Hiddenhauser erweckt Kult-Oldtimer nach 31 Jahren wieder zum Leben

Kreis Herford. Bis heute unterhält der US-amerikanische Ford-Konzern Produktionsstätten in Deutschland. Obwohl zunächst in Berlin beheimatet, wird bis heute Köln nicht nur von Kennern in einem Atemzug als Geburtsstätte von Fiesta und Co. genannt. Unter so klangvollen Bezeichnungen wie &bdquo;Köln“, &bdquo;Rheinland“ oder auch &bdquo;Eifel“ wurde von den Kölner Ford-Werken in den 1930er Jahren eine Reihe von Fahrzeugen angeboten, die alle eins gemeinsam hatten: Sie waren in Amerika entwickelt worden. Anders jedoch beim 1939 vorgestellten &bdquo;Taunus“, der die erste eigene Entwicklung der Konstrukteure vom Rhein sein sollte. Benannt nach dem nordwestlich von Frankfurt gelegenen Mittelgebirge kam er jedoch zu einer denkbar ungünstigen Zeit auf den Markt, denn nur wenige Monate nach Anlauf der Serienproduktion begann der Zweite Weltkrieg. Wie die meisten deutschen Hersteller, so starteten auch die Ford-Werke mit ihrem Vorkriegsmodell in die Wirtschaftswunderjahre, und so erlebte der &bdquo;Taunus“ seinen zweiten Frühling erst Ende der 1940er Jahre. Und das in einer für damalige Verhältnisse beachtlichen Stückzahl von fast 75.000 Exemplaren. An diesen Erfolg wollten die Kölner Autobauer natürlich auch mit den Nachfolgemodellen anknüpfen und so wurde der dem Gebirge entliehene Name einfach beibehalten. Erst 1982 wurde die Produktion des Taunus beendet Erst 1982 wurde der letzte &bdquo;Taunus“ durch den &bdquo;internationaler“ benannten &bdquo;Sierra“ ersetzt und damit der fast fünf Jahrzehnte andauernde Produktionszeitraum beendet. Um jedoch bei dieser Vielzahl der gleichnamigen, deutschen Ford-Modelle den Überblick zu behalten und vor allen Dingen den Kunden mit Neuentwicklungen locken zu können, gab es Namenszusätze und interne Serienbenennungen. Lesen Sie auch: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden So hört auch der Hauptdarsteller unserer heutigen Oldtimer-Leidenschaft, der wie viele seiner Schwestern und Brüder mit dem klangvollen Namen &bdquo;Taunus“ in den bundesdeutschen Straßenverkehr entlassen wurde, zusätzlich noch auf das weniger klangvolle &bdquo;12 M P4“. Wobei die &bdquo;12“ auf den Hubraum von 1,2 Litern verweist, das &bdquo;M“ sehr selbstbewusst die Abkürzung für Meisterstück ist und das &bdquo;P4“ für das Projekt 4, das heißt, die vierte Neukonstruktion nach dem Krieg stand. Ein Konkurrent zum Volkswagen Genau genommen entstand die grundlegende Konstruktion des P4 zwar auf den Reißbrettern des US-Mutterkonzerns und sollte unter dem Namen &bdquo;Cardinal“ dem Volkswagen auf dem US-Markt Paroli bieten. Da jedoch die größeren &bdquo;Taunus“-Modelle mittlerweile in der 1,5- beziehungsweise 1,7-Liter-Klasse zu Hause waren und die direkten Mitbewerber am Markt ebenfalls Einstiegsmodelle in der Größe des VW-Käfers zu bieten hatten, passte der P4 bestens in die Modellpalette der Kölner Ford-Werke und wurde von den Amerikanern kurzerhand an die deutschen Kollegen abgetreten. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigen sollte, denn schon bald reichten die Produktionskapazitäten am Rhein nicht mehr aus und der P4 entstand dann weitestgehend im Zweigwerk im belgischen Genk. Nicht jedoch das hier vorgestellte Auto von Eckhard Budde, das im Februar 1963 gebaut zur ersten Produktionsserie zählt und somit noch ein waschechter Kölner ist. Wobei dem Wagen kaum Zeit blieb, am Rhein so richtig heimisch zu werden, denn schon als Neuwagen fand der Taunus den Weg an die Else. Ford-Händler Hoffmann, seinerzeit beheimatet an der Südlenger Straße, machte einen mittlerweile namentlich nicht mehr bekannten Käufer am 1. Juli 1963 zum stolzen Taunus-Besitzer, der dies im Anschluss auch eineinhalb Jahrzehnte bleiben sollte. 1978 wurde der Ford schließlich doch abgemeldet und fiel daraufhin in einen 31 Jahre andauernden Dornröschenschlaf. Im Juni 2009 wurde der P4 wieder &bdquo;wachgeküsst“ und startete in sein zweites Leben, das ihn ein Jahr später zu seinem heutigen Besitzer nach Hiddenhausen-Eilshausen führte. &bdquo;Ich hatte eigentlich nach einem alten Trecker gesucht“, erinnert sich der heute 71-jährige Budde, &bdquo; doch als ich den Taunus sah, fast 50 Jahre alt, nahezu im Originalzustand und mit weniger als 50.000 Kilometern auf dem Tacho, da musste ich einfach zuschlagen!“ Wagen ist aus dem Leben der Buddes nicht wegzudenken Eine Entscheidung, die der Vertriebsmanager eines Weltkonzerns im Ruhestand bis heute nicht bereut hat. Lediglich ein paar Teile hat er seither ausgewechselt, eine unansehnlich gewordene Stoßstange ersetzt und diverse – dem Geschmack der 1960er Jahre entsprechende – Zusatzscheinwerfer entfernt. Seither hat das Meisterstück nochmals rund 30.000 Kilometer auf dem Wegstreckenzähler verbuchen dürfen und ist aus dem Leben der Buddes nicht mehr wegzudenken. Der &bdquo;Oldtimer-Bazillus“ hat sogar Sohn Daniel mittlerweile infiziert und so gestalten sich die Fahrten zu Veranstaltungen und Treffen meist als echtes &bdquo;Familien-Event“. Darüber hinaus sind zahlreiche Mitglieder der gut organisierten &bdquo;P4-Familie“ zu lieben Freunden geworden. Es gibt regelmäßige Treffen, die alljährlich zum Ziel des kleinen Fronttrieblers geworden sind. So steht zum Beispiel regelmäßig das ostfriesische Wittmund auf dem Veranstaltungskalender. Eines der erfolgreichsten Modelle Dass es dabei auch mal zu einer Panne kommen kann, liegt in der Natur der Sache. So hat der 40 PS starke Vierzylinder in V-Anordnung im Jahre 2022 seinen Dienst quittiert, als es zum Jubiläumstreffen &bdquo;60-Jahre-Ford-P4“ nach Weiterstadt gehen sollte. Doch genau genommen funktionierte der Motor nach wie vor, eigentlich sogar viel zu gut. Eine gebrochene Spiralfeder sorgte dafür, dass das 1,2-Liter-Aggregat plötzlich nur noch Vollgas lief. Für den Bielefelder Berg, den Ort des Geschehens, vielleicht nicht schlecht, aber um an einem Treffen in 300 Kilometern Entfernung teilzunehmen, nicht die besten Startvoraussetzungen. Also Blinker rechts und an der Ausfahrt auf den freundlichen Pannenhelfer gewartet. Der gelbe Engel hatte jedoch auf eine Wartezeit von rund zwei Stunden eingestimmt und so freute sich Budde, dass – wie es oft passiert – freundliche Verkehrsteilnehmer auf ihn zukamen und ihm in diesem Fall ihre Hilfe anboten. Schnell war klar, dass von der gebrochenen Originalfeder nur noch die Hälfte an ihrem Platz geblieben war. Ein Bulli-Fahrer hatte zufällig eine zwar kürzere Feder im Handschuhfach, diese kombinierte er aber geschickt mit dem verbliebenen Rest des Originals und schon konnte die Fahrt fortgesetzt und das Treffen besucht werden. Mit immerhin fast siebenhunderttausend gebauten Einheiten war der P4 zwar ein durchaus erfolgreiches Modell, doch dem Wolfsburger Krabbeltier konnte der kleine Kölner damit nicht das Wasser reichen. Nicht schlimm, findet Eckhard Budde, denn so ist sein &bdquo;Taunus“ auch heute weit seltener als der Volkswagen. Weitere Oldtimer-Geschichten: 50 PS und 1,1-Liter-Motor: Ein Bünder und sein Opel Kadett aus den 1970ern Kunterbunter VW Käfer: 21-Jährige belebt Oldtimer-Szene im Kreis Herford Vom Wirtschaftswunder zum Sammlerstück: Bünder restauriert Mercedes &bdquo;Ponton“

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