Herforder Anwohner wehren sich gegen zweite Tongrube vor ihrer Haustür

Herford. Rund 30 Anwohner aus Diebrock haben sich in einem Brandbrief an den Kreis Herford gegen ein Projekt ausgesprochen, welches derzeit im Genehmigungsverfahren ist. Auf einer Ackerfläche von circa 20 Hektar will die Bünder Firma Stork Tongruben und Transport GmbH nämlich eine weitere Tongrube eröffnen. &bdquo;Wir haben nur zufällig von dem geplanten Projekt erfahren und sprechen uns als Anwohner entschieden dagegen aus – es reicht“, sagt Andrea Hillbrand (59). Zusammen mit ihrem Mann Andreas und ihren drei Kindern wohnt sie an der Diebrocker Straße 214 - seit 27 Jahren. Schon seit vielen Jahren findet linksseitig von dem Anwesen an der Hausheider Straße der Tonabbau statt. Der Vertrag wurde unlängst auf weitere 25 Jahre verlängert. Sehr zum Leidwesen der Anwohner, die sich in ihrer Lebensqualität durch ständig fahrende Lkw, Lärm und Feinstaub stark beeinträchtigt fühlen. Lebensqualität vor wirtschaftliches Interesse stellen Dass nun noch eine weitere Tongrube rechtsseitig ihres Anwesens entstehen soll, bringt für sie und ihre Nachbarn nun endgültig das Fass zum Überlaufen. Rund 30 Nachbarn aus Diebrock haben sich der Interessensgemeinschaft bereits angeschlossen und wollen das Projekt verhindern. Mehr zum Hintergrund: Bünder Unternehmen will in Herford viele weitere Jahre Ton abbauen In einem Brandbrief an den zuständigen Kreis Herford, der dieser Zeitung vorliegt, listen die Anwohner die Einwendungen auf, die sie gegen das geplante Projekt vorbringen. So befürchten sie, dass der angrenzende Wald in Folge des Abbaus massiv geschädigt werden könnte. Er würde bereits jetzt unter der bestehenden Tongrube leiden. Auch das Verkehrsaufkommen sei ein Thema, wenn zukünftig geschätzt rund einhundert Lkw täglich über die Diebrocker Straße rollen würden, um das Abbaumaterial zu wegzubringen. Der Plan, eine Extra-Abbiegespur zur Tongrube anzulegen und die Diebrocker Straße in dem Bereich zu verbreitern, stößt ebenfalls auf wenig Gegenliebe, denn dann sei sie zu Fuß noch schwerer zu überqueren. &bdquo;Hitze-Hotspots“ als Folge des Klimawandels befürchtet Der geplante Bau einer Reifenwaschanlage auf dem Gelände der Tongrube würde des Weiteren nicht dafür sorgen, dass die Lkw mit sauberen Reifen über die Straßen Diebrocks fahren. Die angrenzenden Straßen seien bereits bei der bereits bestehenden Tongrube durch die Lkw ständig verschmutzt. Auch sei bei Starkregen-Ereignissen davon auszugehen, dass die ohnehin schon überlasteten Straßengräben im Gebiet überlaufen würden. Durch die abgetragene Humusschicht und den schlechten Wasserspeichereigenschaften des Tons könne das Wasser auf dem Abtragungsgebiet nicht versickern, sodass sie eine Ableitung des Wassers durch das Gefälle der Flächen in Richtung der benachbarten Wohnhäuser befürchten. Bei trockenen Witterungsverhältnissen sei zudem eine erhebliche Feinstaubbelastung zu erwarten, was für die Anwohner und die Besucher des Naherholungsgebietes zu erheblichen Einschränkungen führen würde. &bdquo;Wollen nicht von zwei Tongruben eingekesselt sein“ Einen weiteren Gefahrenpunkt sehen die Anwohner im Bereich des Klimawandels. Durch die tendenziell steigenden Temperaturen würden sich sogenannte &bdquo;Hitze-Hotspots“ bilden, die für eine weitere Erhöhung der Umgebungstemperatur sorgen würden. Mit dem heutigen Wissen und der gemachten Erfahrungen, die aus dem Klimawandel resultieren, passe ein Abbau in direkten Nähe zu den Wohnhäusern schlichtweg nicht mehr in die Zeit. Und noch ein weiterer Punkt scheint bei den Planungen nicht oder nicht hinreichend berücksichtigt worden zu sein, wie Anwohnerin Hillbrand erläutert: &bdquo;Der Großteil der betroffenen Anwohner versorgt sich selbst mit Brunnenwasser. Messungen ergaben eine hervorragende Wasserqualität in allen umliegenden Brunnen“. Eine Abgrabung würde diese Selbstversorgung in den Augen der Anwohner massiv gefährden. &bdquo;Die erste Tongrube haben wir hingenommen und in den letzten Jahren die Erfahrungen sammeln können“, sagt Andrea Hillebrand weiter. Dass nun eine zweite Tongrube in direkter Nachbarschaft entstehen soll, kann sie nicht verstehen: &bdquo;Wir sind dann quasi von zwei Tonaubbaugebieten eingekesselt“, so die Frau, die mit ihrer Familie doch extra aufs Land gezogen ist, um die Natur zu genießen. &bdquo;Wirtschaftliche Interessen dürfen einfach nicht im Vordergrund stehen – hier geht es um Menschen, ihre Lebensqualität und nicht zuletzt um die Natur“, findet sie und steht mit ihrer Meinung ganz offensichtlich nicht alleine. &bdquo;Vielleicht gelingt es uns ja, das Vorhaben noch zu verhindern“, hofft Andrea Hillbrand.

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