Die CDU-Fraktion verweigert Kindern aus dem Gazastreifen Schutz und Hilfe in Herford

Herford. Der Stadtrat hat am Freitag mehrheitlich seine Bereitschaft erklärt, bis zu 25 besonders gefährdete Kinder aus dem Gazastreifen und Israel mit jeweils einer Begleitperson aufzunehmen. Entsetzen riefen Äußerungen des CDU-Fraktionsvorsitzenden Thomas Beck hervor. Der Deutsche Städtetag hat am 6. August mitgeteilt, dass mehrere Städte – Hannover, Düsseldorf, Leipzig, Kiel und Bonn – an die Bundesregierung appellieren, Kinder aufzunehmen und ihnen medizinische Versorgung, psychologische Betreuung und Schutz zu bieten. Sie bitten das Bundesinnen- und das -außenministerium, die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Zahlreiche Kommunen haben sich dem Appel angeschlossen. Bürgermeister Tim Kähler hatte dem Stadtrat die Initiative mit der Bitte vorgelegt, dass Herford ihr ebenfalls folgt und die Bereitschaft erklärt, bis zu 25 Kinder mit jeweils einer Begleitperson aufzunehmen. Der Krieg habe nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 begonnen, es gehe aber nicht um eine Schuldfrage: &bdquo;Kinder haben keine Schuld.“ Lesen Sie auch: Bundesregierung prüft Aufnahme von Kindern aus Nahost &bdquo;Wir sprechen über Humanität und Menschenrechte“ Sie sprächen über Humanität und Menschenrechte vor dem Hintergrund der besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel. Herford wolle eine Option anbieten, &bdquo;die Bundesregierung kann anders entscheiden“. Die äußert sich derzeit nicht, auch auf &bdquo;NW“-Anfrage am Wochenende gab es keine Stellungnahme des Auswärtigen Amtes. Diskussionen hatte es in den Sozialen Netzwerken über die Kostenfrage gegeben. Kähler verwies dazu auf 120 Millionen Euro brutto jährlich, die Herford für 13.000 Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre ausgebe. Er erkenne nicht, dass weitere 10 bis 25 Kinder, dem Faß den Boden ausschlagen. &bdquo;Wenn jemand die Verhältnisfrage stellt: Das ist für uns durchaus leistbar.“ &bdquo;Wir müssen jetzt handeln, sonst ist es zu spät“, sagte Sarah Heitkemper (SPD). Ulrike Blucha (Grüne) hielt die &bdquo;humanitäre Hilfe in Herford für gut angesiedelt“. Sie verwies auf Winfrid Eisenberg, der bis 2002 Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Herford war und Friedens- und Umweltaktivist ist, sowie auf den Bünder Arzt Theophylaktos Emmanouilidis, besser bekannt als Dr. Emma, der unermüdlich Kinder in afrikanischen Ländern operiert. Lesen Sie auch: Mit 85 am OP-Tisch: Arzt aus dem Kreis Herford operiert seit 20 Jahren Kinder in Afrika Beck: Kinder in ihrem kulturellen Umfeld lassen Beck (CDU) begann seine Stellungnahme mit den Worten, dass ihn, da er ja nun selbst Vater sei, das Leid der Kinder zutiefst berühre. Auch verwies er auf einen CDU-Stadtratskandidaten, der mit sechs Jahren auf der Flucht gewesen sei und von großem Leid erzähle. Doch am besten aufgehoben seien die Kinder bei ihren Familien und in ihrem kulturellen und geografischen Umfeld. Deshalb solle der Rat es der Bundesregierung und ihrer Expertise überlassen, die bestmögliche Lösung für die Kinder zu finden. Beck verwies auf laufende Gespräche mit Ägypten. Oliver Galling, früher CDU, jetzt Union für Herford (UfH) zeigte sich &bdquo;vollkommen entsetzt“. Wer sich so äußere, sei nicht christlich-demokratisch, sagte er. &bdquo;Es geht um humanitäre Hilfe für die Schwächsten.“ Bruno Obens (SPD) stellte die Frage, ob Beck jetzt AFD-gleiche Positionen vertrete. Sabine Gätjen (Grüne) fragte nach Becks politischem Selbstverständnis: Sie werde sich nicht darauf verlassen, dass die da oben in Berlin schon alles regeln. &bdquo;Ich habe eine eigene Meinung, und die gebe ich nicht ab.“ Kähler, der zahlreichen politischen Vereinigungen auf EU-Ebene angehörte, legte Beck nahe, nicht darauf zu vertrauen, dass die Bundesregierung schon alles richtig mache. Das sei nicht seine Erfahrung. Und Beck solle auch nicht darauf vertrauen, dass alle, die medizinische Versorgung oder Essen brauchten, nach Ägypten könnten. &bdquo;Wir sprechen hier über ein Gebiet, aus dem kein Mensch rauskommt.“ Lesen Sie auch: Live-Ticker: Israels Verteidigungsminister erklärt langjährigen Hamas-Sprecher für tot Politiker sehen die CDU in AfD-Nähe Michael Wollgramm (CDU) flankierte die Worte seines Fraktionschefs mit Hinweisen auf den psychologischen Betreuungsbedarf, auf fehlenden Wohnraum und das Auseinanderreißen von Familien. Er würde jedem Kind helfen wollen, wisse aber nicht, ob er ihnen damit einen Gefallen tue und Herford das überhaupt leisten könne. &bdquo;Alles besser, als zu verhungern“, konterte Inez Déjà (Linke), deren Fraktion selbst einen Antrag gestellt hatte, Kinder aufzunehmen. Kähler bezeichnete es als &bdquo;zynisch“, Kinder an einem Ort für besser aufgehoben zu erklären, an dem sie nichts zu essen haben und ihnen die Bomben um die Ohren fliegen. Von Wollgramm hätte er als langjährigem Ratsherren erwartet, dass er die Hilfesysteme der Stadt kenne. Galling kommentierte Wollgramms Worte mit &bdquo;schwer erträglich“ und zu einer Partei gehörig, &bdquo;die hier nicht sitzt“. Sprich: der AfD. Gabriele Gieselmann (SPD) zufolge hat die Stadt 2015/2016 an der Ulmenstraße traumatisierte Kinder aufgenommen und es gut hinbekommen, ihnen zu helfen. &bdquo;Beschämend ist, dass sich die Gesellschaft so verändert hat, dass sie nicht mehr die Bereitschaft hat zu helfen.“ Der Stadtrat schloss sich bei 29 Ja- und 5 Nein-Stimmen dem Appell an. Fünf Ratsmitglieder enthielten sich. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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