BBQ mit besonderer Note: Diese Knastgrills aus Herford sind der Knaller

Herford. Dieses Gefängnis-Produkt ist heiß begehrt: Wer einen handgefertigten Knastgrill aus der JVA Herford haben will, muss einige Monate Wartezeit in Kauf nehmen. Der Preis für das stabile BBQ-Gerät überrascht. Die Temperaturen steigen, die Sonne lacht, für viele Deutsche ist das wie ein Startsignal: Grill an, Bratwurst, Steaks oder Gemüse auf den Rost! Wie man aber Fleisch und Co. zum Brutzeln bringt, ist oft eine Glaubensfrage: Grill oder Holzkohle? Für Brikett-Jünger fertigen Häftlinge aus Herford in der gefängniseigenen Schlosserei ein absolutes Spitzenprodukt. Ausbildungsleiter Jonathan T. sagt &bdquo;Der Knastgrill ist seit mittlerweile gut 50 Jahren der absolute Renner. Das ist ein echt tolles Teil!“ Gemeinsam mit seinen Kollegen bringt der Beamte aktuell 17 jungen Männern im Alter zwischen 16 und 24 Jahren Schweißen, Bohren, Sägen, Blechbearbeitung und mehr bei. Viele absolvieren hinter schwedischen Gardinen eine Berufsausbildung. &bdquo;Wir bilden nach IHK-Standards aus“, so der JVA-Bedienstete. Nach zwei Jahren könnten die Heranwachsenden ihren Abschluss als Fachkraft für Metalltechnik machen. &bdquo;Wenn dann noch Haftzeit übrig ist, wäre auch die Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker möglich. Die dauert dreieinhalb Jahre.“ Aus hochwertigen Materialien Zurück zu den Knastgrills: Immer zum Beginn der Grill-Saison läuft die Produktion in der Schlosserei auf Hochtouren. &bdquo;Die Nachfrage ist aber so groß, dass wir sie kaum bedienen können. Werbung brauchen wir nicht machen. Die Qualität hat sich rumgesprochen. Der Grill ist stabil, langlebig und aus hochwertigen Materialien. Unsere Warteliste ist echt lang“, berichtet Jonathan T. In jedem Gerät, das das Gefängnis verlässt, steckt gut ein Arbeitstag. So einige Arbeitsschritte seien bis zur Endmontage notwendig. Mehrere Hundert Exemplare werden jährlich in Herford gefertigt. Lesen Sie auch: Junge Straftäter: Was ein Gefängnisseelsorger in der JVA Herford erlebt Laut dem Ausbildungsleiter habe sich an dem Grill mit der offiziellen Bezeichnung &bdquo;Grillgerät Herford mit CrNi-Rost“ seit der Einführung vor mehr als einem halben Jahrhundert kaum etwas geändert: &bdquo;Bis auf einige Modifikationen, beispielsweise in Sachen Produktsicherheit. Ein Griff ist nun aus Holz und nicht mehr aus Metall, damit er nicht so heiß wird. Auch die Rollräder sind etwas größer geworden.“ Eine hochgeschätzte Besonderheit des Gefängnis-Brutzlers sei der Grillrost: Die Stangen können einzeln entnommen und nach Gebrauch somit bequem in der Spülmaschine gesäubert werden. Diesen Vorteil weiß auch JVA-Pressesprecherin Nicole Sonnenbaum zu schätzen: &bdquo;Das lästige Schrubben des Gitters entfällt. Das ist einfach toll.“ Und sie ergänzt: &bdquo;Durch seine offene Bauweise zieht der Grill richtig gut Luft. Der hat schon ordentlich Power. Wer damit erstmals Würstchen macht, muss beim Wenden schon flott sein.“ Zur Qualitätskontrolle gibts Würstchen Apropos Wenden: Das können Besitzer des Knastgrills natürlich vorzugsweise mit der ebenfalls in der Gefängnisschlosserei gefertigten Zange erledigen. Jonathan T. berichtet: &bdquo;Wir fertigen nicht nur unseren Standard-Grill.“ Auf Anfrage seien auch andere hochwertige BBQ-Produkte möglich: etwa Schwenkgrills oder Raketenöfen. &bdquo;Für Letzteres hatten wir mal ein Instagram-Video zugeschickt bekommen, mit der Frage: Könnt ihr das nachbauen?“ Und natürlich konnten die handwerklich begabten Häftlinge den Wunsch erfüllen: &bdquo;Wir können alles rund ums Feuermachen herstellen. Sogar Terrassenöfen aus alten Gasflaschen.“ Vertrieben werden die Knastgrills und allerlei weiteres Zubehör (etwa eine passende Abdeckung oder Ersatzteile) unter anderem über die Homepage www.knastladen.de sowie über die jährliche Adventsausstellung des Gefängnisses. &bdquo;Oder die Leute fragen bei uns direkt nach“, sagt Jonathan T. und fügt an: &bdquo;Wer das Gerät bei uns im Netz bestellt, zahlt 220 Euro, Selbstabholer nur 160 Euro.“ Der Grund ist simpel: Denn der Grill ist mit 30 Kilo nicht gerade ein Leichtgewicht, dementsprechend teuer ist der Versand. Übrigens: Einmal in der Woche wird auch in der Gefängnisschlosserei der Grill angeschmissen. &bdquo;Wir müssen ja schließlich eine Qualitätskontrolle durchführen“, sagt Jonathan T. und lacht. Am besten sei der Kohlegrill übrigens für die BBQ-Klassiker geeignet: Bratwürstchen und Steaks. &bdquo;Manchmal stellen wir aber auch eine Bratpfanne aus Stahl auf den Rost, machen Bratkartoffeln“, berichtet der Ausbildungsleiter. Klingt auf jeden Fall lecker!

Meistgelesen