Erweiterung der Weihnachtsbaum-Plantagen in Herford könnten Feldlerchen gefährden

Herford. Der Naturschutzbeirat tat sich sehr schwer, der Erweiterung der Weihnachtsbaum-Kulturen von Till Moerkerk in Falkendiek zuzustimmen. Die Verwaltung hatte dazu einen Vorschlag gemacht, den sie auch mit dem Unternehmer schon abgestimmt hatte. Am Ende fiel die Entscheidung nach langen Diskussionen trotzdem nur mit drei Ja- und zwei Nein-Stimmen bei neun Enthaltungen. Konkret geht es um den Anbau von Weihnachtsbäumen im Bereich zwischen Löhner Straße im Osten, Werre im Westen, Schweichelner Straße im Süden und der Straße Bredenhof im Norden. Die Weihnachtsbäume sollen im Norden und im Süden des dortigen Hofes angebaut werden. Moerkerk dürfte nach der Beratung des Naturschutzbeirats zwei Flächen statt der eigentlich ins Auge gefassten vier für den Anbau von Weihnachtsbäumen nutzen. Grund: Rund um seinen Hof brüten drei, vielleicht vier Feldlerchen-Paare. Und die gilt es zu schützen. Die Vögel sind Bodenbrüter und europaweit vom Aussterben bedroht. Das bedeutet: Wenn sie einmal weg sind, bleiben sie weg. Es gibt keine Chance, dass sich ihre Population durch Einwanderung wieder ausbreitet. Bäume halten Feldlerchen fern Feldlerchen benötigen einen trockenen Boden zum Nisten. Und sie besitzen die Eigenart, dass sie vertikale Strukturen meiden. Bäume, Wälder, Häuser sind für sie Barrieren: Zu Einzelbäumen halten sie mindestens 50 Meter Abstand, zu Baumreihen und Höfen mindestens 120 Meter und zu geschlossenen Wäldern sogar 160 Meter. Das sind jedenfalls die Zahlen, mit denen die Untere Naturschutzbehörde arbeitet. Die Naturschutzgesetze verbieten die Zerstörung der Brut- und Ruhestätten besonders geschützter Arten. Deshalb hatte Timo Schubert, der bei der Kreisverwaltung für den Artenschutz zuständig ist, mit Moerkerk einen Plan ausgehandelt, nach dem in der Werreaue im Westen und zwischen dessen Hof und der Löhner Straße keine Weihnachtsbäume angepflanzt werden dürfen. Parallel zur Löhner Straße, aber in Hof-Nähe sollen vielmehr Blühstreifen sowie ein jeweils rund 35 Meter breiter Schwarzbrache- und Getreideanbau-Streifen entstehen. Schwarzbrachen sind Flächen, die der Selbstbegrünung überlassen werden. Sie werden wegen ihres sehr niedrigen Bewuchses von Bodenbrütern gerne angenommen, insbesondere die Grenzbereiche zu Getreideanbau-Flächen. Das könnte das Ende der Population bedeuten Die Flächen von Schwarzbrache und Getreideanbau würden jährlich wechseln. Davon lassen sich Feldlerchen nach Erfahrung von Klaus Nottmeyer, der Ornithologe und Leiter der Biologischen Station Ravensberg ist, nicht irritieren. &bdquo;Das sind sie gewohnt.“ Im Blühstreifen würden die nistenden Vögel Laufkäfer und andere Insekten als Futter finden, so die Idee. Zudem bilden die Blühstreifen einen Übergang zu den hochwachsenden Weihnachtsbäumen. Solche Blühstreifen sollen auch angrenzend an die Weihnachtsbaum-Kulturen im Norden und Süden des Hofes jeweils auf der Seite zur Löhner Straße hin angelegt werden. Moerkerk darf damit auf insgesamt 4,4 Hektar Weihnachtsbäume anbauen, 3,5 Hektar sind als Ausgleichsfläche vorgesehen. Dass dies ausreicht, die Feldlerchen in dem Gebiet zu erhalten, schienen viele im Naturschutzbeirat nicht zu glauben. Burkhard Kriesten wies zum Beispiel darauf hin, dass Feldlerchen möglicherweise den Gesang ihrer Artgenossen benötigen, damit sie überhaupt brüten. Südlich der Hofstelle und der Straße In den Ellern, an der eine Weihnachtsbaum-Kultur entstehen soll, gebe es vermutlich ein weiteres Brutpaar, dem auf jeden Fall der Lebensraum genommen werde. &bdquo;Ich bin sehr skeptisch“, sagte Kriesten mit Blick auf das Konzept. &bdquo;Das könnte den kompletten Zusammenbruch der Population bedeuten.“ Der Beirat verlangt ein Monitoring Es gab allerdings auch vereinzelt Stimmen, die sich vorstellen konnten, dass die 30 Meter breiten Getreide- und Schwarzbrache-Streifen zu mehr Brutpaaren in dem Bereich führen. Als vor langer Zeit solche eng beieinanderliegenden Flächen gang und gäbe waren, hätten Feldlerchen viel dichter beieinander gebrütet, hieß es im Gremium. Was dem Beirat vorlag, war ein &bdquo;schlüssiges Konzept ohne Erfolgsgarantie“, so Bernd Meier vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Auf seine Anregung hin soll es ein Monitoring für die Fläche geben: Über acht Jahre – so lange wachsen die Weihnachtsbäume, bevor sie geschlagen werden – soll ein unabhängiger Gutachter mindestens alle zwei Jahre überprüfen, ob und wie viele Feldlerchen-Paare in dem Bereich brüten. Zudem soll es sofort eine Bestandsaufnahme geben. Die Bäume sollen zudem geschlagen werden, sobald sie drei Meter hoch sind, damit sie nicht zum Brut-Hindernis für die Feldlerchen werden. Sollten die Lerchen verschwinden, wird nachgebessert, so der Plan des Naturschutzbeirats. Beispielsweise könnten die Schwarzbrache-Getreide-Streifen um weitere Streifen erweitert werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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