Herforder Fotograf zeigt „Augenblicke“ aus Krisengebieten und Heimat

Herford. Ein von der UNICEF geehrtes Foto aus Nordkorea 2011, Fotos von Menschen im Kongo und immer wieder Fotos im Auftrag der Hilfsorganisation Cap Anamur und anderen Hilfsorganisationen hat der Herforder Fotograf Jürgen Escher für seine Ausstellung &bdquo;Augenblicke II“ im Herforder Kunstverein zusammengestellt. Er findet seine Themen aber auch vor Ort, begleitete etwa Bau und Einweihung der Herforder Synagoge, gab zugewanderten oder armen Menschen am Rande der Gesellschaft ein Gesicht. Was alle Arbeiten durch die Jahrzehnte verbindet, ist der Mensch im Zentrum von Eschers Interesse. Bereits 1990 zeigte der 1953 in Herford geborene Fotograf im Daniel-Pöppelmann-Haus eine Fotoausstellung mit dem Titel &bdquo;Augenblicke“. Damals wie heute zeichnet seine Arbeit das genaue Hinsehen und das Einfangen von Augenblicken aus. &bdquo;Augenblicke II“ blickt auf vier Jahrzehnte fotografische Arbeit zurück und schlägt dabei Brücken durch die Zeit. Ein Lesetisch zu jedem Projekt Eine Brücke schlägt er nach Griechenland. 1983 und 2021 besuchte er Kalochorafitis, ein Bergdorf auf Kreta. 1983 fotografierte er dort für seine Diplomarbeit, 2021 spürte er in einem freien Projekt den Veränderungen auf der Insel und in der Gesellschaft dort nach. &bdquo;Für die neue Ausstellung habe ich knapp 80 Fotos ausgewählt, die für verschiedene Projekte stehen“, sagt Escher. Jedes Projekt bekomme genügend Raum für eine ausführliche Vorstellung. &bdquo;Das können mal zwei Bilder, mal eine ganze Reihe sein“, sagt er: &bdquo;Zu jedem Projekt gehören ein Lesetisch oder andere Möglichkeiten, sich ausführlich mit dem jeweiligen Projekt auseinanderzusetzen.“ Geflüchtete auf dem Meer Escher arbeitet seit 1983 als freier Fotograf für Redaktionen, Verlage, Museen und Projekte. Er war mit Rupert Neudecks Schiff &bdquo;Cap Anamur“ unterwegs, als es Flüchtlinge im südchinesischen Meer aufnahm, fotografierte auf Anregung von Jan Hoet im Auftrag des Marta im Kongo für das Projekt &bdquo;Hautnah“ oder auf Haiti nach dem verheerenden Erdbeben 2010, wieder für Cap Anamur. Eschers Bilder entstehen zwar im Augenblick, sollen aber zum Nachdenken anregen, Verständnis wecken und darüber die Welt vielleicht ein klein wenig besser machen. Oft zeigen sie Menschen, die bei allem Elend zuversichtlich in die Zukunft blicken. Voyeuristisch sind die Bilder dabei nie. Escher bedauert, dass seine Arbeit immer schwieriger wird, weil er kaum noch reisen kann. &bdquo;Die Zeiten, in denen Menschen oder Befreiungsorganisationen Fotografen als eine Möglichkeit sahen, ihre Anliegen in die Welt zu tragen, sind lange vorbei. Heute werden Fotografinnen, Fotografen oder Journalisten immer mehr zu Zielscheiben“, sagt Escher. Fotografen werden heute zur Zielscheibe Der Herforder fotografierte in Afghanistan, im Sudan, im Libanon und entging 2014 in Syrien nur knapp einer Entführung durch die Milizen des Islamischen Staates (IS). Diese Länder faszinieren ihn immer noch, aber vielerorts machen Islamisten oder Söldner die Arbeit der Hilfsorganisationen, die er meist bei ihrer Arbeit begleitet, und damit auch seine Arbeit unmöglich. Er sei kein Kriegsfotograf, sagt Escher, auch wenn die Hilfsorganisationen oft in Kriegs- oder Krisenregionen arbeiten: &bdquo;Mir geht es immer um die Menschen.“ Die Ausstellung Viele Bilder hat er für die Ausstellung neu geprintet. Diese können von den Besuchenden erworben werden. Die Ausstellung &bdquo;Augenblicke II“ wird am Samstag, 31. August, um 15.30 Uhr im Daniel-Pöppelmann-Haus, Deichtorwall 2, mit einer Einführung durch den Schriftsteller Michel Helm eröffnet und ist dort bis zum 29. September dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Ab 1. September bietet Sonja Ziemann-Heitkemper sonntags um 15 Uhr Führungen durch die Ausstellung an. Infos zu Sonder- und Gruppenführungen (für Schulklassen kostenfrei) gibt es per E-Mail an ziemannart@aol.com. www.herforder-kunstverein.de.

Meistgelesen