Störer vom Wahlabend in Herford bieten einen Vorgeschmack auf das, was kommt

Am Wahlabend haben drei sogenannte Wahlbeobachter die Auszählung der Stimmzettel in einem der beiden Friedenstaler Wahllokale massiv gestört. Die Wahlhelfer, die wegen der streng vorgegebenen Abläufe sehr konzentriert vorgehen müssen, verzählten sich wohl auch deshalb – und mussten ab 22 Uhr fast 1.000 Stimmen noch einmal auszählen. Die drei Männer störten über vier Stunden lang: Sie kommentierten, belehrten, stellten das Vorgehen der Wahlhelfer in Frage, zählten laut mit, liefen permanent herum und schienen auch unerlaubt zu filmen. Im streng strukturierten Ablauf einer Auszählung ist das Stress pur. Er habe zu Hause noch lange gebraucht, um sich zu beruhigen, wie einer der Wahlhelfer der NW berichtete. Dabei sei er erst um kurz vor Mitternacht wieder zu Hause gewesen. Auch wenn es keine Bestätigung dafür gibt, dass es sich bei den Männern um Vertreter der AfD handelte, sollte niemand glauben, dass die Männer zufällig im Wahllokal waren oder sich einfach nur nicht zu benehmen wussten. Das war eine gezielte und organisierte Aktion in einem Wahllokal mit einem hohen Stimmenanteil für die AfD. Wahlbeobachter auch anderswo Störer Und sie trägt die Handschrift von Menschen aus dem AfD-Umfeld. Diese Vermutung liegt auch nahe, weil insbesondere die AfD zur Wahlbeobachtung aufgerufen hatte und sich in Paderborn Wahlhelfer – und Störer – nach deren eigenen Angaben als AfD-Anhänger bezeichnet hatten, wie Radio Hochstift meldete. Die Friedenstaler Ereignisse bieten einen Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Monaten und Jahren blüht. Darauf deuten auch die beiden Vorfälle im Laufe des Wahlsonntags hin. Eine Frau hatte, wie berichtet, eine Wahlurne fotografiert. Eine Ecke eines der dort klebenden Siegel hatte sich gelöst, ohne dass deswegen die Box aber unbemerkt zu öffnen gewesen wäre: Es war nur eine Ecke, der Rest klebte fest, und es gab weitere Siegel an der Urne. Lesen Sie auch: NW-Leser sind über Wahlstörer in Herforder Wahlbezirk empört Eine andere Frau hatte versucht, ihre Wahlbenachrichtigung in die Urne zu stecken und, als die Wahlhelfer das verhinderten, vehement bestritten, überhaupt einen Stimmzettel erhalten zu haben. Ja, es kann schon mal sein, dass Menschen verwirrt sind. Diese Frau habe aber nicht so gewirkt, wie ein Wahlhelfer berichtete. Untauglicher Versuch, die Bürger zu verunsichern Vielmehr dürfte es so gewesen sein, dass die Frau, die das Foto gemacht hat, den untauglichen Versuch unternommen hat, zu dokumentieren, dass in dem Wahllokal nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ebenso dürfte der Versuch der zweiten Frau zu werten sein, ihre Wahlbenachrichtigung in die Urne zu werfen: Die drei Störer bei der Auszählung wären dann am Abend Zeugen gewesen, dass in die Wahlurne egal was eingeworfen werden kann. Welch ein Zufall (Ironie!). Schon diese beiden misslungenen Aktionen sind geeignet, bei anderen, zu dem Zeitpunkt anwesenden Wählerinnen und Wählern im Wahllokal Verunsicherung hervorzurufen. Die Strategie dahinter dürfte sein, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Wahlen und die demokratischen Kräfte zu erschüttern. Die Herforderinnen und Herforder dürfen getrost annehmen, dass dies einen lauten Aufschrei der – in Teilen nachgewiesen verfassungsfeindlichen – AfD zur Folge gehabt hätte, selbst wenn sie nicht dahinter steckt. Vertreter der Partei hätten das medienwirksam ausgeschlachtet, natürlich unter Verweis darauf, dass es ihr demokratisches Recht ist, auf Missstände hinzuweisen. Ein demokratisches Recht, das die Partei selbst untergräbt. Ziel ist, das Vertrauen in die Demokratie zu erschüttern Damit deutet sich an, was das Erstarken der AfD für die Kommunalwahl im September und die nächsten Jahre erwarten lässt: Die AfD wird versuchen, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Demokratie und die staatlichen Organe zu erschüttern. Dabei wird sie immer darauf verweisen, dass sie ja nur ihre demokratischen Rechte geltend macht und dadurch den angeblichen Filz im System aufdeckt. Irgendwas bleibt schon hängen bei den Menschen. In den USA hat das ja auch geklappt. Politiker aller anderen als der braunen Couleur – das von der AfD gewählte Blau ist Augenwischerei – und die Bürgerinnen und Bürger müssen sich wappnen: Vermutlich reicht es nicht mehr, sechs Wahlhelfer für ein Wahllokal zu haben. Vermutlich werden Ordnungskräfte auch den ungestörten Ablauf der Wahl sichern müssen. Aber das ist nur ein Aspekt. Die AfD ist fantasievoll, wenn es darum geht, unsere Demokratie zu untergraben. &bdquo;So fing es damals auch an“, schrieb jetzt eine NW-Leserin auf nw.de. &bdquo;Irgendwann laufen dann Schlägertrupps durch die Gegend, die Andersdenkende einschüchtern.“ Kann sich Geschichte wirklich wiederholen? Ja, das kann sie. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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