Lager platzt aus allen Nähten: Recyclingbörse Herford stoppt wochenlang Kleiderannahme

Kreis Herford. Das Lager der Recyclingbörse Herford platzt aus allen Nähen. 10.000 Säcke an Altkleidern warten darauf, sortiert zu werden. Nun zieht der Re-Use-Betrieb mit einem wochenlangen Stopp der kompletten Textilsammlung die Reißleine. Und das aus gleich mehreren Gründen. Einer davon: Bürger bringen teils extrem ekelhaft verdreckte und kaputte Kleidung vorbei. Viele haben die seit Januar geltende EU-Richtlinie, die besagt, dass gut erhaltene Kleidung nicht mehr in der grauen Tonne entsorgt werden darf, wohl nicht richtig verstanden. &bdquo;Defekte und dreckige Kleidung gehört weiterhin in den Abfall. Die Leute packen aber auch die jetzt fälschlicherweise in die Säcke. Inzwischen haben wir einen Müll-Anteil von 50 Prozent bei unseren Sammlungen“, sagt Claudio Vendramin, Geschäftsführer der Recyclingbörse, die Filialen und Läden im Kreis Herford, Bielefeld und Bad Salzuflen hat. Zwölf Mitarbeiter sortieren in mehreren Schichten die Altkleider. Kleine Löcher in den Textilien sind wohl das Harmloseste, was die Kollegen zu sehen – und zu riechen – bekommen. Unterwäsche mit Kot und Urin, Pullover mit Erbrochenem – auch das ist keine Seltenheit. In der Recyclingbörse werden jedoch nur Waren weiterverkauft, die sauber ankommen. Extra gewaschen wird hier nichts. &bdquo;Öffnen Mitarbeiter die Säcke und es strömt ihnen schon Gestank entgegen, ist klar: Die komplette Ware muss entsorgt werden“, erklärt der Re-Use-Experte. Denn der üble Geruch eines Kleidungsstücks gehe auf alles andere über. Lesen Sie auch: Second-Hand-Trend: Wo man in Bünde echte Schätzchen findet Entsorgungskosten sind extrem gestiegen Doch die falsche Entsorgung der Altkleider ist nicht das einzige Problem, das die Recyclingbörse ächzen lässt. Die Hosen, Röcke, Blusen und Co., die nicht ohne Weiteres an den eigenen Standorten weiterveräußert werden können, weil sie etwa kleine Flecken haben, wurden bisher weiterverkauft. Die Recyclingbörse kooperierte dabei mit einem großen Betrieb aus Süddeutschland. &bdquo;Allerdings ist sowohl der, als auch ein weiteres Unternehmen aus der Branche aus Sachsen insolvent“, erklärt der 65-Jährige. Früher seien die Kleider mit leichten Mängeln über eben diese Firmen ins Ausland gegangen. Ukraine, Russland, Syrien, Israel – in den Ländern gebe es seit Ausbruch der Kriege kaum noch Absatzmärkte. &bdquo;Auch mit Afrika ist es schwieriger geworden. Zum einen sind unsere Kleidungsstücke dort oft zu warm, zum anderen wird dieser Markt auch von China mit Billigware überschwemmt, die nicht teurer, dafür aber neu, in vielen Größen und Farben erhältlich ist“, fasst der Herforder zusammen. Am Ende bleibt die Recyclingbörse nun nicht nur auf dem Abfall, sondern vor allem den Entsorgungskosten sitzen. &bdquo;Was wir nicht wiederverwerten können, kommt in die Müllverbrennung nach Bielefeld“, sagt Claudio Vendramin. Allein in diesem Jahr sind bereits zusätzliche Kosten von 30.000 Euro entstanden. Außerdem mussten wegen der immensen Anlieferungen 400 neue Gitterboxen für die Lagerung angeschafft werden. Kostenpunkt: 32.000 Euro. Alles zusammengenommen sei wahrlich kein Pappenstiel für das Unternehmen. &bdquo;An jedem verkauften Kleidungsstück verdienen wir zwischen 1 und 2,50 Euro im Schnitt“, bringt es der Re-Use-Fachmann auf den Punkt. Lesen Sie auch: Schnäppchen und Schätze: Diese Flohmärkte im Kreis Herford sind in Ihrer Nähe In diesem Zeitraum findet keine Altkleiderannahme statt Fakt ist nun: In der Zeit vom 15. September bis zum 31. Oktober finden keine Straßensammlungen (sonst immer parallel zur Abholung der Papiertonnen) im Kreis Herford statt. Auch in den Recyclingbörsen und Läden in Bünde, Herford, Löhne, Bad Salzuflen und Spenge werden keine Textilien entgegengenommen. Weil die Mitarbeiter das Sortieren der Altkleider aber nicht mehr alleine stemmen können und bis zur Wiederaufnahme der Kleiderannahme im November Platz geschaffen werden muss, sucht die Recyclingbörse Ehrenamtliche, die bei dieser Arbeit mit anpacken. &bdquo;Helfer sind am 9., 23. und 30. September in der Zeit von 10 bis 18 Uhr willkommen. Man muss nicht den gesamten Tag dabei sein, auch ein paar Stunden sind schon eine tolle Hilfe“, sagt Nicole Draws, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Recyclingbörse zuständig ist. Ebenfalls interessant: Ab jetzt gibt es Gebrauchtwaren und Second-Hand am Neuen Markt in Herford Claudio Vendramin appelliert an alle Einkäufer: &bdquo;Am besten ist es, qualitätsvolle Ware zu kaufen und sie lange zu tragen, alternativ Kleidungsstücke weiterzuverkaufen, wenn sie nicht mehr gefallen.“ Oder aber es zu machen wie er selber: sich einfach Secondhand – etwa in einer der Recyclingbörsen in der Region – ein &bdquo;neues“ Outfit zu gönnen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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