Leerstände in Herford: Wie Eigentümer und Geschäftsmieter durch „Laden-Tinder“ zusammenfinden

Herford. Wer einmal durch die Herforder Innenstadt laufen möchte, sollte gut zu Fuß sein. Anderthalb Kilometer lang ist die Fußgängerzone. Entlang dessen stehen für Handel, Dienstleistung und Gastronomie mehr als 30.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Ob Schuhe oder Kleidung, Deko oder Schreibwaren, Cafés oder Eisdielen, Friseure oder Optiker – die Auswahl ist groß. Doch nicht alle Läden sind vermietet. 17 Leerstände zählt Citymanagerin Sandra Beckmann allein in 1a-Lage. Als 1a-Lage wird die beste Lage innerhalb der Innenstadt bezeichnet. Beckmann und Wirtschaftsförderin Lisa Kunert zählen den Bereich zwischen Radewiger Brücke und Lübberstraße dazu. Auf dieser Strecke gibt es 177 Ladengeschäfte. Das Filetstück ist der Gehrenberg. &bdquo;Hier tun Leerstände besonders weh“, sagt Kunert. Und hier fallen sie Passanten auch besonders schnell auf. Schuhhaus Potthoff hat Ende November das Tamaris-Fachgeschäft aufgegeben, Goldschmiedin Nicole Kaleske ist mit ihrer Schmuckgalerie zurück ins Elsbach-Haus gekehrt. Bereits im Juni 2022 hat Gerry Weber die Türen am Alten Markt geschlossen. Und auch Depot hat angekündigt, nur noch wenige Monate den Standort offen zu behalten. Weitere Details: Depot-Filiale schließt in Herforder Premium-Lage Fünf Leerstände sind ohne große Sanierung nicht zu vermieten Es bewegt sich viel in der Innenstadt, Geschäfte schließen, andere öffnen, einige Leerstände bleiben über Jahre bestehen. &bdquo;Das Thema ist negativ besetzt“, sagt Beckmann, die als Citymanagerin den Leerstand auch als Chance begreift. Dass sich die Innenstädte verändern, ist unbestritten, so Beckmann: &bdquo;Aber wir haben hier noch viele inhabergeführte Geschäfte und tolle Eigentümer. Die Attraktivität ist da, wir schauen, wie wir den Wandel bestmöglich begleiten können.“ Lesen Sie auch: Das Hochzeitshaus in Herford - Fünf Geschäfte feiern Eröffnung im Elsbach-Haus 9,6 Prozent. So hoch ist die Leerstandsquote in Herford: &bdquo;Die Quote ist in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben.“ Auch wenn jede Kommune eine Quote nachhalte, sei es schwierig, sich mit anderen Städten zu vergleichen. Zu unterschiedlich seien die Kriterien. &bdquo;Wir nehmen auch Gebäude auf, die in absehbarer Zeit nachgenutzt werden“, sagt Beckmann. Etwa, wenn eine Immobilie derzeit umgebaut werde und anschließend Gastronomie einzieht, wie es mit Föge am Alten Markt geplant ist. Sieben Leerstände mit Nachnutzung verzeichnet die Citymanagerin derzeit, fünf weitere sind ohne hohe finanzielle Mittel kaum mehr nutzbar. &bdquo;Wie das Bürgermeisterhaus“, sagt Kunert. Dort gebe es einen Wasserschaden, keine Heizung, nur von außen sehe das Gebäude noch hübsch aus. &bdquo;Solch eine Immobilie lässt sich so nicht vermieten.“ Bleiben also nur noch fünf Leerstände übrig, die die Stadt derzeit auf dem Markt hat. Lesen Sie auch: Für 14 Millionen Euro: Diese Großbauprojekte verändern die Herforder Innenstadt Tinder für Eigentümer und potenzielle Geschäftsmieter Doch wie finden potenzielle Händler den passenden Leerstand, um ihre Geschäftsidee zu verwirklichen? Dafür ist nicht nur Netzwerken angesagt, auch nutzt die Citymanagerin seit einiger Zeit ein digitales System, das sich Laien wie eine Immobilien-Plattform vorstellen können. 831 Objekte hat das Team innerhalb der Wälle hinterlegt. Lesen Sie auch: Modeladen Basic trotzt dem Leerstand in der Lübberstraße in Herford &bdquo;Wir haben Leerstände und Bestandsimmobilien erfasst“, so Beckmann. Auf dieser datenbasierten Grundlage lasse sich ein gesamtheitliches Bild für die Innenstadt zeichnen, es sind Exposés für Angebote möglich, aber auch Auswertungen. Im Programm integriert, das die Stadt durch eine Förderung des Landes NRW anschaffen konnte, ist eine Art Tinder. &bdquo;Mit der Matching-Funktion können wir Eigentümer mit Mietern zusammenbringen - europaweit.“ Um den Stadtkern attraktiver zu gestalten, neue Geschäftsideen zu unterstützen und Eigentümer bei einer Umnutzung ihrer Immobilien zur Seite zu stehen, gibt es aktuell zwei NRW-Förderprogramme, die Herford anwendet. Immer noch können Mieten gefördert werden. Allerdings ist die Finanzspritze an die Immobilie geknüpft und nicht an eine neue Idee. Daher hat die Recyclingbörse, die mit dem City-Laden aus der Radewig zum Neuen Markt gezogen ist, keine Förderung bekommen. Denn der vorherige Modeladen Lieblingsteil habe bereits von der Mietminderung profitiert, so Kunert. So können Immobilieneigentümer von NRW-Förderung profitieren Auch Machbarkeitsstudien können finanziert werden. Die Förderung hat die Stadt bei der ehemaligen Saturn-Immobilie genutzt, um prüfen zu lassen, ob ein Logistik-Hub möglich wäre. &bdquo;Hier sind Vorstellung und Realität auseinandergegangen. Der Interessent, den es für das ’Letzte-Meile-Projekt’ gab, ist schon pleite.“ Nichts mehr Verpassen: Hier geht es zum NW-Newsletter &bdquo;Essen & Erleben“ Für Eigentümer ist das Thema Umnutzung relevant. Ob statt eines Modegeschäfts auch Gastronomie oder Wohnen (außerhalb der 1a Lage) möglich wäre, beurteilt ein Architekt. &bdquo;Das ist ein schönes Förderprogramm für Eigentümer. Denn die erste Leistung, der Architekt, wird hier bezahlt“, sagt Kunert, die sagt, dass sich technisch gesehen jedes Gebäude umnutzen lässt. &bdquo;Aber es kann teuer werden.“ Etwa, wenn es um Denkmalschutz geht. Beckmann ergänzt: &bdquo;Jedes Gebäude muss differenziert betrachtet werden.“ Generell sei die Planung innerhalb der Innenstadt immer komplexer als in jeder anderen Lage. Kunert: &bdquo;Wir planen immer im Bestand, Brand- und Denkmalschutz spielen eine große Rolle. Das macht die Arbeit aber durchaus spannend.“ Auch brauchen Planer einen langen Atem. &bdquo;Stadtplanung ist ein Prozess. Da sind fünf Jahre nichts.“ Die Wirtschaftsförderin nennt als Beispiel die geplante Wohnbebauung am Janup. &bdquo;Das tut jetzt und beim Bau weh, aber später wird es eine der Top-Wohnlagen in Herford.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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