Geplante Tongrube in Herford: Anwohner bringen ihre Ängste zum Ausdruck

Herford. Seit Ende Juni kämpfen Anwohner aus Diebrock in einer Interessengemeinschaft gegen eine Tongrube, die auf einer Fläche von rund 20 Hektar entstehen soll – direkt neben dem Hof von Andreas und Andrea Hillbrand an der Diebrocker Straße 214, zwischen Schnatweg und Zur Mergelkuhle. Das Bünder Unternehmen Stork Tongruben- und Transportunternehmen GmbH, das in unmittelbarer Nähe bereits eine Abgrabungsstätte betreibt, will in der weiteren Grube in 7 bis 20 Metern Tiefe Tonschiefer abbauen und die Fläche anschließend mit Bodenaushub verfüllen. Die Anwohnerinitiative hatte sich bereits vor einigen Wochen in einem Brief an den Kreis gegen das Projekt ausgesprochen und durch ihre Einsprüche zunächst erwirkt, dass das Genehmigungsverfahren neu aufgerollt werden muss. Was kommt nach dem Tonabbau in die Grube? Zu einer Bürgerversammlung auf dem Hof Hillbrand waren jetzt neben Vertretern der CDU, SPD und den Grünen aus Herford auch Landrat Jürgen Müller, vom Kreis Herford Jutta Bergmann vom Amt für Naturschutz und Regionalplanung sowie Ullrich Richter, Vorsitzender des Naturschutzbeirats des Kreises erschienen. Insgesamt 80 Gäste waren dabei. Ein Aspekt, der nach Auffassung der Anwohner genau hinterfragt werden muss, ist die Frage, womit nach dem Abbau des Tonschiefers die Grube wieder verfüllt werden soll. Laut Stork solle dafür unbelasteter Bodenaushub verwendet werden – eine Aussage, die die Interessengemeinschaft stark anzweifelt. &bdquo;Ich habe Juniorchef Maximilian Stork gefragt, ob er mir schriftlich garantieren kann, was dort reinkommen soll. Das konnte er nicht“, betonte Andrea Hillbrand. Anwohner Julius Fischer, selbst Entsorgungsunternehmer, wies darauf hin, dass die bestehende &bdquo;Tongrube“ an der Hausheider Straße im Deponiebericht 2022 des Landesumweltamtes NRW als Boden- und Bauschuttdeponie unter der Deponieklasse 0 (Entsorgung von unbelastetem Boden) eingetragen sei. Abfälle werden nach Paderborn oder Minden transportiert Zudem sei die Entsorgungssituation für Boden und Bauschutt im Kreis Herford kritisch. Viele transportierten die Abfälle nach Paderborn oder Minden. &bdquo;Das wird richtig teuer. Alle haben Interesse an einer ortsnahen Entsorgung“, sagte Fischer und ergänzte: &bdquo;Wichtig ist also nicht, was rauskommt, sondern was reinkommt.“ Die Firma Stork habe bereits gesagt, dass sie von der Verfüllung lebe. Zudem habe sie eingeräumt, dass sie bereits in den benachbarten Kreisen angefragt habe, wie groß der Bedarf sei. Er kenne die Deponie schon seit Kindertagen. &bdquo;Dort haben wir immer wieder Rohre, Ziegelsteine oder sogar Toiletten gelegen.“ Jürgen Müller räumte ein, dass der Kreis bei der Auslegung des ersten Verfahrens die Öffentlichkeit besser hätte informieren können. Das neue Verfahren zur Genehmigung der Tongrube befinde sich aber ganz am Anfang. Die neuen Pläne der Firma Stork seien noch nicht bekannt, so der Landrat. Landrat lädt Anwohner zu Gespräch ein Nach der Auslegung der Pläne bestehe die Möglichkeit zu Einwendungen, anschließend würden die Träger öffentlicher Belange beteiligt. &bdquo;Im Verfahren können die Anwohner ihre Sorgen, Nöte und Beeinträchtigungen vorbringen“, so Müller. Am Ende werde eine Genehmigung mit entsprechenden Auflagen erteilt, skizzierte Müller das Verfahren. Dort sei genau festgelegt, wie die Abgrabungen laufen und wie verfüllt werden müsse. Müller kündigte zudem an, die Anwohner zu einem Gespräch ins Kreishaus einzuladen, sobald die neuen Pläne im Auslegungsverfahren seien. Die vorgesehene Fläche sei im Regionalplan für den Tonabbau als privilegierte Fläche ausgewiesen. Auch der Naturschutzbeirat wird sich erneut mit dem Thema befassen. &bdquo;Der bisherigen Planung können wir nicht zustimmen“, betonte Ullrich Richter. Der Vorsitzende des Beirats regte an, die ausgehobene Fläche zu einer Sukzessionsfläche für Tiere und Pflanzen zu machen und den vorgesehenen Ausgleich direkt am Eingriffsort vorzunehmen. Auch der Abstand zu Gebäuden und zum Wald müsse eingehalten werden. Politiker ermutigen Anwohner, aktiv zu bleiben Die anwesenden Politiker ermutigten die Anwohner, aktiv zu bleiben und ihre Bedenken und Sorgen zu artikulieren. &bdquo;Je mehr fachlich begründete Stellungnahmen vorliegen, desto mehr hilft es, eine verträgliche Lösung zu finden“, so Jörg Haferkorn vom CDU-Stadtverband. &bdquo;Das war ein starkes Signal zur passenden Zeit“, lobte Dana Kuntemeier-Wolff von der SPD. Noch sei alles offen, eine zweite Abgrabung sei jedoch kontraproduktiv. Auch Andrea Hillbrand appellierte an die Mitglieder der Interessengemeinschaft, weiter am Ball zu bleiben. &bdquo;Jeder Brief, jede Stimme zählt“, sagte Hillbrand, der die Veranstaltung nach eigenem Bekunden Mut gemacht habe. &bdquo;Die Kommunikation war gut, der Landrat ist lange geblieben, wir werden in Kontakt bleiben. Wir sind jetzt am Anfang eines neuen Verfahrens und hoffen, dass wir Interesse geweckt haben“, sagt Hillbrand. Die 59-Jährige betonte die Gesprächsbereitschaft der Anwohner. &bdquo;Wir verstehen die Beweggründe der Firma Stork, aber nicht unter diesen Voraussetzungen. Unsere Urangst ist, dass eine Tongrube beantragt wird, die dann irgendwann zur Deponie wird.“ Das Unternehmen Stork will in einer öffentlichen Infoveranstaltung am Dienstag, 27. August, ab 18.30 Uhr im Pfennigskrug, Engerstraße 82, das Vorhaben noch einmal in Gänze vorstellen.

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