Würgeschlange im Kompost: Tierschützer wollen Besitzer zur Rechenschaft ziehen

Herford. Nachdem der Fund einer armdicken Würgeschlange in einem Komposthaufen in Herford bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat, schaltet sich nun die Tierrechtsorganisation PETA in den Fall. Sie will den Besitzer finden, zur Rechenschaft ziehen – und setzt für Hinweise auf den Halter sogar eine Belohnung aus. Konkret soll derjenige 500 Euro erhalten, der Hinweise liefert, &bdquo;die zur rechtskräftigen Verurteilung der tatverantwortlichen Person oder Personen führen“, wie es in einer Mitteilung der Tierschützer heißt. Wer etwas beobachtet oder anderweitig mitbekommen hat, wird gebeten, sich entweder bei der Polizei oder telefonisch unter 0711-8605910 oder per E-Mail bei der Tierrechtsorganisation zu melden – auch anonym. &bdquo;Der Handel mit gefährlichen Wildtieren boomt in Deutschland. Viele Käufer sind jedoch schnell überfordert und setzen die Tiere aus. Mit der Belohnung wollen wir dazu beitragen, die Person zu finden, die die Schlange möglicherweise ausgesetzt und somit das Tier und Dritte gefährdet hat“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. &bdquo;Exotische Wildtiere haben in Privathaltung nichts zu suchen. Zumindest aber sollte die Landesregierung das Gifttiergesetz auf Haltungsverbote für weitere gefährliche Wildtiere ausweiten. Warum darf man in NRW legal Tiger und Würgeschlangen halten?“ Mehr zum Thema: Gefährlich oder nicht? So wurde die Kompost-Boa in Herford gefangen Zahlreiche Tiere ausgesetzt Die Tierrechtsorganisation kritisiert, dass der Kauf von gefährlichen und anspruchsvollen Tieren unabhängig von dringend erforderlichem Fachwissen noch immer erlaubt sei. In der Folge würden jedes Jahr Hunderte wilde Tiere aus ihren Terrarien ausbrechen oder würden von überforderten Personen einfach ausgesetzt. Tierheime und Tierauffangstationen seien häufig überfüllt mit Wildtieren, die einen besonders großen Anspruch an ihren Lebensraum haben. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht worden waren, sei dem Ergebnis gekommen, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten. Auch wenn es sich - wie Fall der Herforder Boa constrictor – um ungiftige Tiere handele, könnten Wildtiere gefährlich für den Menschen sein, betonen die Tierschützer: &bdquo;Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien gesundheitsgefährdende Salmonellenarten; geschätzte 90 Prozent der Tiere tragen die Erreger in sich.“ Auf den Menschen übertragene Salmonellen könnten im Extremfall zur Hirnhautentzündung oder zum Tod des Menschen führen – vor allem Kinder sowie immungeschwächte und ältere Menschen seien gefährdet. Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge rühre demnach jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von &bdquo;exotischen“ Tieren her.“ So wurde die Schlange gefangen Passiert war am vergangenen Montag, 18. August, Folgendes: Eine 58-jährige Herforderin hatte die 15 Kilo schwere Schlange gegen 15 Uhr auf dem Komposthaufen auf ihrem Grundstück am Heimstättenweg entdeckt - und vermutlich beim Anblick des Tieres einen riesigen Schreck bekommen. Die alarmierte Polizei zog umgehend einen fachkundigen Mitarbeiter des Tierparks am Waldfrieden hinzu. Gemeinsam nahmen sie das Tier genauer unter die Lupe und stellten fest: Es handelt sich um eine rund 2,50 Meter Boa constrictor. Stadtzoo-Chef Thorsten Dodt und seine Mitarbeiter fingen den Exoten ein. Er ist aktuell im Tierpark untergebracht, wird dort artgerecht versorgt. Nach einer ersten Einschätzung der Fachleute sei der Zustand der Schlange okay, sie befindet sich bis zum Abschluss weiterer veterinärmedizinischer Untersuchungen aber in Quaränte. Exotische Haustiere im Kreis Herford beliebt Wie viele Haushalte im Kreis Herford tatsächlich Reptilien oder andere Exoten halten, lässt sich nur schwer beziffern. &bdquo;Nicht alle Tiere müssen offiziell gemeldet werden – lediglich artgeschützte Arten unterliegen der Anzeigepflicht“, erklärt Patrick Albrecht, Sprecher der Unteren Naturschutzbehörde. Nach seinen Angaben leben in etwa 250 Haushalten des Kreises Reptilien wie Teppich- oder Baumpythons, griechische Landschildkröten, Leguane oder Agamen. Insgesamt sind im Kreishaus derzeit rund 1.600 Halterinnen und Halter von artgeschützten Tierarten registriert. Dazu zählen unter anderem Skorpione, asiatische Zierfische oder südamerikanische Vogelarten. Hintergrund: Achtung, Bissgefahr? Diese exotischen Haustiere leben im Kreis Herford Immer wieder Tiere in freier Wildbahn Hin und wieder tauchen im Kreis auch Tiere auf, die eigentlich in heimischen Gärten oder Wohnzimmern gehalten werden sollten. &bdquo;Immer mal wieder werden Papageien oder andere Exoten in der freien Natur entdeckt“, berichtet Albrecht. Ob diese Tiere absichtlich ausgesetzt wurden oder entkommen konnten, sei oft nicht eindeutig feststellbar. Während die meisten Arten in der Natur kaum überlebensfähig sind, gilt das nicht für alle: &bdquo;Bei invasiven Arten wie der Schmuckschildkröte sieht es anders aus. Diese Tiere können sogar den Winter überstehen und sich hier weiter vermehren“, so der Kreissprecher. Lesen Sie auch: Tierisch lustig: Herforder Tierpark-Podcast bringt Zoo-Alltag zu Spotify Regelmäßige Kontrollen Und die Erfüllung der entsprechenden Vorgaben in Sachen Exoten würden von der Behörde auch im Blick behalten. Albrecht: &bdquo;Die Untere Naturschutzbehörde führt – zumeist unter Einbeziehung des Kreis-Veterinäramtes – Kontrollen aus artenschutzrechtlicher Sicht durch.“ Allerdings seien derartige Überprüfungen hauptsächlich anlassbezogen, &bdquo;sei es aufgrund von Meldungen wegen mutmaßlicher Verstöße oder wenn etwa Bescheinigungen beantragt werden.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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