Vor dieser Herausforderung stehen künftige Klinikvorstände in Herford

Kreis Herford. Im Dezember haben mehr als 1.400 Beschäftigte der Kreiskliniken Herford-Bünde Peter Hutmacher mit ihrer Unterschrift Solidarität bezeugt. Allerdings konnten auch sie den Vorstandssprecher nicht dazu bewegen, in Herford zu bleiben. Ende vergangener Woche haben sowohl er als auch Vorständin Maren Thäter die Kreiskliniken verlassen. Zu tief muss die Enttäuschung über das Agieren der Politiker im Verwaltungsrat gewesen sein. Absehbar war wohl auch, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Gremium und seinem Vorsitzenden, Landrat Jürgen Müller, nicht mehr möglich sein würde. Auslöser für den Vertrauensbruch soll, wie berichtet, die Entscheidung über die Besetzung der Stelle der Pflegedirektion gegen den Vorstandsvorschlag gewesen sein. Die Mehrheit dafür soll der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreis Herford, Wolfgang Tiekötter, im Verwaltungsrat beschafft haben. Müller beschloss das damals mit und hat – entgegen eigener Aussagen – danach wohl nichts unternommen, um Hutmacher zu halten. Die Vorstände haben vieles richtig gemacht Dabei müssen die beiden Vorstände – das zeigt allein schon die bundesweit wohl einmalige Unterschriftenaktion – an den Kreiskliniken vieles richtig gemacht haben. Und das hätten sie auch in den nächsten Jahren noch. Die Herausforderungen sind jedenfalls groß: Die finanziell schwierige Situation wird sicherlich noch viele Krankenhäuser in die Knie zwingen. Das soll die Qualitäten von Interimsmanager Armin Sülberg und Hutmacher-Nachfolger Thomas Breidenbach nicht herabsetzen. Sülberg hat Erfahrung mit dem Klinikum Herford, Breidenbach hat seine Kompetenz bereits an anderen Häusern bewiesen. Aber Hutmacher und später auch Thäter haben an den Kreiskliniken großes Vertrauen erworben, vor allem durch die Menschlichkeit, mit der sie die Krankenhäuser durch eine der größten Krisen überhaupt geführt haben. Zur Erinnerung: Hutmacher war kaum in Herford, als die Pandemie ausbrach. Zudem hatten er und später auch Thäter den Prozess zu bewältigen, in dem das Klinikum Herford und das Lukas-Krankenhaus in Bünde zum Verbundkrankenhaus wurden. Ein solcher Prozess, der übrigens noch nicht abgeschlossen ist, geht mit Ängsten der Beschäftigten einher. Die Kliniken haben extrem Belastendes erleben Vor allem aber sind im Verlauf der Pandemie an den Kreiskliniken fast 300 Personen an und mit Corona gestorben. Ihre Angehörigen konnten sich in vielen Fällen nicht einmal von ihnen verabschieden. Diese Situation war körperlich und seelisch extrem belastend für die Beschäftigten, die zudem, vor allem in der Anfangsphase, Angst haben mussten, selbst Opfer eines tödlichen Virus zu werden. Einige von ihnen schrieben anlässlich der Übergabe der Unterschriften-Liste: &bdquo;Die Vorstände überzeugen vor allen Dingen durch ihre hohe Fachkompetenz, die für uns über allem steht. Dass sie dazu über eine außergewöhnliche soziale und identitätsstiftende Kompetenz verfügen, haben wir in beiden Häusern so noch nicht erlebt.“ Lesen Sie auch: Herfords Klinik-Vorständin geht zur Stiftung Marien-Hospital Euskirchen Sicherlich: Krisen schweißen die Menschen zusammen. Die Verfasser des Briefes meinten aber mehr. Das erfährt, wer in die Kreiskliniken hineinhört: Hutmacher und Thäter leben Werte, die in Führungspositionen selten sind, auf die es aber in Zukunft ankommen wird. Dazu gehört, dass sie hinter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen, die Verantwortung übernehmen, und zwar auch dann, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Ohne Demut ?wird Wertschätzung unglaubwürdig Zudem haben Hutmacher und Thäter im Fusionsprozess ein Gespür für Timing bewiesen: Wer mit zu schnellen Lösungen Veränderungen durchzieht, verliert seine besten Kräfte; das ist an den Kreiskliniken nicht passiert. Sie haben darüber hinaus Menschenkenntnis bewiesen – und eine gewisse Demut gegenüber den Lebensläufen und Lebensleistungen der Beschäftigten, ohne die Wertschätzung unglaubwürdig wird. Die besondere Qualität Hutmachers und Thäters scheint zu sein, dass sie sich nicht über ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen, auch wenn sie als Vorstände natürlich Entscheidungen treffen mussten, über die sich nicht alle gefreut haben. Lesen Sie auch: Kreiskliniken Herford-Bünde: Landrat wusste schon viel früher vom Weggang des Vorstands Ein Beispiel: 2023 hatte eine Kollegin im Lukas-Krankenhaus die Idee, Prozesse im Pflegebereich zu optimieren. Sämtliche Beschäftigte einer Station sollten täglich kurz zusammen kommen und ihre Probleme schildern. Die sollte dann derjenigen, der dafür die Befugnisse hat, beseitigen. Das konnte in manchen Fällen nur Hutmacher selbst. Dafür fuhr er nach NW-Informationen konsequent einmal im Monat nach Bünde. Künftige Vorstände dürfen das Vertrauen nicht brüskieren Diese Art der Wertschätzung ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreiskliniken nicht entgangen, dafür geben viele von ihnen Beispiele. Das zeigt auch die Tatsache, dass zur Übergabe der Unterschriften an den Vorstand im Dezember rund 300 Beschäftigte ins Foyer des Klinikums kamen, wo einer von ihnen einen Brief verlas – und die anderen nahezu jeden Satz mit Applaus für Hutmacher und Thäter unterstrichen. Die Unterschriftenliste habe &bdquo;deutlich mehr Wertschätzung als jedes Wort aus der Kommunalpolitik“ gezeigt, sagte der Initiator später. Sülberg und Breidenbach haben nun nicht nur die Herausforderung, die Kreiskliniken fachlich kompetent zu führen, sondern auch das Vertrauen in den Vorstand, das Hutmacher und Thäter aufgebaut haben, nicht zu brüskieren. Und dafür bedarf es Persönlichkeiten. Kommentar: Herfords Landrat scheint nichts getan zu haben, um den Klinik-Vorstand zu halten

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