Wie Herfords City zur Wohlfühlzone weiter entwickeln werden soll

Das ist die positive Nachricht der Woche: Drei junge Köche aus Herford haben am Gänsemarkt, eine der historischen Keimzellen der Herforder Innenstadt, die ehemalige &bdquo;Quartier Lounge“ übernommen, mit eigenhändiger Arbeit modernisiert und starten nun mit dem eigenen Restaurant &bdquo;Melvin im Quartier“ wieder neu durch. Saisonal und regional soll ihre Küche sein, sagen die jungen Unternehmer. Sie kennen ihr Publikum und setzen auf eine Wiederkehr des alten Stammpublikums. Es ist ein sehr individueller, typisch herforderischer Ansatz der Wiederbelebung eines der wichtigsten Innenstadtplätze in der Werrestadt. Lesen Sie auch: Regionale und mediterrane Küche: Restaurant &bdquo;Melvin im Quartier“eröffnet in Herford Denn wer durch die Fußgängerzone geht, der kann sie nicht übersehen, die Leerstände von Ladenlokalen in bester Citylage. In den meisten Schaufenstern dieser Immobilien prangen Schilder, dass die jeweiligen Flächen ohne Provision wieder vermietet werden. Die einstige Goldgräberstimmung bei den Immobilienbesitzern in der Innenstadt ist Ernüchterung und vor allem Verunsicherung gewichen. Es muss wieder Farbe und Leben einziehen Doch leere Schaufenster, die den Blick freigeben auf öde Ladenflächen, die unaufgeräumt und schmutzig daherkommen, sind kein Aushängeschild für eine Stadt. Und für die einer alten Hanse- und Handelsstadt wie Herford schon gar nicht. Die Botschaft lautet: Es muss wieder Farbe und Leben einziehen in die Herforder City, die ja mit zahlreichen liebevoll restaurierten, historischen Gebäuden, die noch in der Hansezeit ihren Ursprung haben, durchaus attraktiv und wohnlich daherkommt. Etwa 30 Leerstände, so haben es Experten dieser Zeitung vor nicht allzu langer Zeit gesagt, gilt es wieder mit Leben zu füllen; die Stadt muss zudem wieder ein Treffpunkt auch für junge Menschen werden. Denn das hat uns die Coronazeit gelehrt: Die Menschen sehen in der Stadt nach wie vor einen zentralen Brennpunkt ihrer gesellschaftlichen Aktivitäten. Wie drückte es der Zukunftsforscher Andreas Reiter jüngst in einem Interview aus: &bdquo;Die Innenstadt der Zukunft ist eine Wohlfühlzone.“ Alle Lebensbereiche, vom Wohnen zur Arbeit, von Bildung, Freizeit und Kultur, müssten dort miteinander verbunden werden. Das Prinzip der Innenstädte als &bdquo;Umkleidekabine“ habe sich überholt, so Reiter. Zwar werde auch künftig in den Innenstädten noch eingekauft, doch da sich das Einkaufen auch ins Netz verlagert habe, träten nun andere Bedürfnisse immer mehr in den Blickpunkt. Hohe Immobilienpreise können sich nicht halten Es müssten Orte und Plätze für Kommunikation geschaffen werden, so Reiter. Begrünte Flächen wie Dachgärten müssten konsumfrei begehbar gemacht, Bildungs- und Begegnungseinrichtungen unter einem Dach eingerichtet werden. Da weniger Flächen für Handel und Büros benötigt würden, könnten sich die einst hohen Immobilienpreise in den Innenstädten nicht mehr halten, prognostiziert Reiter zugleich. Es wird Zeit, dass dieser Sektor diese Entwicklung erkennt und auch alternativen Nutzungsmöglichkeiten abseits des Einzelhandels Chancen gibt, sich in der Innenstadt zu zeigen und neue, ortsgebundene Angebote im Dienstleistungs- oder Kultursektor eine Chance haben, Herford auf neue Weise und vielleicht auch kleinteiliger als bisher aufleben zu lassen. Lesen Sie auch: Reduzierte Mieten auf Zeit: So kann der Leerstand in Herford nicht bekämpft werden Die Voraussetzungen dafür sind ausgesprochen gut. Denn die Werrestadt verfügt über attraktive Plätze und Zugang zu Wasserläufen, was immer einen besonders hohen Aufenthaltswert hat. Andere Metropolen in Europa wie Wien, Kopenhagen, Stockholm oder Amsterdam haben es vorgemacht: Die digital vernetzte Stadt von morgen muss einladend, grün, vielfältig und mit hohem Verweilfaktor daherkommen. Transformationsprozess hat begonnen Es ist eine der zentralen Aufgaben der Kommunalpolitik in der kommenden Legislaturperiode, die Debatte und den Entscheidungsprozess hin zu einer attraktiv-modernen Stadt Herford anzustoßen und zu begleiten. Mit allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zusammen, die sich daran beteiligen wollen. Der Transformationsprozess hat schon begonnen. Leerstände in der City sind keine Last, sondern eine Chance. Das zeigen die drei jungen Köche von &bdquo;Melvin im Quartier“.

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