Wo Klimawandel den Hausbau in Herford verhindert

Herford. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Bau- und Umweltausschuss den Entwurf des Bebauungsplans &bdquo;Waterfuhr neu“ beschlossen, mit dem die Stadt ein Gebiet südlich der Salzufler Straße neu ordnen will. Darüber gab es Diskussionen, an denen sich auch der Eigentümer einer Fläche beteiligte: Er wollte dort bauen und darf das nun aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr. Der Ausschuss machte es sich bei der Entscheidung nicht leicht: Er hatte das Thema zweimal auf der Tagesordnung und war zu einem Ortstermin dort. Im Süden grenzt das Gebiet an die Bahnschienen an. Es reicht – grob gesehen – vom Ellersiekerbach im Westen, hinter den Tennisplätzen der Tennisspielgemeinschaft, bis zur Maschstraße, die im Osten gegenüber dem Ende des Obi-Grundstücks abzweigt. Der geltende Bebauungsplan ist noch von 1966. Das Planungsrecht für den 22,95 Hektar großen Bereich will die Stadt nun der tatsächlichen Nutzung anpassen. Denn bisher ist der Bereich als Gewerbegebiet ausgewiesen. Gewerbe gibt es jedoch vorrangig an der Ernstmeierstraße und zwischen der Wohnbebauung – mit Ein- und Mehrfamilienhäusern an der Brunnen- und der Maschstraße. An der Salzufler Straße befindet sich zudem einAutohaus. Ein Nein zu vier neuen Bauplätzen Die Verwaltung hatte sich im Zuge ihrer Überlegungen zunächst an die Bewohner des Gebietes gewandt. Dabei äußerte ein Anlieger auch den Wunsch nach vier zusätzlichen Bauplätzen entlang des Fußweges, der im Osten am Steinsieksbach entlang führt. Ihm zufolge hat er beim Kauf des Grundstücks die Zusage der Stadt erhalten, dass er dort bauen könne. Das hätten sie nicht verifizieren können, sagt Baubeigeordneter Peter Maria Böhm später auf NW-Nachfrage. Das sei 20 Jahre her und daher für die Stadt auch nicht mehr bindend. Der Knackpunkt in der Debatte der Bau- und Umweltpolitiker war, dass die mittleren der vier potenziellen Bauflächen bei einem Extrem-Hochwasser im Überflutungsbereich des Steinsieksbachs liegen. Das wollte der Ausschuss angesichts der zunehmenden Überflutungskatastrophen mehrheitlich nicht riskieren. Lesen Sie auch: Wohnen im Überflutungsbereich: Bauplätze am Steinsieksbach in Herford angedacht Er folgte daher dem Vorschlag der Verwaltung, die beiden mittleren Grundstücksflächen als private Grünflächen auszuweisen. Claudia Schumacher (Grüne) hielt eine Bebauung aller vier Grundstücke wegen der Risiken für nicht vertretbar. Zudem handele es sich um vorbelastetes Gebiet, weil von der Autobahn her Lärm herüberweht. Dem schloss sich auch Gerd Teuteberg-Pehle (Linke) an. Ausschuss lehnt auch Alternativvorschläge ab Christian Bäuerle (FDP) schlug hingegen vor, die Baufelder der mittleren Grundstücke um einige Meter in Richtung Westen zu verlegen. Gleichzeitig sollten zusätzliche Retentionsflächen geschaffen werden. Er hielt es für problematisch, Grundstücke dadurch zu entwerten, dass die Stadt eine bereits in Aussicht gestellte Möglichkeit zur Bebauung zurücknimmt. Erhard Stuckenholz (SPD) verwies darauf, dass die Überschwemmungslinie mitten durch die mittleren Grundstücke verlaufe. Vor diesem Hintergrund hielt er eine Bebauung nicht für vertretbar. Bei den äußeren Grundstücken stelle sich die Situation anders dar: Sie lägen nur im Bereich der vorgesehenen Grünflächen im Überschwemmungsgebiet. Auch die CDU signalisierte ihre Zustimmung zum Verwaltungsvorschlag. Der Miteigentümer der betroffenen Grundstücke berichtet, dass er die Fläche vor 30 Jahren teuer erworben habe, um dort Wohnhäuser zu errichten. Sie nun nicht bebauen zu dürfen, sei mit einem hohen Wertverlust für ihn verbunden. Außerdem würden – ihm zufolge – bei einem Extrem-Hochwasser alle vier Bauflächen gleichermaßen und auch die angrenzenden Grundstücke überflutet. Bebauungsplan ist nun öffentlich ausgelegt Die Obere Wasserbehörde bei der Bezirksregierung Detmold habe ihm zudem mitgeteilt, dass die Stadt eigentlich nichts mehr gegen seine Bauwünsche haben könne, wenn er das Retentionsvolumen durch Abgrabung erhöhe. Er bot deshalb an, auf eigene Kosten 100 Kubikmeter auf städtischen Flächen abzugraben. Das würde die Situation in dem Bereich dann auch generell verbessern, ohne dass Kosten für die Stadt entstünden. Letztlich beschlossen die Politiker mehrheitlich den Vorschlag der Verwaltung. Noch bis Montag, 19. August, liegt der Bebauungsplan-Entwurf im Rathaus öffentlich aus. Damit gibt die Verwaltung den Fachbehörden und noch einmal den Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit, zum Entwurf Stellung zu beziehen.

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