Herforder Theologe Michael Krause zieht seine Kandidatur fürs Spitzenamt zurück

Kreis Herford/Bielefeld. Der Theologe und frühere Superintendent des Kirchenkreises Herford, Michael Krause, hat seine Kandidatur für das Amt des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) zurückgezogen. Hintergrund sind Vorwürfe gegen seine Person, die an die EKvW herangetragen wurden. Seine Wahl durch die westfälische Landessynode im November galt als sicher: Er war der einzige Kandidat. Der westfälische Pfarrer war im Juni vom Ständigen Nominierungsausschuss der EKvW für die Wahl zum Amt des Leitenden Geistlichen benannt worden. Seine Kandidatur zog er nun im Einvernehmen mit der Leitung der Landeskirche zurück, heißt es in einer EKvW-Mitteilung von Montag, 26. August. &bdquo;Hintergrund für seine Entscheidung sind Hinweise auf mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten, die der Landeskirche vor wenigen Wochen gemeldet wurden", heißt es in der Mitteilung. Disziplinarverfahren von Krause selbst beantragt Unmittelbar nachdem diese Hinweise bei der Landeskirche eingegangen seien, habe Krause selbst beantragt, ein Disziplinarverfahren gegen ihn einzuleiten, in dem der Sachverhalt untersucht und geklärt werde. Das Landeskirchenamt habe daraufhin vergangene Woche die Eröffnung des Verfahrens und die damit verbundenen Ermittlungen beschlossen. Die EKvW stehe für den – auch kirchengesetzlich festgelegten – Grundsatz, dass &bdquo;alle in der Kirche Mitwirkenden zu einer Haltung der Achtsamkeit, der Aufmerksamkeit, des Respekts und der Wertschätzung sowie der grenzachtenden Kommunikation durch Wahrung persönlicher Grenzen gegenüber jedem Mitmenschen" verpflichtet sind, heißt es in der Mitteilung. Lesen Sie auch: Ex-Superintendent Michael Krause aus Herford kandidiert für Präses-Amt in Westfalen Das jetzt eingeleitete Verfahren habe die Aufgabe, die gemeldeten Sachverhalte daraufhin zu prüfen und zu bewerten, ob und inwieweit die genannten Grundsätze verletzt worden seien. &bdquo;Gleichwohl stimmen der Pfarrer und die Kirchenleitung der EKvW unabhängig vom Ausgang des Disziplinarverfahrens darin überein, dass eine Kandidatur für das Präses-Amt der EKvW in dieser Situation nicht infrage kommen kann." Eindeutige Präferenz für den 56-Jährigen Herforder Der Ständige Nominierungsausschuss der westfälischen Landeskirche habe jetzt erneut die Aufgabe, eine möglichst zeitnahe Wahl eines oder einer neuen Präses vorzubereiten. Wann eine solche Wahl stattfinden könne, sei unter den derzeitigen Voraussetzungen ungewiss. Auf Nachfrage sagte EKvW-Sprecher Wolfram Scharenberg, dass die mit 193 stimmberechtigten und beratenden Personen besetzte Synode, die im März für die Wahl eines/einer neuen Präses entschieden hatte, eine nicht vorhersehbare Eigendynamik entwickeln könne. Der Nominierungsausschuss, der Wahlen in der Landeskirche vorbereitet, hatte sich im Juni einstimmig auf Krause verständigt. Vorausgegangen war ein intensives, strukturiertes Auswahlverfahren, in dem sich die Präferenz für den 56-Jährigen klar herauskristallisiert habe, wie Vorsitzender Uwe Gryczan damals erklärte. Keine Angaben zur Zeit, aus der die Vorwürfe stammen &bdquo;Michael Krause hat uns in allen Belangen überzeugt", sagte er im Juni. &bdquo;Er verfügt über langjährige Führungserfahrung und wird diese besondere Aufgabe mit einer klaren Sicht auf die Herausforderungen für die Evangelische Kirche von Westfalen und insbesondere für das Amt des Leitenden Geistlichen angehen, wenn die Synode ihm das Vertrauen ausspricht." Aus welcher Zeit die Vorwürfe gegen Krause stammen, wollte Scharenberg nicht sagen, um keine Schlussfolgerungen auf Zusammenhänge mit dem damaligen Amt des gebürtigen Herforders zuzulassen. Sie liege aber schon länger zurück. Wie lange das Disziplinarverfahren nun dauere, vermöge er nicht vorauszusehen. Das hänge auch davon ab, wie viel Material gesichtet werden müsse. Scharenberg zufolge folgt das Verfahren klar definierten formalen Strukturen und Abläufen. Es sei kompliziert, aber es funktioniere. Denn Vorwürfe – welcher Art auch immer – verlangten eine sehr differenzierte Herangehensweise, die durchzuhalten und schwer zu kommunizieren sei. Die Situation mache dies jedoch nicht leichter. Krause leitet den Stiftungsbereich Schulen in Bethel Krause leitet zurzeit als Geschäftsführer den Stiftungsbereich Schulen der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld. Von 2009 bis 2020 war er Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Herford und zuvor neun Jahre lang Gemeindepfarrer in Kirchlengern. Mehr als acht Jahre hatte er zudem den Vorsitz des Ständigen Theologischen Ausschusses der Landeskirche inne. Lesen Sie auch: Herforder Superintendent stellt sich einer neuen beruflichen Herausforderung In seiner Zeit in Herford hat Krause bewiesen, dass er auch schwierige Zeiten meistert: Schon kurz nach seinem Amtsantritt als Superintendent hatte er eine 50 Millionen Euro schwere schwarze Kasse des Kirchenkreises offengelegt. Das Geld aus Steuermitteln war als &bdquo;Sondervermögen" seit 1967 angelegt worden. Seine offene Herangehensweise brachte Krause damals jedoch viel Anerkennung ein. Er konnte Vertrauen in den Kirchenkreis zurückgewinnen und wurde auch schon früh für Aufgaben an höherer Stelle gehandelt. Seit dem Rücktritt von Annette Kurschus im November 2023 hat der Theologische Vizepräsident der EKvW, Ulf Schlüter, das Amt kommissarisch inne. Der 62-jährige Theologe hatte auf der Sondersynode im März erklärt, dass er selbst für das Präses-Amt nicht zur Verfügung stehe.

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