Rivalisierende Großfamilien in Herford: Eine Chronologie der Gewalttaten

Herford. Erst wird ein Mann auf der Berliner Straße mit einem Schlagstock angegriffen, dann ein weiterer auf der Mindener Straße niedergestochen: Immer wieder gibt es gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Großfamilien in Herford. Die Brutalität erschreckt viele Herforder. Doch wer zeichnet für die Exzesse eigentlich verantwortlich - und warum? Der Versuch, einer Spurensuche - wobei es bei den aktuellen Fällen einen großen Unterschied zwischen den Taten der vergangenen Jahre gibt. Zum ersten Mal erscheint eine der beteiligten Großfamilie im Jahr 2016 öffentlich: Zwei Brüder hatten, so der damalige Ermittlungsstand, zwei Kilogramm Kokain im Schwarzmarktwert von 140.000 Euro sowie 30 Kilo Marihuana nach Herford und Bad Salzuflen geschmuggelt. Den Transport hatte eine Verwandte (20) des Trios aus Eschweiler bei Aachen übernommen. Der Drogendeal war geplatzt, weil der Kurier der zu einer zweiten Herforder Großfamilie gehört, den Ermittlern Hinweise auf das bevorstehende Geschäft gab. Zwei der Dealer wurden zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Update zur Messerattacke in Herford: Razzien gegen kriminelle Großfamilie in Herford, Löhne und Bad Oeynhausen Eskalation und Folgen der Konflikte Fortan kam es zu wechselseitigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Großfamilien, die sich bis heute zumeist auf offener Straße abspielen. Während Ermittler der Polizei von Auseinandersetzungen in Zusammenhang mit Drogengeschäften ausgehen, erklärte ein Mitglied einer der beiden Großfamilien, dass sich der oft blutig ausgetragene Streit auf den Seitensprung zweier Familienmitglieder zurückgehe. Lesen Sie auch: Großfamilien-Fehde in Herford eskaliert: Neun Männer vorläufig festgenommen Chronologie der Gewalttaten Im März 2017 eskalierte die Situation in einem Imbiss des Herforder Marktkaufs am Deichkamp in einer Schlägerei, an der rund zehn Personen beteiligt waren. Es gab zwei Schwerverletzte. Der Haupttäter wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu vier Jahren Haft, ein zur Tatzeit 14-Jähriger zu einer Bewährungsstrafe samt Sozialstunden verurteilt. Eine weitere Messerattacke folgte im Oktober des gleichen Jahres: Noch während des laufenden Prozesses der Messerstecherei am Marktkauf kam es zu einem öffentlichen Übergriff am Herforder Bahnhof. Zwei Männer waren auf einen Taxifahrer losgegangen, hatten ihr Opfer verletzt und dessen Auto beschädigt. Der Taxifahrer ist der Angehörige eines Zeugen, der am selben Tag im Landgericht in Zusammenhang mit der Messerattacke ausgesagt hatte. Die nächste Tat folgt Ende März 2020 auf der Diebrocker Straße: Ein 18-jähriger Mann aus Bad Oeynhausen kam mit seinem Wagen von der Fahrbahn ab und prallte gegen eine Mauer. Was als Unfall begann, wird kurz darauf ein Fall für eine 14-köpfige Mordkommission. Denn nach dem Crash – der angeblich der Versuch ist, das Mitglied einer verfeindeten Familie, das gerade zu Fuß auf dem Bürgersteig unterwegs war, zu überfahren – entlud sich dort die Gewalt zweier etwa 20 Mann starken Gruppen. Dem 18-Jährigen wurde von einem Kontrahenten ein Messer in den Schädel gestoßen. Der mutmaßliche Grund für die Attacke: Zuvor sollen Mitglieder der rivalisierenden Großfamilie die Scheiben eines Audi RS 8 eingeschlagen haben. Ebenfalls im Jahr 2020 kam es zu einer Massenschlägerei auf der Steinstraße. Neue Entwicklungen und unklare Motive Im September 2023 geraten die polizeibekannten Großfamilien am Rande der Herforder Innenstadt dann erneut aneinander: Ein Taxifahrer (48) war mit seinem Mercedes unterwegs, als ihm die drei Männer des verfeindeten Familienzweigs mit ihrem Wagen entgegenkamen. Die drei greifen den Taxifahrer an, beschädigen seinen Wagen, einer der drei Männer schießt - es kommt niemand zu Schaden, weil die Pistole Ladehemmungen hatte. Nur einen Tag nach den Schüssen eskaliert es erneut, als die Mutter eines zuvor verletzten Jugendlichen auf dem Bahnhofsvorplatz mit einem Taxifahrer in Streit geriet. Es kam zu einer Schlägerei, bei der die Frau verletzt wurde. Dieser Fall wurde jüngst vor dem Herforder Jugendschöffengericht verhandelt, der Taxifahrer zu einer Geldstrafe verurteilt. Als Reaktion auf die Schläge wurden dann wechselseitig die Schaufensterscheiben von zwei Geschäften eingeworfen, die den jeweiligen Großfamilien zugeordnet werden. Gerichtsverhandlungen und weitere Gewaltausbrüche Im Februar 2025 werden die Schüsse von der Diebrocker Straße dann vor dem Bielefelder Schwurgericht verhandelt. In der Kantine des Landgerichts kommt es zu einer weiteren Auseinandersetzung in einer Verhandlungspause. Die Angriffe finden schließlich nach dem Prozess auf dem Parkplatz der Kreispolizeibehörde Herford ihren Höhepunkt: Es kommt zu einer Schlägerei zwischen den verfeindeten Großfamilien, die die Polizei nur mit dem Einsatz von Pfefferspray beenden kann. Neun Familienmitglieder werden vorläufig festgenommen. .responsive23-ZIE5Pwj4nuoSHVpX-map-messerstecherei-in-herford { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ZIE5Pwj4nuoSHVpX-map-messerstecherei-in-herford { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ZIE5Pwj4nuoSHVpX-map-messerstecherei-in-herford { padding-top: 142.86%; } } Auch bei den Auseinandersetzungen vor einer Shisha-Bar im Juni 2025, bei der zwei Menschen schwer verletzt wurden, gehen auf das Konto einer der beiden Großfamilien. Doch diesmal ist sie nicht mit der rivalisierenden Großfamilie aneinandergeraten, sondern mit einer anderen Familie, die bislang an den Streitigkeiten der beiden anderen Großfamilien überhaupt nicht beteiligt war. Die Angehörigen dieser Familie haben in den jahrelangen Auseinandersetzungen bisher nie eine Rolle gespielt und waren daran nicht beteiligt. Warum sie nun in den Fokus geraten sind und einzelne Mitglieder angegriffen und teils schwer oder lebensgefährlich verletzt werden, ist bisher überhaupt nicht klar. Es folgen weitere Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit, an der den bisherigen Ermittlungen zufolge stets eine der Großfamilien beteiligt ist. Mitte Juli soll es zu einer Bedrohungslage auf dem Parkplatz einer Tankstelle in Bad Salzuflen gekommen sein, bei der mindestens ein Mitglied dieser Familie andere mit einem Messer bedroht haben soll. Zeugen zufolge wurde hierbei niemand verletzt. Auch soll es im Herforder Westen zu einer Machtdemonstration gekommen sein, als Mitglieder provokant vor dem Haus einer der verfeindeten Familien geparkt haben soll, um das Objekt zu beobachten. Das Vorgehen wird seitens der Beteiligten als Einschüchterungsversuch gewertet. Auch hier passierte glücklicherweise nichts. Anders am 24. Juli 2025: Erneut fallen Schüsse auf offener Straße, dieses Mal im Eingangsbereich eines Herforder Fitnesscenters. Zunächst soll es im Traininigsbereich zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gekommen und in der Umkleidekabine zum Einsatz von Pfefferspray gekommen sein. Kurz darauf, so Zeugen, sei die Lage im Eingangsbereich dann eskaliert, mehrere Schüsse gefallen sein. Hinweise auf den oder die Täter gibt es aktuell ebenso wenig wie eine Antwort auf die Frage, ob bei dieser Tat jemand verletzt wurde. Auch hier ermittelt die Polizei auf Hochtouren. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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