Zeckenalarm im Kreis Herford: Experten-Tipps zur sicheren Entfernung und Vorbeugung

Kreis Herford. Sie sind nur wenige Millimeter groß, können für den Menschen aber zur Gefahr werden: Zecken. Denn ist das Spinnentier mit Krankheitserregern infiziert, kann der eigentlich harmlose Zeckenstich gefährlich werden. Es gilt, die Zecke schnell zu entfernen, um das Risiko einer Borreliose zu verringern. Die NW gibt Tipps zum richtigen Entfernen, wie die Zecke getötet werden sollte und wann es angebracht ist, zum Arzt zu gehen. Was gilt es zu tun, wenn ich eine Zecke entdecke? Sollte sich eine Zecke an der Haut festgesaugt haben, sollte sie sofort entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn es sollten möglichst alle Teile des Tieres herausgezogen werden. Verbleibt der Kopf der Zecke an der Einstichstelle, steigt das Entzündungs- und Infektionsrisiko. Wie lässt sich die Zecke entfernen? Nach Möglichkeit sollte die Zecke nah an der Einstichstelle gegriffen werden und langsam, ohne Drehung oder Reizung, aus der Haut gezogen werden. &bdquo;Bitte benutzen Sie keine zusätzlichen Hilfsmittel wie Öle oder andere Flüssigkeiten. Im Zweifel steigt durch die Reizung der Zecke das Infektionsrisiko und verhindert die effektive Entfernung aus der Haut“, sagt Wilfried Schnieder, der die Zentrale Notaufnahme im Klinikum Herford aufgebaut hat. Lesen Sie auch: Pionier der Notfallmedizin in Herford-Bünde geht in den Ruhestand: Das ist der Neue Es gibt spezielle Zeckenzangen, Zeckenkarten oder Pinzetten, womit sich das Tier meist gut herausziehen lässt. Die AOK Nord-West gibt folgenden Tipp: &bdquo;Die Hautfalte an der Stelle, auf der die Zecke sitzt, mit der einen Hand greifen und festhalten, dann mit sanftem Druck die Zeckenzange oder -karte ansetzen und senkrecht nach oben ziehen. Anschließend die Stelle desinfizieren.“ Aber: &bdquo;Auch wenn Sie keine Möglichkeit zur hygienischen Entfernung haben, sollten Sie die Zecke in jedem Fall sofort entfernen. Im Notfall funktioniert das auch mit dem Fingernagel“, fügt Schnieder hinzu. Wie töte ich die Zecke? Zeckenforscher haben sich dieser Frage gewidmet und ausprobiert, wie die Zecke sicher abgetötet werden kann, ohne dass der Mensch dabei mit den Körperflüssigkeiten des Tieres in Kontakt kommt. Ein Herunterspülen in der Toilette ist nicht ratsam, da die Zecke geraume Zeit im Wasser überlebt. Als ungeeignet erweist sich zudem das Zertreten mit dem Schuhabsatz und das Zerquetschen mit dem Fingernagel. Wirksamer ist es, sie mit einem festen Gegenstand zu zerdrücken. Dafür das Tier vorab in ein Stück Papier wickeln. Auch erfolgreich ist das Töten in 40-prozentigem Alkohol, Chlorreiniger und Sagrotan. Wann sollte ich zum Arzt? Der Kreis Herford ist kein ausgewiesenes FSME-Risikogebiet (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Das bedeutet, dass das Risiko, hier vor Ort durch einen Zeckenbiss mit dem FSME-Erreger infiziert zu werden, sehr überschaubar ist, so Schnieder. Ein Problem in NRW stellen allerdings die Borrelien dar. Diese Bakterien können beim Menschen eine Lyme-Borreliose auslösen, welche mit einem Antibiotikum behandelt werden muss. &bdquo;Grundsätzlich gilt, dass ein Zeckenstich kein Grund zur Panik ist. Wenn das Tier mitsamt Kopf sauber entfernt wurde und die Einstichstelle desinfiziert wurde, besteht in den meisten Fällen keine Gefahr“, sagt Schnieder, der rät, die Einstichstelle über einige Wochen zu beobachten und gegebenenfalls auch zu fotografieren. Schnieder: &bdquo;Bildet sich ein roter Kreis um die Wunde, die sogenannte Wanderröte, oder erscheint die gesamte Einstichstelle gerötet und entzündet, empfiehlt sich der Gang zum Hausarzt. Dringend medizinisch abgeklärt werden sollten unspezifische Grippesymptome, Taubheitsgefühle oder neurologische Probleme, wenn sie im Zeitraum von bis zu vier Wochen nach einem Zeckenstich auftreten.“ Wo hoch ist die Wahrscheinlichkeit, infiziert zu werden? Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) beträgt die Wahrscheinlichkeit, Krankheitssymptome nach einem Zeckenstich zu entwickeln, zwischen 0,3 bis 1,4 Prozent. Eine gebietsgenaue Angabe, wie viele Zecken mit Erregern infiziert sind, ist schwierig festzulegen und kann regional sehr unterschiedlich ausfallen. &bdquo;Ein Stich einer infizierten Zecke führt nicht notwendigerweise zu einer Infektion“, sagt Schnieder. Das RKI gibt an, dass sich 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen mit Borrelien infizieren. Vorbeugung und Schutz Wie kann ich mich?schützen? Da Zecken meist in Bodenhöhe im Gras, im Gebüsch und im Wald auf ihren Wirt warten, bietet Kleidung einen guten Schutz. Die AOK Nord-West rät zu heller Kleidung, &bdquo;da man Zecken gut darauf erkennen kann“, sagt Pressesprecher Jörg Lewe. Lange Hemden und Hosen, geschlossene Schuhe und eine Kopfbedeckung schützen bei Spaziergängen querfeldein. Oft hilft es auch, die Hosenbeine in die Socken zu stecken oder Insektenschutzmittel zu verwenden. Wichtig: Zuhause den ?Körper absuchen Die Experten raten, nach jedem Aufenthalt im Freien die Haut nach Zecken abzusuchen. Häufig befallene Hautstellen sind der Haaransatz, hinter den Ohren, am Hals, an den Achseln, Genitalbereich und die Kniekehlen. &bdquo;Und nicht die Kleidung vergessen“, sagt Lewe. Denn in Strümpfen oder Nähten können sich die kleinen Parasiten gut verstecken. Lesen Sie auch: Achtung Zeckengefahr: 5 Tipps gegen Zecken Sollte man sich impfen lassen? Eine Impfung gegen den FSME-Erreger empfiehlt sich hauptsächlich in Risikogebieten, also eher im süddeutschen Raum. Da sich die Risikogebiete mitunter ausbreiten, kann ein beratendes Gespräch mit dem Hausarzt ebenso sinnvoll sein wie der regelmäßige Check der FSME-Risikogebiete. Diese sind auf der Website des RKI zu finden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine FSME-Impfung allen Personen, die sich in FSME-Risikogebieten aufhalten. Auch hier ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Wie ist die Zecke in beliebten Urlaubsgebieten verbreitet? Ab einer Außentemperatur von 8 Grad beginnt die Zeckensaison. &bdquo;Vor dem Urlaub in der warmen Jahreszeit empfiehlt sich also immer, sich vorbereitend zu informieren“, sagt Schnieder und verweist auf die nationalen Gesundheitsbehörden, die wie in Deutschland auch, FSME-Risikogebiete ausweisen. In Europa zählen hauptsächlich die südliche Hälfte Deutschlands sowie die osteuropäischen Länder dazu. Strandurlauber sind grundsätzlich weniger gefährdet. Vor einer geplanten Reise in FSME-Risikogebiete kann eine Reiseschutzimpfung sinnvoll sein. Hier berät der Hausarzt. Gegen Borreliose ist eine Impfung nicht möglich. Lesen Sie auch: Zecke bei Hund und Katze entfernen: Ziehen, nicht drehen Wie häufig infiziert ein Zeckenstich Menschen im Kreis mit Borreliose? In den meisten Bundesländern besteht keine Meldepflicht für die Borreliose. Auch in NRW findet keine Erfassung der Zahl der Infektionen statt. Nach den letzten aktuellen Zahlen des RKI gab es 2022 bundesweit 559 FSME-Erkrankungen. Das war ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr 2021, in dem es 421 Fälle gab. 2022 wurden im Klinikum Herford 25 Patienten stationär aufgrund einer Hirnhautentzündung nach vorangegangener Borreliose behandelt.

Meistgelesen