Die Herforder Steinstraße: Drogen, Gewalt und Dealer, die sich als Pizzabäcker tarnen

Herford. Kopfsteinpflaster, Imbisse, Restaurants, Fachgeschäfte, teils historische Häuser: Die Steinstraße gilt – auch wenn es die vergangenen Monate bis zur Explosion der Stevia-Bar vergleichsweise ruhig war – als einer der Herforder Problempunkte. Die Kreispolizeibehörde hat sie – wie andere Bereiche rund um die Diskothek Go Parc und den Bahnhof – unter dem Arbeitstitel &bdquo;Sichere Innenstadt“ seit Frühjahr 2023 besonders ins Visier genommen. Feiernde Gäste, viele Einsätze Die Streifenwagen und ihre Besatzungen mussten und müssen immer wieder auf der Straße aktiv werden. Oft sind es junge Leute, die abends und nachts aneinandergeraten. 2022 erfasst die Herforder Polizei auf dem Areal um Bahnhof, Steinstraße und Go Parc 127 Gewaltdelikte. 54 Fälle sind einfache vorsätzliche Körperverletzungen, in 55 Fällen geht es um gefährliche Körperverletzungen. Es gibt 2022 sogar zwei versuchte Tötungsdelikte – darunter Schüsse auf einen Geländewagen – und eine Auseinandersetzung von Jugendlichen. Dazu kommen acht Raub- und weitere acht Sexualdelikte. Auf der Steinstraße werden allein 13 schwere Taten dokumentiert. Nach der Explosion der Stevia-Bar am vergangenen Sonntag ermittelt nun erneut eine Mordkommission. Wie berichtet, geht die Polizei aufgrund der Beweise davon aus, dass die Explosion und der nachfolgende Brand vorsätzlich verursacht wurden. IS-Sympathisanten im Imbiss Vor zehn Jahren, im Sommer 2014, wird die Steinstraße deutschlandweit bekannt. Herforder Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat – darunter, wie sich später herausstellt, ein IS-Terrorist – sind mit einem jesidischen Imbissbetreiber aneinandergeraten. Hunderte Menschen kommen kurz darauf als Unterstützer des Mannes auf der Steinstraße und dem angrenzenden Gänsemarkt zusammen. Der damalige Fall rückt die Aktivitäten von in Herford lebenden Salafisten in den Fokus. Immer wieder gibt es auch größere Drogenverfahren: 2001 fliegt eine Bande albanischer Drogenhändler auf, die überregional mit Kokain dealt und unter anderem zur Versorgung von Süchtigen an der Steinstraße eine Wohnung angemietet hat. Damals geht es vorm Landgericht Bielefeld allein um 550 Fälle von Drogenhandel. Unten Pizza, im ersten Stock Heroin 2005 ist die Steinstraße dann Drehkreuz einer Drogenbande, die rund sechs Kilogramm Heroin nach Herford schmuggelt. Offensichtlich als Tarnung betreiben die später zu langen Haftstrafen verurteilten Eigentümer eine Pizzeria. Detmolder Drogenfahnder nehmen damals die Ermittlungen auf, weil der Bruder des Pizzeria-Betreibers im Nachbarkreis lebt. Die Einnahmen der Bande sind offenbar hoch: Pro 0,1 Gramm Heroin werden auf der Straße 10 bis 15 Euro bezahlt – die Einnahmen liegen damit wohl bei mindestens 600.000 Euro. Der Verbleib des Geldes bleibt in großen Teilen unklar. Die Detmolder Ermittler nehmen an, dass es unter anderem an die verbotene kurdische PKK fließt. Im November 2005 nimmt ein Spezialeinsatzkommando einen Mann in seiner Wohnung an der Steinstraße fest. Es geht um internationalen Menschenhandel. Aus ehemaligen russischen Teilrepubliken sollen junge Frauen mit falschen Pässen und falschen Versprechungen nach Deutschland geschmuggelt worden sein. Neben Herford werden auch Bordelle in Bünde durchsucht. Massenschlägerei nach rassistischen Beleidigungen 2018 gehen dann nach rassistischen Beleidigungen afrikanische und kurdisch-stämmige Männer aufeinander los. Bei der Massenschlägerei mit rund 40 Teilnehmern kommen damals abgebrochene Flaschen zum Einsatz. Mehrere Personen werden bei dem Aufeinandertreffen verletzt. 2019 kommt es zu einer Massenschlägerei zwischen Mitgliedern zweier rivalisierender Familien auf der Steinstraße. Vier Männer werden festgenommen, gegen 14 weitere Personen wird kurz darauf ermittelt. Der Anlass für die Attacke war nichtig: Es ging offenbar lediglich um einen geparkten Wagen und ein Wortgefecht.

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