E-Autos in Herford: Ladesäulen ja, Käufer nein?

Herford. Gute Nachrichten für E-Autofahrer: In der Stadt Herford werden ab dem kommenden Jahr zahlreiche neue Ladesäulen für E-Autos aufgestellt, der überwiegende Teil davon öffentlich zugänglich. Aus den Autohäusern der Stadt ist derweil zu hören, dass der E-Auto-Markt nicht wirklich läuft. Können da also die zusätzlichen Ladepunkte Abhilfe schaffen? Oder muss an ganz anderer Stelle angesetzt werden? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage auf dem E-Auto-Markt in Herford: Wo werden die neuen? Ladesäulen gebaut? Insgesamt wird es 15 neue Ladepunkte geben, 11 davon für jeden nutzbar, das hat der zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) auf Nachfrage der NW bekannt gegeben. Sie werden an der Kreispolizeibehörde (4), an der Justizvollzugsanstalt (5) und am Amtsgericht (2) aufgestellt. Die nicht-öffentlichen Säulen, die ausschließlich für Dienstfahrzeuge von den dortigen Mitarbeitern genutzt werden dürfen, kommen auf die Grundstücke der Autobahnpolizeiwache (2) und der Kreispolizeibehörde (2). Ab wann sind die ?Ladesäulen nutzbar? Ein konkretes Datum kann Nick Beckmann vom BLB nicht nennen. Nur so viel: &bdquo;Bis zum Frühjahr läuft noch die europaweite Ausschreibung.“ Heißt: Erst ab dann werden, wenn alles gut läuft, die Aufträge zum Bau der Ladesäulen verteilt. &bdquo;Wir planen, die Ladesäulen schrittweise im Jahr 2025 aufzustellen. Alle werden wir aber nicht schaffen, sodass manche auch erst in den Folgejahren kommen werden“, so Beckmann. Laut dem Stadtverkehr Herford gibt es derzeit etwas mehr als 30 Standorte in der Stadt, mit teils mehreren E-Ladesäulen. Die meisten davon öffentlich zugänglich. Wie läuft der E-Auto-Markt in Herford? Die offiziellen Zahlen sind das eine, die Erfahrungen der Autohäuser das andere. Seit Jahren steigt die Zahl der E-Autos im gesamten Kreis Herford stetig an und trotzt damit dem Bundestrend, denn der ist rückläufig. Lesen Sie auch: Dreiste Diebe im Kreis Herford: Etliche Ladekabel von Ladesäulen für E-Autos abgeschnitten Zum Stichtag 30. Juni 2024 waren im Kreis Herford 6.339 E-Autos gemeldet, ein halbes Jahr vorher waren es noch mehr als 400 weniger. Benziner- und Dieselfahrzeuge verzeichnen in der gleichen Zeit nur ein Plus von etwas mehr als 100 Zulassungen. Doch wer mit den Händlern vor Ort spricht, merkt schnell, der Fokus der Kunden liege noch immer auf dem Verbrenner. &bdquo;So gut wie kein Absatz“ oder &bdquo;Keine Nachfrage“ sind die Antworten mehrerer Händler auf die Frage, wie es mit dem Verkauf von E-Autos so läuft. Wie rege werden die ?Ladesäulen genutzt? Und das zeige sich dann auch an der Nutzung der E-Ladesäulen. Beim Autohaus Temme etwa stehen zwei Ladesäulen, doch genutzt werden die nur selten. &bdquo;Es sind immer nur ganz bestimmte Leute, die wir mittlerweile auch gut kennen“, heißt es dort. Etwas regerer Betrieb herrscht dagegen an den Säulen rund um den Bahnhof und beim Edeka-Center Wehrmann. Auch beim Hotel Pfennigskrug stehen zwei Ladesäulen. Fazit von Inhaber Henry Althoff: Es kommt auf die Leistung der Säulen an und wie schnell die Fahrer ihre Autos aufgeladen haben wollen. &bdquo;Wir haben nur Säulen mit 22 kW“, sagt er. Damit würden die Autos nur zehn Prozent schneller aufgeladen als an einer haushaltsüblichen Steckdose. &bdquo;Da dauert es also ein bisschen“, so Althoff. &bdquo;Schneller bedeutet aber immer auch gleich teurer.“ Die neuen Ladepunkte werden eine Leistung zwischen 11 und 22 kW haben, so der BLB. Mit die meisten E-Ladesäulen in der Stadt betreibt das Paderborner Energieunternehmen &bdquo;Westfalen Weser Energie“. Drei davon, mit insgesamt sechs Ladepunkten, stehen an den drei Standorten Kleine Mauerstraße, Unter den Linden 23 und Am Kleinbahnhof. Hier beträgt die Auslastung im Jahre 2024 (bis Oktober) 1,9 Ladevorgänge pro Ladepunkt und pro Tag. 2023 lag der Wert bei 1,8, 2022 0,9. &bdquo;Die Zahlen zeigen, an den Ladesäulen stehen noch ausreichend Kapazitäten zur Verfügung“, so das Unternehmen auf Nachfrage. Kuriose Geschäftsidee: Druckerei im Kreis Herford vermietet jetzt auch E-Autos Kann der Ladesäulen-Ausbau den E-Auto-Markt beflügeln? Schwierig, sagen die Autohändler in Herford. Dafür sei der Preis der Autos noch zu hoch. &bdquo;Nur weil irgendwo Ladesäulen aufgestellt werden, kaufe ich mir noch kein E-Auto“, heißt es etwa aus einem Autohaus. Ähnlich sieht das Althoff vom Hotel Pfennigskrug. Er schlägt spezielle Ladetarife vor, damit E-Autofahrer &bdquo;erheblich günstiger als Verbrenner-Fahrer unterwegs sind“. Wie könnte der E-Auto-Markt dann angekurbelt werden? Noch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will den E-Auto-Markt mit finanziellen Anreizen ankurbeln. Das geht aus einem internen Papier hervor, aus der die Funke-Medien-Gruppe jetzt zitiert. Demnach will Habeck unter anderem ein Ladestromguthaben in Höhe von 1.000 Euro an Käufer von E-Autos verteilen. Auch die Wiedereinführung der Kaufprämie strebt der Minister an. So soll es für Käufer mit niedrigem und mittlerem Einkommen steuerliche Förderungen geben, etwa in dem ein bestimmter Kaufbetrag von der Steuer abgesetzt werden kann. Hintergrund: Klimafreundliche Mobilität in Herford: Dieses Projekt priorisiert die Stadt Menschen mit niedrigem Einkommen will Habeck zudem in Form eines Social-Leasing-Modells unterstützen. Heißt konkret: Der Staat gibt Zuschüsse bei den anfallenden Leasingraten. Vorbild für die Idee ist Frankreich.

Meistgelesen