Pleiten, Pech und Pannen: Diese Herforder Schule braucht einen langen Atem

Herford. So richtig Grund zum Feiern gab es am Ravensberger Gymnasium Herford zuletzt im Juli 2018. Da wurden nämlich mit einem Tag der Naturwissenschaften die neuen Räume für Chemie, Physik und Biologie feierlich eingeweiht. Dem Fest war damals bereits eine dreijährige Phase des Umbaus voraus gegangen. Was danach folgte, war eine Hiobsbotschaft nach der anderen: Im März 2019 musste der neue naturwissenschaftliche Trakt von einem Tag auf den anderen gesperrt werden. Grund: Wie sich herausstellte war die Sanierung misslungen, da in der Folge die Brandschutzvorschriften nicht mehr erfüllt waren. Container mussten her - zunächst einmal für die Fachräume Chemie, Biologie und Physik. Mit einiger Wartezeit kamen die ersten Container an. Für Ende 2019/Anfang 2020 war aber sowieso eine Sanierung und Erweiterung des Hauptflügels der Schule geplant. Und die alte Turnhalle der Schule wurde plangemäß abgerissen und neu gebaut. Gut 750 Schüler haben seit rund vier Jahren kein richtiges Zuhause mehr So haben die gut 750 Schüler kein richtiges Zuhause mehr - seit rund vier Jahren. Die Älteren zogen peu à peu ganz in Container um, die Jüngeren der Jahrgänge 5 bis 8 fanden ein Ausweichquartier in der ehemaligen Hauptschule Meierfeld. In der Zwischenzeit wechselte die Schulleitung von Rita Klötzer zu Andrea Bartels, und auch die Stelle des zuständigen Sozial-Beigeordneten in der Stadtverwaltung wurde neu besetzt: Birgit Froese-Kindermann ging, Patrick Puls kam. Immer wieder wurden für die Bauprojekte - Dreifachturnhalle und Hauptgebäude - Fertigstellungstermine genannt. Und immer wieder kam etwas dazwischen. Asbestfunde, unvorhergesehene Schäden, die Insolvenz des beauftragten Generalunternehmens, ein nicht ganz einfacher Übergang zu einem neuen Bauträger sowie Wasserschäden am neu verlegten Boden der Turnhalle - gefühlt gibt es nichts, was auf der RGH-Baustelle nicht schief gegangen ist. Auch die veranschlagten Kosten vom Beginn wurden - nicht zuletzt aufgrund der immer weiter steigenden Baukosten - immer wieder nach oben angepasst. Nun sollen die Arbeiten erst wieder im kommenden Jahr richtig aufgenommen werden können. Derzeit traut sich niemand, einen realistischen Fertigstellungstermin - zumindest für das Schulgebäude - zu nennen. Die gute Nachricht: Die Turnhalle soll tatsächlich nach den Sommerferien in Betrieb gehen können. Es fehlt die Möglichkeit zur Identifikation mit der Schule Die Frage nach Schuldzuweisungen in dieser Pannenserie ist müßig. Allerdings lässt sich durchaus die Frage stellen, was die Situation mit den Schülern und den rund 70 Lehrenden am RGH macht. Irgendwie sind sie ja quasi heimatlos, können die Container trotz einer guten Ausstattung nicht wirklich als Schul-Heimat, die sich für Identifikation eignet, bezeichnet werden. Mittlerweile können sich nicht wenige der Schüler ja gar nicht mehr an eine Zeit erinnern, in der es noch ein eigenes Schulgebäude gab. Schade, denn gerade für junge Menschen ist die Identifikation mit ihrer Schule wichtig. Allerdings kann die besondere Situation, unter der am RGH der Schulalltag abläuft, auch zusammenschweißen. Lediglich die Jüngeren, die am Ausweichstandort Meierfeld unterrichtet werden, sind da ganz gewiss erst einmal außen vor. Wann die Schule aus den Containern auf der Werrestraße wieder in ihr Gebäude umziehen kann, dazu es soll laut Technischem Beigeordneten Peter Böhm erst am Donnerstag, 29. Mai, in der Sitzung des Betriebsausschusses eine Prognose geben. Die neuen Planer wollen nicht vorschnell ein Versprechen machen, das sie am Ende nicht halten können. Bleibt zu hoffen, dass der neue Termin dann gehalten werden kann. Denn eines ist gewiss: Diese Schule braucht wirklich einen langen Atem.

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