mittelmeerweberknechte entdeckt, die ursprünglich aus Italien stammen und die heimischen Arten verdrängt haben.
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Warum Spinnen im Herbst häufig ins Haus kommen
Besonders im jetzt langsam beginnenden Herbst kommt es immer häufiger vor, dass Spinnen sich in das Innere von Gebäuden zurückziehen, unter anderem eben auch in Häuser und Wohnungen. Das hat einen völlig simplen Grund: Genau wie vielen Menschen ist es den Spinnen „einfach zu feucht und zu kalt draußen,“ erklärt Diebrok. Der Herbstregen kann außerdem die Netze beschädigen.
Was ist die beste Vorgehensweise, wenn man in einer der heimischen Ecken plötzlich eine Spinne entdeckt, mit der man sein Zuhause eher ungern teilen möchte? „Für die Spinne natürlich einfach sitzen zu bleiben“, sagt Diebrok lachend, fügt aber hinzu: „Man kann einfach ein kleines Glas und ein Stück stabiles Papier oder Ähnliches nehmen, das Tier damit einfangen und nach draußen, am besten zu einem etwas wettergeschützten Ort bringen.“
Spinnen gelten zusammen mit Schlangen, Haien und Wölfen nach wie vor als eines der Feindbilder aus dem Tierreich schlechthin. Sie sind oft giftig, klein und wuselig und kriechen aus dunklen Ecken und Öffnungen hervor. Studien zufolge könnten die Angst und der Ekel vor den Tieren vor allem darin begründet sein, dass sich ihr Äußeres mit den acht Beinen, den acht Augen und dem gegliederten Körperbau so auffallend stark von dem des Menschen unterscheidet, der bekanntermaßen vor allem das Unbekannte und Fremde fürchtet. Dabei sind nur die allerwenigsten Spinnen aggressiv. Und immer mehr Leute, darunter auch Prominente, halten Spring- und Vogelspinnen als Haustiere.
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Etwa tausend Spinnen-Arten in Deutschland
Diebrok findet die Tiere jedenfalls faszinierend, gerade durch ihre Vielfalt: „Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Netzen - Räder, Trichter, Falltüren. Es gibt Spinnen, die praktisch überhaupt keine Netze bauen, wie Springspinnen. Krabbenspinnen können wie ein Chamäleon ihre Farbe wechseln und sich der Umgebung anpassen.“
Spinnen nehmen außerdem einen wichtigen Teil im Ökosystem ein. „Sie fressen viele Insekten, unter anderem auch Schädlinge oder Mücken, die Ärgernisse für den Menschen sind. Ihrerseits stellen sie eine wichtige Nahrungsquelle für kleinere Vogelarten dar.“
Es gibt zurzeit an die tausend Spinnenarten in Deutschland, viele von ihnen werden allerdings durch den Verlust ihres Lebensraums oder durch menschliche Eingriffe wie Gifte oder die schlichte Tötung im Haushalt bedroht. Diebrok rät dazu, im Garten Laubsträucher bereitzustellen, die Rückzugsort und, durch die vielen dort lebenden Insekten, Nahrungsquelle zugleich sind. Und vielleicht sollte man die kleinen Krabbler im Allgemeinen einfach etwas mehr zu schätzen wissen.
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