Nach Kritik an Parkplatzüberwachung an Herforder Sportstudio: Das sagt die Verbraucherzentrale

Herford. Handelt es sich beim Parksystem mit Kennzeicheneingabe am Ai-Fitness-Studio an der Herforder Kiebitzstraße um Abzocke – oder nicht? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Und was sagt überhaupt die Verbraucherzentrale zu dem Thema? Zur Erinnerung: Seit einigen Monaten wird die Pkw-Abstellfläche vor der Muckibude von einer Parkraumbewirtschaftungsfirma überwacht. Kameras scannen seither die Nummernschilder der ein- und ausfahrenden Wagen. Während Fremdparker per se zahlen müssen, können Ai-Mitglieder ihr Auto drei Stunden gratis abstellen. Damit wirbt das Studio auf seiner Homepage. Große Schilder auf dem Parkplatz weisen darauf hin, dass bei Verstößen 45 Euro Vertragsstrafe drohen. Doch das System, das für die Freizeitsportler per Kennzeicheneingabe übers Smartphone funktioniert, stößt auf Kritik. Benjamin Eimler (26) hatte sich bei seiner Nummernschild-Kombi zweimal vertippt. In der Folge bekam er Post vom Parkraumbewirtschafter Parkdepot aus München. Da er sein &bdquo;richtiges Kennzeichen“ ja nicht freigeschaltet hatte, sollte er zahlen. Zwar habe das Studio-Team ihm anfangs gesagt, bei Problemen mit dem Parksystem könne man helfen, so Eimler. So richtig habe das später aber nicht funktioniert. Zuletzt habe es geheißen, das Studio hätte keinen Einfluss darauf, Park-Vertragsstrafen zu stornieren, meint der Hiddenhauser. Mehr zum Thema: Teure Knöllchen auf Herforder Fitnessstudio-Parkplatz: Kunden fühlen sich abgezockt Das sagen die Experten Nachlesbar ist jedenfalls: In jüngeren Bewertungen des Ai-Studios Herford-Nord im Internet, regen sich Nutzer über das Parksystem auf. Von Abzocke ist öfters die Rede. Der Tenor in Facebook-Kommentaren zum NW-Bericht über die Problematik fällt indes gemischt aus. Einige User äußern Verständnis für Eimler. Andere meinen, man müsse doch in der Lage sein, sein Kennzeichen fehlerfrei einzugeben. Aber könnte nicht eine dauerhafte Speicherung der Autokennzeichen der Mitglieder eine Lösung darstellen? Parkdepot hatte gegenüber dieser Zeitung ausgeführt, dass das zwar möglich wäre, aber für den Standort an der Kiebitzstraße die aktuelle Handhabung Vorteile biete. Man wolle aber eventuell die Beschilderung noch deutlicher gestalten. Aufhorchen ließ die Aussage, dass das Sportstudio wohl aber die Möglichkeit habe, Knöllchen aufgrund von nachgewiesenen Kennzeichen-Vertippern zu stornieren. Die Pressestelle der Ai-Fitness-Club-Kette hatte eingeräumt, das System einer dauerhaften Kennzeichen-Speicherung der Mitglieder mit allen Beteiligten zu prüfen. Die Verbraucherzentrale NRW hat ebenfalls eine Meinung zu alledem. Auf NW-Anfrage erklärt eine Sprecherin, dass das &bdquo;geschilderte Problem leider etwas komplizierter“ sei: &bdquo;Grundsätzlich begrüßen wir es im Rahmen der Datensparsamkeit, dass der Parkraum-Dienstleister nicht dauerhaft Kennzeichen speichert.“ Aus Sicht der Verbraucherschützer sollte es &bdquo;im Rahmen der eigenüblichen Sorgfalt möglich sein, sein Kennzeichen fehlerfrei einzugeben“, etwa, indem man am Pkw stehen bleibe und einen Abgleich durchführe. Allerdings: Der QR-Code für die Ai-Mitglieder wird erst im Studio eingescannt, dort die jeweilige Nummer-Buchstaben-Kombination eingetippt. &bdquo;Möglich wäre auch ein Copy-Paste, indem das Kennzeichen in einer Textdatei gespeichert wird“, so der Tipp der Sprecherin. Aber: Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale sollten Verbraucher auch &bdquo;die Möglichkeit haben, einen Fehler korrigieren zu lassen“. &bdquo;Hierfür fällt jedoch unter Umständen beim Anbieter ein Aufwand an, der bei korrekter Eingabe nicht angefallen wäre“, betont die Verbraucherschutzexpertin. Lesen Sie auch: Stadt Herford verteilt Knöllchen - Anwohner: &bdquo;Wir parken hier seit 50 Jahren“ Kunde hält Kritik aufrecht Für Benjamin Eimler sind solche Einlassungen nur teils nachvollziehbar. Er sei nicht per se gegen eine Parkraumüberwachung. Allerdings halte er die gewählte Handhabung für unvorteilhaft. Der Hiddenhauser betont: &bdquo;Ai Fitness behauptet durch die Blume, man dürfe froh sein, drei Stunden kostenlos zu parken – dabei hat man als zahlendes Mitglied ein vertraglich zugesichertes Nutzungsrecht. Trotz eindeutigem Nachweis des Trainings wurde die volle Vertragsstrafe in Rechnung gestellt – wegen eines simplen Zahlendrehers.“ Das zeige aus seiner Sicht: &bdquo;Es geht hier nicht um faire Kontrolle, sondern um automatisierte Abzocke. Technisch wäre es längst möglich, Kennzeichen dauerhaft freizuschalten oder flexible Lösungen für wechselnde Fahrzeuge zu bieten. Stattdessen erkennt das System Fehler wie Zahlendreher nicht – die Anzeige bei der Eingabe leuchtet trotzdem grün – und Ai Fitness sowie Parkdepot schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu.“ Meinung Vom Grundsatz her ist das Anliegen des Fitness-Studios nachvollziehbar. Per Parkraumüberwachung will man Fremdparker, die Abstellflächen für eigentliche Trainingsgäste in der Vergangenheit oft blockiert haben sollen, fernhalten. Das machen viele Supermärkte ebenso. Dass man dafür einen Parkraumbewirtschafter einschaltet, ist auch okay. Auch rechtlich gibt es wohl hier nichts zu beanstanden. Das Problem ist viel mehr die Technik – und somit die Nutzerfreundlichkeit. Klar kann man sagen, sein Kennzeichen sollte jeder Autofahrer schon fehlerfrei eingeben können. Aber Menschen sind – vor allem im heutzutage stressigen Alltag – eben nicht immer fehlerfrei. Davon dürfte sich wohl – Hand aufs Herz – kaum jemand freisprechen können. Und da passiert schon mal ein Tipper oder Zahlendreher. Den wiederum verzeiht die Technik nicht. Auch völlig falsche Fantasie-Kennzeichen (z.B. XX-XX 1111) werden auf dem Eingabe-Bildschirm nicht bemängelt. Und das ist schon wiederum etwas kurios. Ohne in die Tiefen des zugrunde liegenden Systems einsteigen zu wollen, fragt man sich schon: Warum ist das so? Schließlich werden per Kamera doch alle Nummernschilder, die auf dem Parkplatz rauf- oder runterfahren gescannt, laufen im System ein, müssten somit schon beim Aufruf der Eingabemaske vorliegen. Warum aber wird dann nicht gleich nach einer potenziellen Falscheingabe eine Fehlermeldung ausgespuckt á la: &bdquo;Dieses Kennzeichen steht nicht auf diesem Parkplatz. Bitte prüfen Sie Ihre Eingabe!“ Das wäre zumindest kundenfreundlich, Abzockvorwürfe würden gar nicht erst laut. Und wer halt komplett vergisst, sich zu registrieren, hat im Zweifelsfall tatsächlich Pech gehabt – und müsste in den sauren &bdquo;Vertragsstrafen-Apfel“ beißen. Aber da sowohl die Fitnesskette als auch der Parkraumbewirtschafter das Thema noch mal beleuchten wollen, scheinen diese mit der ganzen Angelegenheit auch nicht wirklich glücklich zu sein – oder? 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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