Kunterbunter VW Käfer: 21-Jährige belebt Oldtimer-Szene im Kreis Herford

Kreis Herford. Als wohlhabenden, älteren Herren stellt man sich im Allgemeinen den typischen Oldtimer-Besitzer vor. Dass die Szene der Liebhaber älterer oder gar historischer Fahrzeuge jedoch im wahrsten Sinne des Wortes sehr &bdquo;bunt“ und vielfältig ist, dafür stehen im Kreis Herford wohl kaum ein Fahrzeug und seine Besitzerin so sehr, wie der Volkswagen Typ 1 &bdquo;Käfer“, den wir zu Beginn unserer neuen Serie in den Mittelpunkt stellen möchten. Alles andere als &bdquo;älterer Herr und besonders wohlhabend“, aber dafür ist mit einer riesigen Begeisterung und viel Eigeninitiative stemmt eine junge Frau die Herausforderung, einen Oldtimer im Alltag zu bewegen. &bdquo;Mein Leben war schon immer bunt!“, so umschreibt Pauline gleich zu Beginn des Gespräches ihren bisherigen, gerade einmal 21 Lenze zählenden Lebensweg. Dennoch reicht diese Zeit aus, um auch auf schlechte Erfahrungen mit Menschen zurückblicken zu müssen, und so möchte die sympathische junge Frau auch nicht mehr als den Vornamen über sich preisgeben. &bdquo;Darüber hinaus soll doch auch mein Auto im Mittelpunkt stehen, oder?“, fährt sie mit einem selbstbewussten Schmunzeln fort. Ein Auto, das für sie mehr als nur fahrbarer Untersatz ist, wie ein kleines Schild auf der Hutablage verrät. &bdquo;Willkommen in meinem Paradies!“ steht dort zu lesen. Sitzt Pauline hinter dem Steuer ihres Volkswagens, dann ist es für sie der Himmel auf Erden, wie sie selbst beteuert. Knallbunte Folierung verwandelt VW Käfer in Hingucker Dass Pauline sich mit &bdquo;ihrem Paradies“ in den Alltagsverkehr stürzen kann, dafür zeichnet in erster Linie ihr Vater verantwortlich. Schließlich entdeckte er die außergewöhnlich gestaltete Limousine auf einem Kleinanzeigenportal im Internet und war sich sofort sicher, dass es sich dabei um das perfekte Fortbewegungsmittel für sein farbenfreudiges Töchterlein handelte. Und farbenfroh war das angebotene Fahrzeug in der Tat, denn statt eines einfarbigen Blechkleides, wartete der VW Käfer mit einer knallbunten Folierung auf. Beim genauen Hinsehen wird dann auch schnell klar, dass es sich dabei um keine willkürlichen Farbtupfer handelt, sondern um ein richtiges Farbkonzept. Lesen Sie auch: 50 PS und 1,1-Liter-Motor: Ein Bünder und sein Opel Kadett aus den 1970ern Entgegen dem Uhrzeigersinn ist jedes Viertel der Fahrzeugoberfläche im Stil einer Jahreszeit gestaltet. Vorne rechts wird der Frühling durch ein rosafarbenes Blütenmeer dargestellt, dessen Blätter bis in das – symbolisch für den Sommer – optisch nachempfundene, schimmernde Wasser eines Swimmingpools hineinragen. Auf der Fahrertür sind dann schon erste Vorboten des Herbstes zu erkennen, dem in Gestalt einer Vielzahl bunter Blätter das hintere, linke Segment gewidmet ist. Der Winter dann hinten rechts, dargestellt durch die Illusion einer Eisschicht, beschließt den Jahreskreis, der im Bereich der Beifahrertür wieder von vorn beginnt. Oldtimer war Geschenk zum 18. Geburtstag Dass dieses Exemplar des – im Jargon des Herstellers offiziell als Typ 1 bezeichneten – Volkswagens so auffällig daherkommt, hat er wohl den Vorbesitzern zu verdanken, weiß Pauline zu berichten. Als Betreiber eines Reisebüros in Hagen in Westfalen nutzten die ehemaligen Eigentümer den – erst vom Volksmund auf den Namen &bdquo;Käfer“ getauften – Hecktriebler als Dekoration in ihrem Ladenlokal. So kam es wohl auch, dass das 1997 gebaute Fahrzeug im Jahre 2019 mit nur 4.000 Kilometer Laufleistung angeboten wurde. Da die heutige Besitzerin zu diesem Zeitpunkt jedoch gerade einmal sechzehn Jahre alt war, bedurfte es wiederum der Unterstützung durch ihre Familie. Obwohl die Großeltern dieser einmaligen Offerte bereits 2019 nicht widerstehen konnten, erhielt Pauline ihren Traumwagen dann doch erst als Geschenk zum 18. Geburtstag. Seither ist er ihr wahrlich ans Herz gewachsen, wie man aus jedem ihrer Sätze heraushören kann, und begleitet sie tapfer durch den Alltag. Zwar genießt das Auto schon einen gewissen Liebhaberstatus, doch die 21-Jährige bewegt ihren sechs Jahre älteren Begleiter zu jeder Gelegenheit, also auch bei Wind und Wetter. Dabei ist der Käfer schon sehr zuverlässig und – wie es einst die VW-Werbung beteuerte – er &bdquo; läuft und läuft und läuft “. Doch natürlich hat es auch schon Pannen gegeben und das &bdquo;Paradies“ gab Anlass zu wenig paradiesischen Gefühlsregungen. Kontakte zum &bdquo;Käfer-Club Osnabrück“ Pauline nimmt so etwas jedoch ganz pragmatisch und versichert, dass jede Panne Fahrerin und Fahrzeug nur noch weiter zusammengeschweißt haben. Apropos Schweißen, zwar waren bislang noch keine großen Blecharbeiten erforderlich, doch die junge Oldtimerbesitzerin scheut sich auch vor schmutzigen Fingern nicht. Auftretende Probleme versucht sie selbstständig zu beheben. Das entsprechende Knowhow und erforderliche Ersatzteile sucht sie sich bei den &bdquo;alten Hasen“, so hat sie Kontakt zum &bdquo;Käfer-Club Osnabrück“ aufgenommen und neben technischer Unterstützung auch einen Freundeskreis für gemeinsame Ausfahrten und Treffen gefunden. Überhaupt sind neben dem Fahrspaß auch die zahlreichen zwischenmenschlichen Begegnungen ein wichtiger Aspekt, der das Hobby für die Käfer-Besitzerin so liebenswert macht. Und ohne Frage, ihr Automobil fällt auf und damit sind diese Begegnungen ja förmlich vorprogrammiert. Dies zeigte sich auch, als das rollende Prachtstück zum Fototermin für die gezeigten Aufnahmen in Position gebracht wurde. Unvermittelt hielt ein Lkw-Fahrer am Straßenrand und brachte seine Begeisterung lautstark zum Ausdruck. Mit leiseren Tönen, aber nicht weniger euphorisch hat vor geraumer Zeit ein kleiner Junge Paulines ganzen Stolz kommentiert, was diesem zu seinem Namen verhalf. Ein Name für den Oldtimer Ja, die Einundzwanzigjährige hat ihrem rollenden Untersatz natürlich auch einen Namen verpasst, &bdquo;Mika“ heißt der 46-PS-Bolide. Zugegeben, für einen gebürtigen Mexikaner – nach dem Produktionsende in Deutschland entstanden die hier vertriebenen Exemplare im mexikanischen Puebla – ein eher ungewöhnlicher Name, doch auch dazu hat Pauline die Geschichte schnell erzählt. Der bereits erwähnte Junge war zwar begeistert von ihrem Auto, mangels Kenntnis der genauen Modellbezeichnung benannte er ihn aber als &bdquo;schönen Mini“. Und aus den jeweiligen Anfangsbuchstaben &bdquo;MIni“ und &bdquo;KAefer“ kreierte die Besitzerin dann halt den Namen &bdquo;MIKA“. Damit dürfte der &bdquo;Vier-Jahreszeiten-Käfer“ nicht nur eine einmalige Optik haben, sondern auch einen vermutlich recht einmaligen Namen. Dennoch teilt er sich unter dem Blechkleid mit seinen mehr als 21 Millionen gebauten Brüdern und Schwestern eine Technik, die in der nahezu sechs Jahrzehnte andauernden Produktionszeit zwar eine Reihe von Veränderungen erfuhr, aber in den Grundzügen der von Ferdinand Porsche erdachten Konstruktion aus den 1930er Jahren entsprach. Vierzylinder Boxermotor im Heck, ein Zentralrohr-Plattformrahmen und der Hinterradantrieb, um nur ein paar zu nennen. Einfach, aber robust war der Käfer nicht nur für Millionen Deutscher der Einstieg ins automobile Leben. Gerne erinnern sich angesichts Paulines &bdquo;Mika“ auch immer wieder Passanten an ihren eigenen Käfer, ihr erstes Auto und an viele schöne Fahrten damit. Wie auch die Oldtimer-Liebhaberin selbst haben viele ihr Ferienziel in den Niederlanden angesteuert oder sind damit über die Alpen gefahren. Nur – im Gegensatz zu Pauline – haben sie nahezu alle ihren &bdquo;Kugelporsche“ längst gegen ein moderneres Fortbewegungsmittel eingetauscht. Wie auch ein älterer Herr, der zwar keinen Käfer mehr besitzt, aber die passende Anhängerkupplung aufbewahrt hatte und diese der Einundzwanzigjährigen unlängst schenkte. Noch ist diese nicht angebaut, aber auch das ist für die junge Autoenthusiastin nur eine Frage der Zeit.

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