Gefährlich oder nicht? So wurde die Kompost-Boa in Herford gefangen

Herford. Sie ist 2,5 Meter lang, rund 15 Kilo schwer, etwa zwölf Jahre alt – und jetzt im Herforder Tierpark: Doch wie kam das ausgewachsene Boa-Constrictor-Weibchen in einen Komposthaufen hinter einem Einfamilienhaus in der Hansestadt? Und wie gefährlich ist so eine Würgeschlange überhaupt? Es ist 15.11 Uhr am vergangenen Montag, 18. August, als das Handy von Tierparkleiter Thorsten Doth bimmelt. &bdquo;Da war die Feuerwehr dran, meldete den Fund einer rund zwei Meter langen Schlange“, schildert der 53-Jährige. Kaum 20 Minuten später steht er mit drei Mitarbeitern, darunter die beiden Reptilienexperten Friedrich Thelen und Sarah Schneider, auf dem Grundstück am Heimstättenweg. Eine Streifenwagenbesatzung und die Feuerwehr sind ebenfalls vor Ort. Kurz zuvor hatte eine 58-Jährige die Schlange entdeckt, die nun seelenruhig eingerollt zwischen Komposthaufen und einem Kürbis-Hochbeet im idyllischen Garten liegt. &bdquo;Die Frau hatte sich schon ziemlich erschreckt, als sie das Tier gesehen hat“, so Friedrich Thelen. Schnell steht fest: Bei dem Reptil handelt es sich um eine – ungiftige – Boa Constrictor, die in freier Wildbahn eigentlich nur in Südamerika vorkommt, nicht aber in OWL. Mehr zum Thema: Schockfund: Herforderin entdeckt mehr als zwei Meter lange Würgeschlange im Kompost Spannende Aktion oder Routine? Die Fangaktion gestaltet sich nach Angaben der Beteiligten dann recht unspektakulär. Thorsten Doth und sein Team haben das nötige Equipment dabei. Per Schlangenhaken wird der Exot zunächst in einen Sack bugsiert, kommt in eine spezielle Transport-Box, wird ins Tierpark-Fahrzeug verladen. &bdquo;Das ging wirklich ratzfatz“, sagt Thorsten Doth. Zumal: Das Boa-Weibchen zeigt sich ziemlich &bdquo;kooperativ“. &bdquo;Die Schlange war sehr ruhig und zahm. Man hat gemerkt, dass sie an Menschen gewöhnt ist“, erklärt Friedrich Thelen. Während der Einfang-Einsatz für seine Kollegin Sarah Schneider schon &bdquo;etwas Besonderes“ und &bdquo;aufregend“ ist, bleibt der Reptilien-Fachmann völlig cool. &bdquo;So etwas ist für mich Routine. Ich war schon bei diversen Sicherstellungen von Schlangen dabei – unter anderem für den Zoll.“ Sein Chef Thorsten Dodt hält indes fest: &bdquo;Seit drei Jahren ist der Tierpark auch eine Auffangstation. So einen Einsatz hatten wir noch nie.“ Für die &bdquo;Kompost-Boa“ geht’s dann jedenfalls ziemlich flott in den kleinen Stadtzoo am Waldfrieden. Dort ist in einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereich schon ein passendes Terrarium mit Wasser und Wärmequellen vorbereitet. Das Reptil habe sich schnell an seine neue Umgebung gewöhnt, so Dodt: &bdquo;Nach einer ersten Einschätzung ist der Zustand des Tieres recht okay. Es befindet sich erstmal in Quarantäne.“ Zudem stehen tierärztliche Untersuchungen an. Später könnte die Schlange auch eine erste Mahlzeit erhalten: Auf dem Speiseplan würde dann Kaninchen stehen. Fest steht: Im Tierpark ist der Fund-Exot erst einmal sicher untergebracht. Doch wie geht es mit der Boa nun weiter? &bdquo;Faktisch gehört sie dem Kreis Herford. Wir übernehmen ihre Betreuung. Man wird sich dann zeitnah in der Sache zusammensetzen müssen“, berichtet Thorsten Dodt. Lesen Sie auch: Harry-Potter-Schlange im Herforder Tierpark zu sehen Abwehrbiss bei Bedrohung Völlig unklar ist aktuell, wie das nicht eben kleine Reptil mitten in den Garten der beschaulichen Siedlung am Heimstättenweg gelangen konnte – und wem es überhaupt gehört. Friedrich Thelen vermutet: &bdquo;Schlangen in der Größe legen eigentlich keine großen Distanzen zurück. Sie könnte ganz in der Nähe gehalten worden sein.“ Die aktuell sommerlichen Temperaturen hierzulande seien für die eigentlich in wärmeren Gefilden beheimatete Boa Constrictor jedoch recht ideal. &bdquo;Zudem ist sie nicht ständig auf Futter angewiesen. Sie könnte schon ein oder zwei Wochen hier unterwegs sein – oder sogar einen Monat“, sagt der Fachmann. Für erwachsene Menschen sei die Würgeschlange – selbst in dieser Größe – im Regelfall eher nicht gefährlich, meint Friedrich Thelen. Generell sei unwahrscheinlich, dass sie zum Angriff übergehe. Es sei denn, die Boa werde erschreckt oder fühle sich bedroht: &bdquo;Dann kann sie schon zum Abwehrbiss ansetzen.“ Allerdings: Auszuschließen sei nicht, dass ein solches Tier für schwache oder kleine Menschen – sprich Kleinkinder - schon eine Gefahr darstellen könnte. Oder für kleine Tiere, wie eben Kaninchen oder Meerschweinchen, die manch einer wohl auch im heimischen Garten halte, so Thelen. Auch interessant: Achtung, Bissgefahr? Diese exotischen Haustiere leben im Kreis Herford Polizei und Kreis Herford suchen Besitzer Die Polizei und der Kreis Herford bitten den möglichen Besitzer des Tieres, sich zu melden. Wer Hinweise auf den Eigentümer hat, kann ebenfalls auf der Wache an der Hansastraße (Tel. 05221-8880) anrufen. Übrigens: Für die Haltung einer solchen Schlange ist keine Genehmigung notwendig, eine Meldepflicht bestehe ebenfalls nicht. Melde sich letztlich niemand, der den Besitz der Boa zudem bei den Behörden nachweisen muss, müsse der Kreis entscheiden, ob die Schlange eventuell auch dauerhaft im Herforder Tierpark bleiben könne. &bdquo;Dann müssten wir aber noch ein neues Terrarium bauen“, informiert Zoo-Chef Dodt. Denn mit den vier weiteren Schlangen des Tierparks – zwei Königs- und zwei Tigerpythons – könne die &bdquo;Kompost constrictor“ nicht zusammenleben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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