Von der Theaterbühne zur Kanzel: Junge Mutter wird Pfarrerin in Herforder Gemeinde

Herford. &bdquo;Es fühlt sich schon richtig wie Nachhausekommen an“, sagt Mirjam Konrad beim Gespräch im Amtszimmer im Pfarrhaus an der Münsterkirche. Mirjam Konrad, 32, ist die neue Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Herford-Mitte-Land (Mila), einer Kirchengemeinde, die es bei ihrer Bewerbung so noch gar nicht gab. Offiziell eingeführt wird sie mit einem Gottesdienst am 1. März. Konrad wuchs als Tochter einer Pfarrerin in Vlotho auf und wollte ursprünglich gar nicht Pfarrerin werden, interessierte sich für Schauspiel und Theaterpädagogik, machte sogar ein Praktikum bei der in Herford ansässigen Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater. 2012 nahm sie trotzdem ein Theologiestudium in Berlin auf. Es folgten die Fortsetzung des Studiums in Münster, Vikariat in Dortmund und der Probedienst in Münster. Bereits in Berlin hatte sie ihren Mann Maximilian kennengelernt. Mit ihm und dem im Juli 2024 geborenen Mattis lebt sie seit Sommer vergangenen Jahres in Herford. Schwanger ging es auf Job- und Wohnungssuche Wegen ihrer Schwangerschaft sei sie aus dem Probedienst in den Mutterschutz gewechselt. Dann wurde auch noch die Wohnung in Münster gekündigt. Schwanger ging es auf die Suche nach Wirkungsstätte und Wohnort. &bdquo;Vlotho als Dienstort kam für mich nicht in Frage, weil ich da ja nur die Tochter von gewesen wäre“, sagt sie. Umgesehen habe sie sich in Minden und Herford. Lesen Sie auch: Schwindende Mitgliederzahlen: &bdquo;Mila“-Gemeinde startet mit innovativen Formaten In Herford sei sie auf eine Gemeinde im Um- und Aufbruch gestoßen. &bdquo;Beworben habe ich mich auf die Stelle Andreas Smidt-Schellong, die noch zu Herford-Mitte gehörte“, sagt sie. Bei den Vorstellungsgesprächen seien aber schon Vertreterinnen und Vertreter aus allen heute in der &bdquo;Mila“ vereinten Gemeinden dabei gewesen. Gewählt worden sei sie noch vom &bdquo;Mitte“-Presbyterium, den Vertrag habe sie dann aber mit &bdquo;Mila“ geschlossen. Konrad bekleidet eine volle Pfarrstelle. Mit ihrem Dienstbeginn wechselt ihr Mann in die Elternzeit. Dass das Pfarrehepaar Beer schon frühzeitig aus dem Pfarrhaus ausgezogen war, sie daher mit ihrer Familie schon vor Dienstantritt in das erst vor einigen Jahren energetisch auf den neuesten Stand gebrachte Gebäude einziehen konnte, sei ein weiterer Glücksfall gewesen. &bdquo;Obwohl ich aus einem Pfarrhaushalt komme, wohne ich zum ersten Mal in einem Pfarrhaus“, sagt sie lachend: &bdquo;Wenn ich über die Umstände nachdenke, scheint es mir, dass alles so kommen sollte und ich am für mich richtigen Ort angekommen bin“, sagt sie. Noch nicht angefangen, aber schon viele Menschen kennengelernt Durch den frühen Einzug habe sie bereits viele Menschen in Herford kennengelernt. &bdquo;Allein schon bei den vielen Angeboten für junge Mütter und Kinder entstehen ja schnell Kontakte“, sagt sie. Auch die zentrale Lage des Pfarrhauses sei ein Glücksfall, besonders die Nähe zur Bibliothek. Beeindruckt sei sie auch von den Kirchen der Gemeinde – und zwar nicht nur von denen in der Innenstadt, sondern auch in den Außenbezirken. Wie der erste Arbeitstag beginnen werde, sei auch schon klar, nämlich mit einem Dienstgespräch. Danach stehe das Kennenlernen der Kolleginnen und Kollegen auf dem Plan. Mit dem Ausscheiden des Pfarrehepaars Beer und von Pfarrer Michael Große in Elverdissen später im Jahr gelte es, die Aufgaben in &bdquo;Mila“ neu zu verteilen. Lesen Sie auch: Vier Herforder Kirchengemeinden fusionieren: So heißt die neue Gemeinde Dabei komme es darauf an, dass die Pfarrpersonen das machen, was sie besonders gut und gern machen. &bdquo;Von der Begleitung in Kindergarten und Schule über Konfi-Gruppen und Hochzeiten bis zur Trauerbegleitung wollen wir für die Menschen da sein“, sagt sie. Persönlich gefallen habe ihr immer die Konfi-Arbeit, weil man da besonders viel Entwicklung sehe: &bdquo;Die Konfis kommen als Kinder und am Ende sind sie größer als ich.“ Kirche als Weg aus der Einsamkeitspandemie Gerade in Zeiten, in denen die Kirche keine Mehrheitskirche mehr sei, müsse sie denen, die kommen, möglichst gute Angebote machen. Sie wolle erreichen, dass die Menschen, die kommen, andere anstecken und mit einem &bdquo;Hey, willst Du nicht mitkommen!“ in die Kirche einladen. &bdquo;Nicht erst seit Corona gibt es eine Einsamkeitspandemie“, sagt die Pfarrerin: &bdquo;Die Menschen haben mit der Entfremdung von der Kirche nicht nur ihre Spiritualität, sondern auch eine Gemeinschaft, einen Ort der Begegnung aufgegeben und sind stattdessen vereinzelt einer zunehmenden Zahl von Meinungen und Nachrichten ausgesetzt, die geeignet sind, Angst zu erzeugen und anfällig für Populismus zu machen.“ Lesen Sie auch: Nur noch drei statt fünf Kirchen: Drei Herforder Gemeinden schließen sich zusammen Kirche biete Raum für Gemeinschaft und damit einen Weg aus der Einsamkeitspandemie. Dazu müsse sie weg von einer Kirche, die sich nur um die Pfarrpersonen drehe – nicht umsonst gebe es in der evangelischen Theologie das Priestertum aller Gläubigen. Nicht zuletzt stehe Kirche auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung. Wenn Unrecht geschehe, müsse Kirche Position beziehen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten oder gegen den Grundsatz verstoßen werde, dass vor Gott alle Menschen gleich seien. Der Einführungsgottesdienst am Samstag, 1. März, beginnt um 18 Uhr in der Münsterkirche. Die Einführung übernimmt Superintendent Olaf Reinmuth. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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