Zurück im Leben nach langer Krankheit: Der Leidensweg eines Patienten aus dem Kreis Herford

Herford/Vlotho. Viele Menschen im Kreis Herford kennen ihn als Kommunalpolitiker, Kreistagsmitglied der Freien Demokraten oder als - ehemaligen – Sprecher der Handwerkskammer Ostwestfalen zu Bielefeld: Siegfried Mühlenweg ist aber aufgrund eigenen Erlebens Mahner vor einer schwerwiegenden Erkrankung, die nur wenige Bürger im Wittekindskreis im Blick haben, wenn sie – wie jetzt – wieder im Freien aktiv sind: Borreliose. &bdquo;Ich selbst war so weit, dass ich mein Testament machen wollte, weil ich nicht mehr an eine Heilung glaubte“, berichtet der 74-Jährige im Gespräch mit der NW über seine frühere Erkrankung. Borreliose ist eine Infektion, hervorgerufen durch Bakterien, die durch den Biss von Zecken in den menschlichen Körper gelangen. Zecken lauern oft unbemerkt an Büschen oder im Gras und reagieren auf den Geruch von Menschen oder Tieren. Unbemerkt schaffen sie es dann oft, sich eine Stelle zum Blutsaugen zu suchen. Um ein Verklumpen der Blutplättchen zu verhindern, geben die Zecken ihren, mit Proteinen versetzten Speichel in die Wunden. Sind Zecken Träger von Borrelien, gelangen die Erreger so ins Blut. Dort lösen diese dann die Beschwerden aus. Im Fall von Siegfried Mühlenweg handelt es sich auch um eine Neuroborreliose, eine seltene Form der Borreliose, bei der Bakterien das Nervensystem ihres Wirts befallen. Der große Irrtum &bdquo;Dass es in Ostwestfalen-Lippe keine Zecken gibt, die durch ihren Biss Borreliose übertragen können, ist ein Irrglaube“, ergänzt Mühlenweg. Vielfach verwechselten es Menschen mit der durch Viren verursachten Frühsommer-Meningoenzephalitis. Hier kommt es zur Hirnhautentzündung. Wie genau er sich mit dem Erreger infiziert, kann der 74-jährige Vlothoer nicht sagen, möglicherweise beim Aufstellen von Wahlplakaten. Wohl aber, dass er zum Arzt geht: &bdquo;Der hat sich das angeschaut, es als Insektenstich eingestuft und mir gesagt, dass ich zum Abheilen Salbe nehmen und wenn es nach zwei Tagen nicht besser ist, wiederkommen soll.“ Das war nicht nötig, der Stich verschwindet. Lesen Sie auch: Mutterglück trotz schwerer Krankheit: Drei Herforder Patientinnen über ihren langen Weg Monate bis zu den ersten Symptomen Dafür kommen ein knappes halbes Jahr später die Schmerzen. &bdquo;Ich lag im Bett und hatte irrsinnige Rückenschmerzen, Rückenschmerzen ohne Ende“, berichtet der Vlothoer. Rückenschmerzen – ein Fall für den Orthopäden, so scheint es. Tatsächlich wird Mühlenweg zum MRT geschickt, dort können die Experten an der Wirbelsäule nichts feststellen. Die nächste Station: das Klinikum Detmold, von dort nach Gilead nach Bielefeld. Einen Befund gibt es dort auch nicht. Schließlich die stationäre Aufnahme in Detmold in der Orthopädie. Siegfried Mühlenweg ist bereits so schlecht auf den Beinen, dass er bereits im Rollstuhl gefahren wird. Treppen habe er nicht gehen können, erinnert sich der Vlothoer. Während der ersten zwei Wochen in Detmold nehmen die Beschwerden Mühlenwegs zu, statt ab. Schließlich schaut Siegfried Mühlenweg morgens in den Spiegel und sieht, &bdquo;dass mein Gesicht ganz schief ist und die Zunge an der Seite raushängt. Und ich habe angefangen, alles fünffach zu sehen.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Extreme Schmerzen, so gut wie bewegungsunfähig, mit einer Gesichtslähmung und Sehstörungen: &bdquo;Ich selber habe zu diesem Zeitpunkt und auch danach zunächst nicht mehr daran geglaubt, dass es besser wird.“ Doch mit der Gesichtslähmung war auch klar, dass sein Leiden nichts mit Orthopädie zu tun hat und möglicherweise ein neurologisches Problem vorliegt. &bdquo;Meine Schwiegermutter hat sich dann daran erinnert, dass ich von einem Insekt gestochen worden bin“, berichtet der Kommunalpolitiker weiter. Mühlenweg wird in die Neurologie nach Lemgo verlegt. &bdquo;Ein junger tunesischer Arzt hat mich dort behandelt und mir das Leben gerettet“, berichtet Mühlenweg weiter. Er habe, offenbar, weil er auch aus Tunesien mit dem Krankheitsbild vertraut war, sofort auf Borrelien geschlossen. Die Behandlung Um zu klären, ob tatsächlich eine Infektion vorliegt, wird Mühlenweg mit einer Nadel Nervenwasser aus dem Rückenmark entnommen. Dort sind die Erreger im Fall einer Neuroborreliose zu finden. Parallel dazu beginnt schon am ersten Tag eine Therapie mit Antibiotika, die die Bakterien nach und nach ausschalten. Rein statistisch gesehen, leiden von 100 Borreliose-Erkrankten drei an einer Neuroborreliose. Mit den Antibiotikagaben startet Mühlenwegs Weg zurück ins Leben. Zwei Wochen dauert die Therapie in Lemgo. Nach Hause darf er danach nicht. Sechs Wochen lang muss er in eine Reha-Klinik in Bad Oeynhausen. &bdquo;Dort merkte ich, dass ich nicht der Einzige mit der Erkrankung war. Da waren auch Patienten, die etwa ein Bein verloren hatten, weil sie, wie sie erzählten, die Erkrankung nicht ernst genommen hatten.“ Wer jetzt nach draußen geht, solle sich bewusst machen, dass Trockenheit und Wärme das &bdquo;ideale Wetter für Zecken ist“, ergänzt Mühlenweg. Das Klinikum Herford hat im Jahr 2023 insgesamt 19 Borreliose-Erkrankte erfasst, nur zwei konnten ambulant behandelt werden. Im Jahr 2024 waren es bereits 29 Patienten, die die Diagnose erhielten - allerdings konnten 14 von ihnen daheim therapiert werden - immerhin 15 mussten aber im Klinikum bleiben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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