Diskussion um Ausbau von Straße in Bünde bringt eine Seniorin auf die Palme

Bünde. Mal in Ruhe auf dem Balkon Kaffee trinken ist bei Bärbel Stolle, die in einer Eigentumswohnung an der Weseler Straße wohnt, nicht drin. Es sei denn, sie würde das nach Mitternacht tun, denn dann werde es ruhiger, sagt sie. Als sie jetzt von der Diskussion im Verkehrsausschuss hörte, dass man überlegt, auch noch die Bäume zu entfernen, um nach einer Sanierung mehr Platz auf der Straße für den Verkehr zu bekommen, war sie empört. &bdquo;Die Bäume sind das einzige bisschen Grün, das wir hier haben. Sie schützen uns zumindest etwas vor den Abgasen und dem Lärm.“ Wie berichtet, soll die Weseler Straße ausgebaut werden. So plant es der Kreis Herford, der für die Straße verantwortlich ist. Im Bünder Verkehrsausschuss war man Anfang der Woche mit der Planung allerdings nicht so ganz einverstanden, denn abzüglich der beidseitigen Gehwege und Radfahrschutzstreifen bleiben für den motorisierten Verkehr nur noch 4,50 Meter übrig. Dabei sei den Grünen nicht &bdquo;ganz wohl“, wie Ausschussmitglied Ralf Wiegmann in der Sitzung deutlich machte. Er befürchtet, dass das im Begegnungsverkehr zu Frust bei Auto- und Lkw-Fahrern führen könne, wenn auf beiden Seiten Radfahrer unterwegs sind. Wiegmann fragte den Planer, der den Ausbau der Weseler Straße im Ausschuss vorstellte, nach alternativen Lösungen, um die Situation auf der Straße zu entschärfen. Als Antwort bekam er, dass man selbst gern mehr Platz hätte. Das sei aber höchstens mit der Entfernung der Bäume zu erreichen. &bdquo;Also entweder der Erhalt der Bäume oder eine bessere Verkehrsführung“, fasste Ralf Wiegmann zusammen und fügte noch an: &bdquo;Für einen Grünen ist so ein Vorschlag eine große Herausforderung.“ Anwohner beklagen, dass Wurzeln die Hauswände beschädigen Doch die Enge auf der Straße ist nicht das einzige Problem. Wie Jörn Döring (UWG) erläuterte, wisse er von Anwohnern der Weseler Straße, die ein Entfernen der Bäume begrüßen würden, weil deren Wurzeln die Kellerwände ihrer Häuser beschädigen würden. Lesen Sie dazu auch: Schlechter Zustand: Wann die Weseler Straße in Bünde saniert werden soll Probleme mit Baumwurzeln bestehen bei Bärbel Stolle im Bereich der Sparkasse an der Weseler Straße nicht. Das Haus, in dem sie wohnt, liegt etwa zehn bis zwölf Meter von der Straße entfernt. Seit den 1960er Jahren kennt sie die Ecke. &bdquo;Damals haben die Bäume schon hier gestanden“, erinnert sie sich. Und wie langsam die Bäume wachsen, macht sie mit Blick auf einen wesentlich kleineren Baum in der Reihe deutlich. &bdquo;Der wurde hier 2007 eingepflanzt“, sagt sie. Das war in dem Jahr, als sie in die Eigentumswohnung zwischen Hengistweg und Weseler Straße einzog. Sie sagt: &bdquo;Die Bäume hier vor unserem Fenster sind die einzige grüne Lunge hier.“ Für sie sei es immer am angenehmsten, wenn es windig ist, denn dann würden die Abgase schnell fortgetragen. &bdquo;Bei Windstille ist die Belastung hier schon stark. Aber noch schlimmer wäre es, wenn auch noch die Bäume entfernt werden würden.“ Zehn bis fünfzehn Autos würden regelmäßig vor der roten Ampel an der Kreuzung Weseler Straße / Fahrenkampstraße / Dobergstraße mit laufenden Motoren stehen. &bdquo;Ohne die Bäume würde für uns Anwohner hier ein großes Stück Lebensqualität verloren gehen“, sagt die Frau und meint damit auch weitere Anwohner, von denen sie wisse, dass sie der gleichen Ansicht sind. Sie sei nun schon über 80 Jahre alt. Sollten die Bäume dennoch für mehr Platz auf der Straße geopfert werden, würde sie zwar nicht mehr wegziehen. Für die Jüngeren wäre das dann aber schon ein großes Problem. Bünde hat über die Fahrbahn nicht zu bestimmen Der Bünder Verkehrsausschuss hatte Anfang der Woche lediglich über den Gehweg abzustimmen, weil dieser auf Bünder Gebiet liegt. Für die Maße und den Ausbau der reinen Straße hat der Kreistag in Herford aber längst einen Beschluss gefasst. Und darin ist die Baumreihe entlang der Weseler Straße mit 80 Zentimeter Breite eingeplant. Dennoch setzen die Ausschussmitglieder darauf, das Protokoll der Sitzung quasi als Protestnote gegen den Beschluss an den Kreis Herford zu senden. Lesen Sie dazu auch: Gewerbegebiet Niedermanns Hof vor finaler Entscheidung Bis sich der Kreistag möglicherweise noch einmal damit befasst, werden noch Tausende Autos, Lkw und Motorräder mit laufenden Motoren vor der roten Ampel vor Bärbel Stolles Balkon stehen – und, wie sie sagt, nur wenige Passanten den Gehweg nutzen. Die Bezirksregierung besteht laut dem Planer für das Projekt aber auf beidseitigen Gehwegen und auch Radfahrschutzstreifen. Würde man ohne planen, entfalle die finanzielle Förderung vom Land.

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