Exklusiver Blick in die Baustelle: Archäologisches Fenster öffnet den Blick in Herfords Geschichte

Herford. &bdquo;Mit dem Archäologischen Fenster am Münster (AFaM) entsteht etwas Einzigartiges“, sagt Archäologieprofessor Matthias Wemhoff beim Baustellen-Rundgang, wo mit dem Baufortschritt auch die Idee hinter dem Komplex deutlich wird. Der soll mehr werden als nur eine &bdquo;Hülle“ für die von Wemhoff vor 36 Jahren ausgegrabenen Reste des mittelalterlichen Damenstiftes oder ein identitätsstiftender Ort für die Stadt. Vielmehr solle über die Architektur und die Dimension des Gebäudes ein Gefühl für die damalige Bedeutung des Stiftes spürbar werden. &bdquo;Der Entwurf des Architekten Jörg Preckel orientiert sich an den Dimensionen der mittelalterlichen Bauten der Herforder Fürstabtei, auch bekannt als Damenstift“, sagt Wemhoff. Im Boden der beiden noch betongrauen Hauptgebäude des AFaM werden die damals ausgegrabenen und aus konservatorischen Gründen wieder mit Erde bedeckten Mauern sichtbar, teils noch durch Kisten geschützt. Architektur als Zeitreise in die Vergangenheit &bdquo;Besuchende sollen auf Stegen über die Relikte gehen und so einen Blick in die Geschichte werfen können. Gleichzeitig soll der umgebende Raum ein Gefühl für die Dimensionen und damit für die damalige Bedeutung des um 790 gegründeten und 823 zur Reichsabtei erhoben Stiftes vermitteln“, erläutert Johannes Beer, Pfarrer und Vorsitzender des Herforder Geschichtsvereins, beim Rundgang mit Wemhoff und Bürgermeister Tim Kähler. Lesen Sie auch: Kostenexplosion am Münster: Warum das Archäologische Fenster in Herford teurer wird Auch die Wege, die die Stiftsdamen im Alltag und bei Prozessionen gingen, werden nachvollziehbar. So erinnern Betonstelen an den Kreuzgang, der das Gelände einst umschloss. Ausgespart wird die heute von der griechisch-orthodoxen Gemeinde genutzte Wolderus-Kapelle, auch wenn deren Vorgängerbauten wohl Teil der ursprünglichen Anlage waren. Moderne Technik für lebendige Stiftsgeschichte Der Schlafraum der Stiftsdamen lag im ersten Stock eines Gebäudes an der Nordostseite des Münster, und der zweite Bau orientiert sich an dessen Dimensionen. Vermutlich über eine Holzempore konnten die Damen von dort durch eine noch sichtbare Türöffnung zu den Gebetszeiten direkt auf die Empore in der Kirche gelangen. Dunkle Steine im Mauerwerk verraten, wo deren tragende Balken verankert waren. Auch dorthin und von dort – zumindest bei Führungen – auch in die Kirche werden die Besuchenden zukünftig gelangen können, erklärt Beer. Die Wegführung sei als Einladung zu einer Art Spurensuche durch die Herforder Geschichte gedacht. Auch interessant: Stadt Herford wird Träger des Archäologischen Fensters Für Wemhoff ist der Baustellenbesuch eine Art Déjà-vu. Er erzählt begeistert davon, wie er damals als junger Archäologe nach Herford kam, um bei Bauarbeiten einmal unter das Pflaster zu schauen. Er sei sofort auf eine Brandschicht gestoßen und nach drei Jahren Grabung war klar, dass die Spuren und Reste nicht nur in das 10. Jahrhundert, als die Abtei nach dem Ungarn-Überfall von 926 neu errichtet wurde, sondern bis in die karolingische Zeit zurückreichen. Wemhoff ist begeistert vom Konzept des &bdquo;Fensters“ in die Geschichte, das kein klassisches Museum werden soll, zumal die teils spektakulären Funde der Herforder Grabungen nur als Repliken zu sehen sein werden und weiter beim LWL in Münster verbleiben sollen. Hoffnung auf eine von der Stadt getragene Erfolgsgeschichte Im Obergeschoss des größeren Gebäudes, das über dem vermutlichen Standort des Refektoriums, also dem Speisesaal der Stiftsdamen samt angrenzender Gemeinschaftsküche errichtet wird, soll die Stiftgeschichte mittels modernster Projektionstechnik lebendig werden. Bereits der leere Raum ist imposant, schon wegen seiner Höhe und der spektakulären Blickachsen Richtung Münsterkirch-Turm. &bdquo;Für Lesungen, Konzerte oder Sonderschauen zu Einzelthemen bietet sich der Raum an“, sagt Beer, auch wenn er weder Heizung noch Toiletten besitze, die es allerdings im nahen Gemeindehaus oder im Rathaus gebe. Für Bürgermeister Tim Kähler ist der mit Mitteln der Ernstmeier-Stiftung, städtischen und Bundesmitteln finanzierte Bau ein Beispiel dafür, was sich in einer Stadt mit bürgerlichem Engagement und wenn alle an einem Strang ziehen, erreichen lässt. Er hoffe, dass die Eröffnung am 23. August der Auftakt zu einer von Akzeptanz durch die Herforderinnen und Herforder getragenen Erfolgsgeschichte werde. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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